30.000 Tonnen Gold* besitzen alle Nationalbanken der Welt zusammengenommen. Das ist immerhin ein Fünftel der überhaupt auf der Erde physisch vorhandenen, bisher also seit je abgebauten Goldmengen, die mit etwa 165.000 Tonnen geschätzt werden und als nach wie vor vorhanden angenommen werden. Während man die insgesamt zukünftig noch abbaubaren Goldmengen der Welt auf 100.000 Tonnen schätzt.
Der Goldpreisverfall des letzten Jahres hat damit ein Gesamtvolksvermögen von 600 Mrd. Euro vernichtet, führt die Welt an. Das kann einer deutschen Bundesbank relativ gleichgültig sein, auch die Amerikaner wird es kaum kratzen. Dieses ihr Vermögen war nur fiktiv, zum stillen und heimlichen Erfreuen nach der Tagessschau, zur Hebung der Stimmung vielleicht. Sie haben ihre Goldbestände zu einem Wert in ihren Büchern, der um die 30 Dollar liegt, und den Goldpreis der frühen 1970er Jahre bedeutet. Sie haben mit ihren Goldbeständen nie versucht, frisches Geld zu produzieren.
Anders freilich als die meisten anderen Länder, darunter Österreich, deren Nationalbanken vor einigen Jahren von einer solchen niedrigen Fixbewertung auf den "Verkehrswert" umgestiegen sind.
Das war den Regierungen sehr recht, denn so konnten sie ihre Schuldenpolitik beibehalten, mußten nichts verändern, sie waren durch "Vermögen" gedeckt. Zusätzliches Bilanzgeld, sozusagen, das die irrationale Goldhausse in die Kassen spülte. Nun geht die Sache den umgekehrten Weg. Die Schweizer Nationalbank muß alleine seit Oktober 2012 an die 14 Mrd. Euro in ihren Bilanzen ersetzen, die einfach weg sind, weil Vermögen, Aktiva haben sich in Luft aufgelöst haben.
Sie haben alle denselben Fehler gemacht, wie abertausende naive Anleger. Die in der irrigen Meinung, Gold habe einen "absoluten Wert" ihr Geld in Goldbarren konvertierten. Es gilt unter Börsenprofis im übrigen als dumm, einen Wert gerade dann zu kaufen, wenn er steigt. Es ist programmierter Verlust. Das haben aber sie alle gemacht. Sie mögen nun ihre Goldbarren täglich abstauben, aber anstellen können sie nichts damit, und müssen hilflos zusehen, wie ein beträchtlicher Teil ihres Geldes sich in Luft aufgelöst hat. Nur als Hinweis soll hier erwähnt sein, daß der Sozialstaat (der auf Schuldenbereitschaft basiert) deshalb vom hohen Goldpreis profitiert hat. Das ergibt so manche eigentümliche Interessenslage, mit Verschwörungstheorien kommt man da nicht weit.
Vielen Schwellenländern geht es nicht anders. Denn die Expansion der Volkswirtschaften ist zum überwiegenden Teil und überall durch staatliche Geldausgaben und Geldmengenausweitungen geschehen. Durch billige Kredite, die man in prospektiver Wirtschaftsentwicklung schuf, womit man aber diese Entwicklungen durch Geldüberschuß, der Nachfrage auslösen sollte, erst schaffen wollte. Oder/und durch "Infrastrukturprojekte", die sich nur auf seltsamen Papieren "rechnen", angeblich Beschäftigung schaffen, in Summe aber jeder Volkswirtschaft keinerlei monetären Gewinn und auch keine wirkliche wertschöpferische Arbeit (sondern etwas, das wir Zuwendungspflicht nennen wollen) bringen, weil sie nicht "bleiben", sondern immer der Investitionshöhe (im Abschreibungstakt) vergleichbare laufende Kosten bedeuten.² Sie verändern deshalb nur das Wirtschaften. Gerade solchen Ländern, die aus ihrer Vergangenheit als Entwicklungsländer nur wenige Aktiva aufgebaut haben, sind damit die Verluste an Vermögen durch den Goldpreis besondere Last, die sie nun zu tragen haben. Denn sie wirken sich auf die Netto-Neuverschuldung aus, auf Bonitäten und inneren Währungswert.
Das wird sich wieder ändern, meint der geneigte Leser, wenn der Goldpreis wieder steigt? Der Verfasser dieser Zeilen glaubt das nicht. Denn Gold war aus irrationalen, mit vielen Mythen umzierten Gründen überbewertet. Was nun mit dem Gold passiert, nun, wo sich die Wirtschaftslage weltweit auf einem neuen (wie immer, und noch mehr, fragilen) Gleichgewicht aus Erwartungen und Realitäten eingependelt haben, die nun schon Jahre relativ stabil bleiben und damit eine gewisse Rückkehr zum Realismus bewirkt haben, ist nicht mehr als Realismus im Wert von Gold - das eine Ware ist wie jede andere. Deren Wert sich aus der möglichen Wertschätzung in der Verwendung ergibt, aus sonst nichts.
Noch dazu wurde viel Gold mit dem steigenden Preis gefördert, dessen Förderkosten früher nicht tragbar gewesen wäre. Denn je länger die Menschheit Gold abgebaut hat, desto schwieriger wurden die Bedingungen, es zu gewinnen. Bei derzeitigen 1300 Dollar pro Unze Marktpreis, beginnen bereits die ersten Fördergesellschaften zu rechnen. Diese Mechanik im übrigen bewirkt, daß der Goldpreis relativ (!) stabil bleibt, weil sich Goldmenge (als Fördermenge) und Marktpreis damit nach gewissem Hin und Her immer wieder automatisch auf ein bestimmtes Niveau einpendeln. Das davon bestimmt wird, inwieweit Gold wirklich gebraucht wird. In der Schmuckindustrie vor allem, aber auch für die Leitungszapfen bei Chips. Es ist eben eine Ware. Wenn auch eine andere Ware mit anderem Verhalten in ihrem Verhältnis zu den Menschen als Kohlrabi und Kohlenstofffilter.
Teil 2 morgen) Was dem Gold heute fehlt,
aber noch kaum rezipiert wurde,
und warum zwangsläufig Verschwörungstheorien entstehen
*Schon das zeigt die Unsinnigkeit der Forderung, die Währungen wieder auf Golddeckung aufzubauen. Der Verkehrswert des vorhandenen Goldes deckt nur noch einen Bruchteil der insgesamt erarbeiteten Leistungen der Weltwirtschaften. Damit würde Gold, als Währung bzw. als Zahlungsmittel, in eine völlig künstliche Hausse getrieben, die durch nichts gedeckt wäre. Geldmengenerweiterungen, Folge von gestiegener Gesamtmenge von wirtschaftlicher Leistung in einer Volkswirtschaft, wären also nicht nur schwer möglich bzw. nur im Maß der weiteren Goldfunde, sondern ein Fall des Goldpreises (noch einmal: Gold ist eine Ware, ein Tauschmittel) würde noch dazu die vorhandene Geldmenge reduzieren und damit eine Wirtschaft erst recht abwürgen.
²Ist die Fähigkeit oder Bereitschaft, diesen laufenden Aufwand zu betreiben, nicht vorhanden, verfallen auch diese "Vermögenswerte". Das zeigt die Zutreffendheit der hier schon mehrmals ausgeführten Behauptung: Das Infrastruktur niemals Vermögen darstellt, sondern im selben Ausmaß laufende Verpflichtung bedeutet, die das "Vermögen" durch "zusätzliche Kosten" aufwiegt. Der ehemalige Ostblock erzählt zuhauf solche Geschichten. Mit bestimmter Rührung erinnert sich der Verfasser dieser Zeilen an ein Interview mit dem ehemaligen Manager der seinerseits verstaatlichten Zeisswerke in Jena, als deren Betrieb umgegründet, die Hallen abgerissen, und durch Zeiss aus Westdeutschland übernommen wurden. Das sei völlig unbegründet, die Produkte hätten hohes Ansehen genossen (was stimmt), und man hätte doch Gewinn (!) gemacht. Sicher, bei den Dächern hätte es hereingeregnet, aber man habe doch trotzdem wirtschaftlich produziert?
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