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Sonntag, 12. März 2017

Dem lieben Gott

Seiner letzten Symphonie, der 9., stellte Anton Bruckner die Worte "Dem lieben Gott" voran. Sie folgte der 8., die nach dem unfaßbar dramatischen Ringen in der 7. die Begegnung mit Gott als Herren und Richter thematisierte. In der 9. Symphonie legt sich Bruckner endgültig in die Hände seines Schöpfers, trägt in ihr allen Gewinn seiner vormaligen Symphonien, dieser Dramaturgie eines Werdens, zu einem Gesamtbild zusammen, und reicht es seinem Gotte dar.

Und der nimmt es an und in sich hinein. Bruckner kann das Werk nicht mehr vollenden. Der "Musikant Gottes", wie er später genannt werden wird, stirbt ehe der finale 5. Satz abgeschlossen ist, die Musik bleibt endgültig in Gott geborgen, Bruckner ist in ihr inmitten der Engel heimgewandert. Denn der Mensch ist sein Werk, an ihm läßt er sich erkennen. Leben heißt, in ein Werk hineinsterben, und damit Eingliederung in die Chöre der Engel. Es steht für das, was der Mensch im Fleische sein kann, das worein sich der Mensch transzendiert, worin er Fleisch wird, als Hochzeit mit Gott, in der sich die Welt in Ihn rückbirgt, in den Chor der Engel aufgenommen wird und ihnen inmitten vor Seinen Thron wandert.

Wie immer und ein für alle mal auch hier der Tip: Wer die Wirklichkeit und Fülle konservierter Musik auskosten möchte, der sollte sie etwa als (im alten mechanischen Verfahren hergestellten, also nicht nachbearbeiteten) Schallplatte auf rein mechanischem, von keiner digitalen Elektronik selektierten und damit von einem Programmierer bestimmten Abspielgerät hören. Kratzer, Nebengeräusche sind unwesentlich. Es genübenalso auch einfache, billige Abspielgeräte. Die Wirklichkeit ist von den Sinnen selbst nicht erfaßbar, diese sind nur Wegweiser, Fenster. Auch das Hören wird erst ein Hören, wenn es ein Nachschaffen ist. Und das braucht das Erfassen des Wirklichen, dieser Dynamik des Ortes als Grund (und Wesen) aller Dinge, die hinter den Sinnesdaten steht. Das über technische "Unperfektheiten" im Wiedergabeprozeß leicht hinwegspaziert, ja sich von der rein technischen Zuständlichkeit gar nicht fangen lassen darf. Zu "perfekte" Technik fördert deshalb eine dieses Nachschaffen ersetzende (pseudowirkliche, zweitwirkliche) Illusion, sie läßt diese wesentliche Arbeit, damit den Genuß selbst sogar, zu leicht erschlaffen. Das macht sie ja dann sogar unmenschlich weil die Menschlichkeit schwächend. 

Zugang über dieses Medium (Internet) kann und sollte deshalb nie mehr als ein Anfang sein. Das Internet ist ein Versandkatalog, in dem der Internet-Benutzer gustiert. Die Ware selbst ist aber woanders. Und das gilt in je eigener Weise für alle modernen Medien.










*050317*