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Montag, 26. August 2013

Ein Vorbild? (1)

Ist Island wirklich ein Musterfall, wie die Krise zu bewältigen ist und war? Was war passiert? Das Land stand 2008 vor dem Bankrott. Die drei großen Banken des Landes hatten über internationale Anlagefonds ihre Bilanzsumme auf das Zehnfache des Bruttinlandsprodukts aufgeblasen - und konnten im Zusammenbruch der Werte ihre Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. Im Rausch der Wertesteigerungen hatten sich zuvor sämtliche Isländer bis über beide Ohren verschuldet, und waren nun ebenfalls unfähig, ihre Schulden zu bedienen. Die Arbeitslosigkeit schoß in die für Island bislang unvorstellbare Höhe von 14 %, die Inflation auf 20 %. 

Die Regierung verstaatlichte daraufhin kurzerhand die "systemrelevanten" Banken, und strukturierte sie um - in Bad Banks und gesunde Rumpfbanken. Kurzerhand weigerte sich aber das Volk in einem Volksentscheid, für die Verbindlichkeiten der Banken geradezustehen. Zahlreiche Anleger weltweit fielen um ihr Geld um. Inländische Anleger wurde nur bis 20.000 Euro Einlagenhöhe schadlos gehalten.

In drei Schritten sanierte sich also das Land. Es strich einseitig seine Schulden, wie man es von Griechenland - allerdings durch beidseitige Gläubigerübereinkommen - kennt. Gleichzeitig wurde die Währung drastisch abgewertet. Damit wurde die Exportfähigkeit wiederhergestellt, und das Land für Touristen zusätzlich attraktiv. Und das Staatsbudget wurde rigide saniert. Wo es nichts zu verteilen gibt, wird nichts verteilt. Das scheint zumindest Wikingern noch einleuchtend. Die nach einer ordentlich durchzechten Nacht aufgewacht sind, und in einer Roßkur den Kater vertrieben haben, die Streitaxt griffbereit neben dem Bettgestell. So wie im seinerzeitigen Streit um die Fischgründe, um die Existenz der Bürger, niemand gezögert hat, auch gegen übermächtige Gegner zu Felde bzw. zu Wasser zu ziehen.

Die Entschlossenheit und Schnelligkeit, mit der Island sich somit saniert hat, hat binnen kurzer Zeit das Vertrauen ausländischer Investoren aber wiederhergestellt. Ausländisches Kapital floß bald wieder zu, die Wirtschaft erholte sich rasch, und das BIP liegt heute bei Wachstumsraten von 3 % und einer Inflation in gleicher Höhe. So hoch wird offenbar gerader Blick und entschiedene Haltung bewertet, daß selbst bereits Geschädigte wieder bereit sind, zu vertrauen. Die Arbeitslosigkeit sank wieder auf mittlerweile 6 %, und der Staatshaushalt ist ausgeglichen.

Was Island gemacht hat ist aber nur bedingt als Vorbild tauglich. Als vorbildlich kann - mit einem kräftigen Schuß Ironie - lediglich das rasche und zielbewußte Handeln gelten. Im Rahmen seiner außenpolitischen Bedingungen hat Island genau das gemacht, was es tun konnte und mußte, um sich zu sanieren. 

Aber an sich hat das Land jene Politik gefahren, die nur kleinen Ländern im Zusammenspiel mit großen, starken möglich ist. Diesen Spielraum, den jeder freie, selbständige Staat noch hat, hat es beispielhaft ausgenützt. Eine "beggar thy neighbout"-Politik braucht aber natürlich das Wohlwollen und die stillschweigende Zustimmung dieser Nachbarn, braucht also Außenpolitik, die noch eine solche ist. In früheren Zeiten hätte solch eine Politik nämlich durchaus die militärische Intervention der geschädigten Staaten bewirken können, weil ein Staat die Interessen seiner Bürger wahren muß. Wie Island es gemacht hat. Alle Maßnahmen, um sich zu "sanieren", gingen aber auf ausländische Kosten.



Teil 2 morgen) Richtiges ist nur richtig, 
wenn es zum richtigen Zeitpunkt passiert




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