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Mittwoch, 7. August 2013

Richtigstellungen

Am 22. Juni demonstrierten in Wien etwa 300 Triestiner. Sie forderten von der UNO die Einhaltung der Rechtlichkeit. Denn Triest, mit seinem von Kaiser Karl VI. 1719 gegründete Freihafen, wurde 1947 vertraglich von den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges der Status eines Freistaates zugestanden. Aber darum hat sich nie jemand gekümmert. Die vertraglich vereinbarte kollegiale Leitung des uralten österreichischen Gebietes fand nie statt. Triest sollte dabei sogar einen Pufferstaat zwischen Italien und Jugoslawien bilden, um die Streitereien (nach dem Monarchiezerfall 1918) um die nordöstlichen Adriagebiete (Istrien, samt dem in Sichtweite befindlichen Rijeka (=Fluss), pardon: Fiume (=Fluss)/Flaum, das aber nach 1867 zur ungarischen Reichshälfte gehörte) zu entschärfen.

In der Sache bewanderte Historiker freilich meinen, daß das Unsinn sei. Stalin hatte mit Jugoslawien spekuliert, und deshalb eine endgültige Lösung blockiert. Als Tito sich aber von ihm abwandte, habe er ihn fallengelassen. 1954 sei es im "Vertrag von Osimo" dann zu einer tatsächlich provisorischen Vertragslösung gekommen, in der Triest zu Italien kam, die dann 1975 völkerrechtsverbindlich zwischen Jugoslawien und Italien ratifiziert wurde. Unter Eingeständnissen für die jugoslawische Minderheit, die in Italien viel Aufsehen erregt hatte, weil für die Italiener unter jugoslawischer Flagge nicht Gleiches vereinbart war.

Aber wer will sich schon im Details kümmern - der Traum ist doch viel schöner? 10.000 Unterschriften sind bereits gesammelt, und sollen in einer Petition an die UNO weitergereicht werden. Triest will frei sein, wie es ihm (wie gesagt: nicht ganz wahrheitsgetreu) vertraglich zusteht. Und endlich - seine alten Verbindungen wiederbeleben, um selbst wiederbelebt zu werden. (Das IST wohl wahrheitsgetreu.)

Denn die Hafenstadt befand sich nach 1918, und wie erst zur Zeit des kalten Krieges im Abseits, und das besiegelte endgültig den Niedergang der zuvor blühendsten Hafenstadt der Adria, dem Haupthafen der Monarchie. Das Hinterland der Stadt ist eben ... die alte Herzogmark Krain, eines der ältesten Gebiete Österreichs, das im 13. Jahrhunderts von den bayrischen Andechsern zu den Habsburgern wechselte. Auch wenn man es heute kaum noch glaubt und weiß: Aber Österreich war quasi seit Bestehen (wollen wir die bayrische Geschichte da ein wenig undifferenziert einmankeln, von der wir ja ein Teil sind) ein Länderkonglomerat mit Meeranschluß. Man sprach noch im 18. Jahrhundert von einem spezifischen, eigenen Kulturraum, der sich im Barock gar als "Hochkultur-Dreieck" Salzburg (zu dem damals auch Oberbayern gehörte) - Bozen - Triest darstellt.

Über eine Reunion mit der alten Mutter, etwa als assoziiertes Gebiet, wie Südtirol immer wieder vorsichtig anklingen läßt, haben sich die Akteure allerdings nicht direkt geäußert. Die Demonstration in Wien erzählt ohnehin genug.

Aber dort nimmt es natürlich kein Politiker ernst. Um Gottes Willen - Außenpolitik! Das ist doch heute wirklich nicht mehr zeitgemäß?





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