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Samstag, 31. August 2013

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Es sind die Biogasanlagen. Deutsche Ökobauern beklagen, daß in ihrem Umfeld die Ausbringung des Dungs mehr und mehr unterbleibt. Öko-Bauerntum rechnet sich kaum noch, weil auch der Zukauf von Dung bei Tiermastbetrieben durch die Nachfrage nach Dung zu teuer wird. Damit unterbleibt aber nicht nur die Versorgung des Bodens mit Nährstoffen, sondern damit wird auch seine Anfälligkeit für Trockenheit erhöht. Biohöfe brauchen wegen der geringeren Nutzintensität größere Flächen, deshalb sind sie davon stärker betroffen.

Die Monokultisierung der Landwirtschaft, gezielt als "Effizienzsteigerung" von den Fördermechanismen provoziert, die die Bauern vom Eigenunternehmer zum Vollzugsbeamten einer Produktionserfordernis macht in wetterbedingten Problemzeiten die Höfe extrem anfällig und nicht mehr überlebensfähig. Die frühere Streuung der Produktion hingegen hat auch Einzelausfälle etwa wegen Trockenheit verkraftbar gemacht. Dafür schreit der Landwirt sofort nach öffentlicher Unterstützung, sowie ihn ein Rückschlag trifft, der auch tatsächlich rasch existentiell bedrohlich wird.

Das ist nur ein allererstes und höchst oberflächliches, dabei aber so interessantes Erfassen von Faktoren, die mit der Trockenheit des heurigen Sommers offensichtlich zu tun haben. Als Gesamterklärung reichen sie alle nicht, und genau das zu erwarten ist schon der prinzipielle Fehler. Denn sie alle wirken nur JEWEILS, und in ihrem JEWEILIGEN, oft regional völlig unterschiedlichen Wirkzusammenhang sind sie zutreffend und als Erklärung plausibel. Eine Gesamtliste der möglichen Kombinationen wäre unmöglich, und würde selbst in den Einzelfaktoren so lang, daß selbst der größte Bildschirm sie nicht mehr fassen könnte. Beispiele, wie abstrahiertes, von der persönlichen Wahrnehmung abgespaltenes, mathematisiertes Denken, Fühlen, Wahrnehmen ausgehebelt und zur Wirklichkeitsbegegnung und -bewältigung untauglich gemacht hat.

Dafür tut die Politik, zumal in Vorwahlzeiten wie in Österreich, das, was sei immer tut: Sie rennt herum und wirft mit Geld um sich, um den Opfern des Klimawandels "zu helfen".

Denn das Generalthema "Klimawandel", der Sau, die bei jedem Wetter durchs Dorf getrieben wird und noch weiter jedes wirklichkeitsgerechte Denken verdunsten läßt, erspart allen das Denken und situationsgerechte Handeln, und verdeckt die wirklichen Versäumnisse und Fehler.

Der deutsche Klimaforscher Hans von Stern, der an sich der Auffassung ist, daß wir einer Klimaerwärmung zugehen bzw. mitten drin stecken, wird in seiner Gelassenheit, mit der er das Thema sieht, hier wohltuend einmal vermerkt.*

Von Stern rät dazu, diese Hysterie, die das Thema begleitet, abzulegen. Vielmehr sollte ganz einfach Punkt für Punkt das angegangen werden was sich real an Herausforderungen stellt. Denn es ist einfach nicht möglich zu prognostizieren, was sich konkret im kommenden Jahrhundert verändern wird, in dem er mit bis zu drei Grad höheren Temperaturen - IN DEUTSCHLAND - rechnet. Während man etwa von 1950 bis 1995 tatsächlich erhöhtes Wirbelsturmaufkommen beobachtet hat, das man den Klimaveränderungen zuschrieb, während Politik und auch gerne die Wissenschaft selber schon mit diesem Horrorszenario hausieren ging, ist SEIT 1995 eine auffällige Beruhigung festzustellen. Warum weiß niemand.

Statt aber in abstrakte weltweite CO2-Beschränkungen zu investieren, die sowieso nicht erreicht werden, sei es wesentlich sinnvoller, mit dem Unumkehrbaren - das in seinen Augen die Klimaerwärmung ist - zu leben zu lernen. Etwa in Bangladesh konkrete Flutschutzdämme zu bauen. Die Bangladeshi selbst nähmen den Klimawandel nämlich überhaupt nicht ernst, sie kümmern sich nur um ihre konkreten Probleme: bauen einen Damm, der bei der nächsten Flut 3000 Menschen schützt. Und davon sollten wir lernen.

Man nehme gleich einmal den Anstieg der Meeresspiegel: Ein einen Meter höherer Meeresspiegel könnte zwar heißen, daß die heutigen Flutbauten an der Nordsee nicht mehr reichen. Aber eine Katastrophe ist das noch lange nicht - denn dann muß man halt die dahinterliegenden Bereiche für kurzfristige Überschwemmungen aufmachen. Das war's. Die Hochwässer der letzten Jahre sind ebenfalls nicht außergewöhnlich. Es gab immer schon in Sachsen jedes Jahrzehnt dramatische Überschwemmungen. Zum Teil haben wir uns die durch verfehlte Dammbauten überhaupt selbst zuzuschreiben.

Er lehne diese Horrorstrategie ab,. mit der das Thema behandelt werde. Sie sei überhaupt nicht sachlich begründbar. Etwa die Meldung, so von Stern, daß mit dem Temperaturanstieg Tropenkrankheiten bei uns zunehmen würden. Man vergißt, daß noch vor 500 Jahren die Malaria in London und den Niederlanden eine alltägliche Tatsache war. Trotz der Kälte. Es hatte mit den Sümpfen und den Hygienebedingungen zu tun, nicht mit dem Wetter.

Oder man nehme die Meldungen über Hitzetote in Chicago, die vor ein paar Jahren durch die Medien geisterten. "Klimawandel" riefen die Politiker. Und warum? Um zu vertuschen, daß sie es in ihrer Hand gehabt hätten, solche Dinge zu vermeiden. Was war in Chicago geschehen? Während früher die Menschen während Hitzewellen gerne in Parks übernachtet hätten, bleiben sie heute aus Angst vor Überfällen zuhause. Nun können sich aber viele ältere Menschen den Betrieb von Klimaanlagen nicht leisten. Und tatsächlich stieg die Todesrate durch Hitzetod frappant. Was war aber etwa in Philadelphia passiert? Die Stadtverwaltung hatte in Tunnels geschützte Übernachtungsmöglichkeiten eingerichtet. Folge? Null Tote.

Die Verstädterung der Lebensweise hat eine völlig unrealistische Beziehung zur Natur und ihren Erscheinungen gebracht. Der Städter glaubt, alles sei regulierbar, müsse auf einem Level gehalten werden. Aber so ist die Natur nicht, und so ist sie noch nie gewesen. Man muß mit ihr einfach leben, und das heißt mit ihren Schwankungen leben. Das haben wir aus Bequemlichkeit verlernt. 

Er selbst genieße derzeit einfach die etwas wärmeren Badebedingungen in seiner Urlaubsdestination Dänemark. Drei Grad, so von Stern, seien doch wirklich bewältigbar. Das hieße, daß Hamburg zukünftig Wetterbedingungen wie heute Freiburg zu erwarten hätte, und Freiburg wie Marseille. Das mache alles greifbar und nehme den Horror, mit dem so gerne aufgewartet werde.

Vielmehr sollten wir einfach mit dem auseinandersetzen, was konkret auf uns jeweils zukommt. Wir sollten aufhören, DEN Klimawandel zu bekämpfen, damit übernehmen wir uns ohnehin heillos. Dafür sollten wir ganz einfach jeweils konkret herantretende Fragestellungen lösen. So, wie es die Menschen immer gemacht haben. Und weit größere Klimaschwankungen überlebt haben, als uns heute bevorstehen. 

Das hat nichts mit Egoismus und Verantwortungslosigkeit zu tun, sondern wird der Sachlage einzig gerecht. Denn große und globale Prognosen, die praktische Konsequenzen logisch machten, sind einfach nicht möglich. Zu komplex sind die Wirkkomponenten in ihrem Zusammenwirken. So werden wir in 30 Jahren höhere Temperaturen haben, aber niemanden wird es stören - weil wir damit in unzähligen kleinen Anpassungen zu leben gelernt haben.

Nur auf dieser Ebene aber kämen wir - wenn überhaupt - zu einer relevanten Aussage darüber, vielleicht in dreißig, vielleicht in fünfzig, vielleicht in hundert Jahren, ob es eine "Klimaerwärmung" gegeben hat.



*Und er trifft sich darin am ehesten mit der Auffassung des Verfassers dieser Zeilen. Der nicht sagt, daß es KEINEN Klimawandel gebe. Aber auch nicht, daß es einen gibt. Der aber sagt, daß wir diese Frage auf die Art, wie wir sie heute serviert bekommen und behandeln, der Art alles zum Superdogma aufzublasen, daß wir also die Wirklichkeit mit Gewißheit verfehlen. Der stattdessen immer - wie von Stern - sagt, daß unsere Lebensaufgabe vor allem eines ist: das, was konkret herantritt, wahrzunehmen und konkret mit aller Hingabe einer lebensbejahenden Welthaltung zu bewältigen.




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