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Sonntag, 16. Juni 2013

Faktenzusammentragung

Aus 2010) Der Kurier bringt eine bemerkenswert neutral gehaltene Auflistung der Fakten zum Islam in Österreich. Deshalb bemerkenswert, weil er die Ängste der Bevölkerung (wie berichtet: über 70 Prozent der Österreicher sehen im Islam eine Bedrohung) als sehr faktengegründet darstellt. Sodaß man wieder nur nach der Wahrnehmung der Politik fragen kann, schon gar wenn man liest, was ihr zum Thema überhaupt einfällt - Bildungsoffensive.

Dazu paßt eine ebenfalls in diesen Tagen bekanntgewordene Studie aus den Niederlanden. Die ergab, daß die Zuwanderung samt allen Folgeproblemen die Niederlande jährlich zwischen 6 und 10 Milliarden Euro kostet. Herwig Birg bezifferte einmal die Nettokosten pro Zuwanderer (also allfällige Steuerleistungen abgerechnet) in Deutschland mit jährlich 10.000 Euro. Nicht gerechnet sind die Kosten, die auch NACH der Einbürgerung erwachsen, bzw. bleiben. Und deren Intensität auf vielen Gebieten die untenstehenden Zahlen ahnen lassen. Denn offensichtlich hat Österreich viele (auch bereits einebürgerte) Zuwanderer, die hiezulande ... nicht benötigt wurden, weil nun arbeitslos sind. Und auf anderen Gebieten nützlich sind, weil sie das Lohnniveau in manchen Branchen unter das kulturnotwendige heimische Niveau drücken.

Hier seien
zu Zwecken der Dokumentation diese Fragen und Antworten festgehalten.

Wie viele Muslime gibt es in Österreich? Und woher stammen sie?

Laut einer Studie des Integrationsfonds gab es per 1. Jänner 2009 eine halbe Million Muslime in Österreich. Die Hälfte davon sind österreichische Staatsbürger. Weitere 20 Prozent sind Türken, zehn Prozent Bosnier und sieben Prozent Serben. Der Rest setzt sich aus Staatsbürgern aus vielen Ländern zusammen.

Wie hat sich die Zahl der Muslime in der Vergangenheit entwickelt?

Die Volkszählung im Jahr 1971 ergab 22.000 Muslime in Österreich (0,3 Prozent der Gesamtbevölkerung). Vier Jahrzehnte später sind es mehr als 20 mal so viele. Allein von 2001 bis 2009 hat sich die Zahl um 50 Prozent erhöht; jene der österreichischen Muslime hat sich (wegen Geburten und Einbürgerungen) mehr als verdoppelt.

Wird sich dieser Trend fortsetzen?

Muslime machen derzeit 6,2 Prozent der Bevölkerung aus. Das Institut für Demografie an der Akademie der Wissenschaften geht davon aus, dass dieser Anteil im Jahr 2051 zwischen 14 und 18 Prozent betragen wird - das wären rund 1,6 Millionen Menschen.

Bekommen Musliminnen wirklich mehr Kinder als andere Frauen?

Österreichische Frauen bekommen im Schnitt 1,3 Kinder. Türkische Frauen in Österreich (die Zahl der Türken hierzulande entspricht praktisch jener der türkischen Muslime) haben im Schnitt 2,6 Kinder, Frauen aus Ex-Jugoslawien haben zwei. Dies lässt auch Rückschlüsse auf die österreichischen Muslime zu, die zu einem Großteil aus diesen Ländern stammen - und eingebürgert wurden bzw. in zweiter oder dritter Generation hier leben. Dazu passt der Zuwachs der Muslime von 2001 bis 2009: Er beruhte mehr auf der Geburtenbilanz (Geburten minus Sterbefälle: 105.000) als auf Zuwanderung (64.000). Zum Vergleich: Die Bevölkerung insgesamt ist in dieser Zeit wesentlich stärker durch Zuwanderung (280.000) als durch die Geburtenbilanz (Geburten minus Sterbefälle: 43.000) gewachsen.

Sind Muslime überdurchschnittlich oft arbeitslos?

Für die Muslime insgesamt lässt sich das nicht genau sagen, ebenso wenig für die österreichischen Muslime. Die Arbeitslosenstatistik weist nämlich keine Religionszugehörigkeit aus. Die Statistik weist aber zum Beispiel die türkischen Staatsbürger aus. Diese Gruppe ist - wie erwähnt - praktisch ident mit jener der türkischen Muslime in Österreich. Der Arbeitslosenanteil der Türken war im Jahr 2008 mit elf Prozent doppelt so hoch wie jener der Österreicher. Alarmierend ist die Jugendarbeitslosigkeit. Sie war bei Türken (2007) mit 18,4 Prozent mehr als doppelt so hoch wie bei Österreichern (7,4 Prozent). Die hohe Arbeitslosigkeit hängt eng mit dem Bildungsgrad zusammen. "Vor allem türkische Kinder und Jugendliche haben Eltern oder Großeltern, die aus ärmlichen Verhältnissen stammen und schlecht gebildet nach Österreich gekommen sind", sagt der Islam-Experte Thomas Schmidinger. Das Problem: "Man muss die Muttersprache gut beherrschen, um eine zweite Sprache gut lernen zu können."

Sind Muslime krimineller als der durchschnittliche Österreicher?

Anderer Bereich, selbes Problem: Die Kriminalstatistik fragt nicht nach Religionszugehörigkeiten, sondern nach der Staatsbürgerschaft. Hier fällt auf, dass bei den "ermittelten Tatverdächtigen" Türken überrepräsentiert sind: Sie machen 1,3 Prozent der Bevölkerung aus, aber drei Prozent der Tatverdächtigen. Auch Serben und Bosnier werden etwa doppelt so oft als Tatverdächtige ermittelt wie es ihrem Anteil an der Bevölkerung entsprechen würde.

Belasten Muslime das Sozialsystem?

Auch hier muss man sich mit Teil-Statistiken begnügen. Während zwölf Prozent der Österreicher armutsgefährdet sind, betrifft dies 34 Prozent der Türken und 23 Prozent der Bürger aus Ex-Jugoslawien. Bei den Türken haben viele Betroffene aber sogar eine Arbeit: 29 Prozent der erwerbstätigen Türken in Österreich gehören zu den "working poor", sind also trotz Arbeit armutsgefährdet (Österreicher: sechs Prozent).

Sind Österreichs Muslime radikal?

"Die große Mehrheit der Muslime ist nicht radikal und stellt auch Werte wie Demokratie und Menschenrechte nicht infrage", sagt Schmidinger. Aus deutschen Studien, die auf Österreich übertragbar seien, wisse man, dass zwischen fünf und 15 Prozent der Muslime einer islamischen Organisation angehören. Die Faustregel sei: "Je konservativer und reaktionärer, desto organisierter."

Sind Türken integrationsunwilliger als andere Migranten?

Eine Studie des Innenministeriums aus dem Vorjahr ergab, dass vielen Türken die Gesetze und Vorschriften der Religion wichtiger sind als die des Staates. Der Politologe Schmidinger sieht bei den Türken vor allem wirtschaftliche und soziale Probleme. Schlechte Ausbildung erschwere die Integration. "In Gymnasien gibt es nur wenige Kinder aus türkischen Familien", erläutert der Wissenschafter. Damit verringern sich zum Beispiel die Kontaktmöglichkeiten zu Einheimischen schon im Kindesalter.

Was muss die Politik tun, um die Situation zu verbessern?

Für Schmidinger gibt es "drei zentrale Punkte", bei denen Handlungsbedarf besteht: "Schule, Arbeit, Wohnbau." Kernpunkt ist für ihn die Bildung. Wer schlecht gebildet ist, hat schlechtere Jobchancen und kann sich nur billige Wohnungen leisten. Schmidinger plädiert für eine Gesamtschule.