Dieses Blog durchsuchen

Dienstag, 27. August 2013

Ein Vorbild? (2)

Teil 2) Richtiges ist nur richtig, wenn es zum richtigen Zeitpunkt passiert



In anbetracht der Unrettbarkeit solcher Länder wäre Island dennoch ein brauchbares Beispiel für die Sanierung etwa Griechenlands gewesen. Es wäre auch eine Alternative für Länder gewesen, die NICHT im Euro zusammengeschweißt sind.  Oder ausgetreten wären. Aber dazu hätte es Klarsicht und Mut bei Politikern gebraucht, und die waren in Europa einfach zu selten vorhanden.

Aber es gab sie. Nur nicht in Österreich oder Deutschland. Klammheimlich hat nämlich etwa auch Schweden solche Wege beschritten, ohne sie an die große Glocke zu hängen. Was seiner Außenpolitik ein großartiges Zeugnis ausstellt. Und seine Landeswährung kräftig abgewertet sowie die Staatsausgaben kräftig gekürzt. Auch dieses Land hat sich sehr rasch gefangen, und gilt bereits heute als gesund, mit einer beneidenswert niedrigen Staatsschuldenquote.

Wäre. Hätte. Früher. Auch Griechenland war und ist unrettbar. Das wurde an dieser Stelle bereits vor vier Jahren gesagt, das war für jeden mit Sinn für die Wirklichkeiten nicht schwer zu erkennen. Entschiedenes Handeln, wie in Island, hätte nicht mehr Kosten für seine Partner und Nachbarn bedeuten können. Aber den Gesundungskurs nicht nur beschleunigt, sondern überhaupt nur ermöglicht - durch mutige Verschiebung der Außenbeziehungen. Mit allen Risken, aber in aller Entschiedenheit, um das eigene Land zu retten. In jener Zögerlichkeit und Halbheit aber, ja man ist versucht gerade angesicht Islands zu sagen: mit jener Portion Bereitschaft, das eigene Land aufzugeben, warum auch immer, mit der dort gehandelt wurde, wurde die Chance auf Sanierung verpaßt.

Griechenland ist nicht zu retten, und es ist auch nicht "langsam und vorsichtig" zu sanieren. Es hat seine Außenfaktoren verspielt, und zu wenig Kraft, die Angelegenheit intern durch harte Maßnahmen zu regeln, wie es Spanien versucht, und dafür einen hohen Preis zahlt, bei noch ungewissem Ausgang. Weil es ein Spagat versucht, "alles" zu retten. Die Einsparungen der öffentlichen Hand werden durch die steigenden Sozialausgaben aufgefressen, schreibt die NZZ, denn diesen Posten wagt nur höchst vorsichtig anzutasten. Mit einer besonderen Facette: Die "Bildungspolitik" kämpft mit der Tatsache, daß Spanien enorm viele Akademiker produziert, was man "Investition in die Bildung" nennt, aber 13 % der vergebenen Zertifikate überflüssig sind, wie selbst die Universitäten zugeben.

Der Schrecken am Peloponnes ist aber ohne Ende, und wird eines Tages eine noch größeren Schadenssumme auswerfen. Bis in dreißig Jahren nur noch die Akropolis steht. Richtiges Handeln ist nicht einfach eine Frage des theoretisch Richtigen, sondern eine des Kairos, der Stunde. Dasselbe Tun, gestreckt wie in dem Fall, ist nicht mehr dasselbe, trotz theoretischer, mathematischer Paradigmengleichheit, es ist ein anderes Tun.

Das immerhin hat Island erkannt und verhindert. Daß sein Weg der Sanierung als "Erfolgsgeschichte" gilt, kann uns freilich nur heute passieren. Es geschah nicht aus eigener Kraft. Es war möglich, weil das Ausland selbst noch alle Hühneraugen kräftig zugedrückt und die isländischen Verluste zu tragen akzeptiert hat. (Den außenpolitischen Preis kennen wir ja im übrigen gar nicht, wer weiß, wie hoch der war.) Mit dem Versprechen der Isländer besiegelt, es nicht mehr wieder zu tun. Als Generalkonzept, und schon nur in größerem Umfang, ist auf diesen Wegen eine Sanierung der europäischen Volkswirtschaften aber nicht möglich. Uns fehlt der "Andere".




***