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Donnerstag, 1. August 2013

68er-Papst

Ja, natürlich, das kann der Verfasser dieser Zeilen nicht verhehlen: Das wirkt schon sympathisch, wenn der Papst die Bikes von hunderten Harley-Davidson-Ridern segnet. Für welche letztere der Verfasser immer einen Faible hatte, so wenig er ihnen zugehört, und in deren Kreisen er einige seiner wenigen Freunde erkennen darf. Vielleicht liegt's in dem einenden Sensus für Anarchie. Immerhin Eugene Ionesco meinte ja auch einmal, daß er ein "konservativer Anarchist" sei.

Wenn es Gründe gibt, warum der Verfasser dieser Zeilen so manche Generation mit Verachtung straft, so deshalb, weil sie nie den Mut zu dieser Anarchie hatten. Der es bestenfalls um den Schein geht, um das Einschlüpfen in jene Museumsjacken, die andere Generationen hinterlassen haben. Im besonderen seien da die 68er, noch mehr deren Epigonen gemeint, die sich gegen das Establisment deshalb "empörten", weil ihr Vater ihnen nicht zu Weihnachten die neue Pioneer-Anlage gekauft hatte, sie mit der alten Philipps vorliebnehmen mußten, auf der sie jene Hip-Musik noch totaler hätten hören können, die "Revolution" proklamierte. Man muß doch "durch die Matura kommen", sonst ist ja alles dahin?

Die noch heute lieber in der mildlächelnden Abenddämmerung mit herzerweichenden Kerzenstumpen in der Hand ums Parlament spazieren - mit aller Unterstützung, die es nur gibt - um "seid lieb zueinander, wir müssen doch nicht streiten?" zu proklamieren. Wofür sie anschließend unaufhörlich gestreichelt zu werden verlangen. Anstatt den architektonisch gräßlichen Plunderbau anzuzünden. Anstatt den Mut zu jener  - echten, wirklichen - Verworfenheit zu riskieren, die sie doch verbal verlangen, die aber mit schweren Wunden einhergeht. Oh, wir wollen doch nicht böse sein?

Wie viele dieser Auswürfe hat der Verfasser dieser Zeilen in Zurechnung zu einer gesellschaftlichen Kategorie der Integriertheit kennen- und verachten gelernt ... Noch heute stehen sie herum, und schreien "Demokratie", fassen sich an den Händen und tätscheln sich, und wissen überhaupt nicht, was und wofür, nur "etwas". Oder, wie in Istanbul, herumsitzen und hysterisch schreien, wenn sie die Wasserwerfer treffen: Huch, da gibt es so etwas wie Ernst!

Denken, Vernunft gibt es eben nicht geschenkt. Auch nicht mit bolognia-eusen Magister-Zertifikaten und Internet-garantierten Weltenplunderfiktionen. Fuck them all!




Ach ja, war da nicht einmal irgend etwas mit Gott und Vorsehung und Schöpfungsordnung oder so? War Anarchie nicht das (wollen wir sogar sagen: gar nicht einfach "falsche") Gegenpendel der Erstarrung, die nur aus dem Festen ihre Berechtigung zog? Wenn es aber keine Ordnung mehr gibt - wozu noch erneuern? Oder fangen wir überhaupt GANZ neu an - im Chaos der wüsten und leeren Erde? Haben wir nun Dauerfasching? Und: Weiß das schon Gott?

Sagen Sie aber selbst, geschätzter Leser, wo liegt der Unterschied zwischen einem Weltjugendtag und Szenen (bzw. den implizierten Forderungen) aus "Hair"? Habt Euch lieb, und alles wird gut - "Let the sunshine in!" Oh ja, da wird auch der Verfasser dieser Zielen wieder jung. Das hat schon geprägt!








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