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Mittwoch, 1. März 2017

Was man beim "Reichtum" übersieht

Es ist ein sehr wichtiger Gedanke, der sich aus der Begriffsklärung ergibt, die der VdZ jüngst zu Gesicht bekam. Darin wird das Wort vom "Reichtum", den der Westen angeblich habe, durch das Wort von der "Leistungsfähigkeit" dieser Gesellschaften ersetzt. Und das trifft es tatsächlich.

Denn anders, als es im Nebel so mancher Gewißheiten scheint, ist Reichtum niemals eine statische, vorhandene Größe, von der einfach zu zehren wäre. Wie hier immer wieder versucht wurde aufzuzeigen, ist Reichtum eine Größe, die immer an die aktuelle Leistung anschließt. Mehr Verpflichtung sogar einschließt als Speck, von dem zu zehren wäre. Jedes irdische Gut zerfällt nämlich (noch dazu in progressivem Verlauf), und geht es um Geld und Geldäquivalente ist das noch deutlicher zu erkennen. Denn Geld ohne allgemeine Leistungsfähigkeit ist defacto wertlos. Selbst Maschinen, Anlagen, Straßen, Brücken, also Infrastruktur, Häuser, Städte - alles zerfällt binnen weniger Jahre, und ist nach wenigen Jahrzehnten in einem Zustand, in dem man es im wahrsten Sinn "abschreiben" weil zur weiteren Nutzung völlig erneuern muß.

Deshalb sind auch nur leistungsfähige Gesellschaften reich. Und zwar SOLANGE sie leistungsfähig sind, was sich an ihrer Arbeit bemißt. Selbst bei nominell gleicher Anzahl von vorhandenen Dingen sind diese Dinge nur in leistungsfähigen Gesellschaften auch "Güter", auch "Reichtum". Sinkt diese Leistungsfähigkeit sinkt unweigerlich auch der Reichtum, selbst wenn Vorratsspeicher bis auf Höhe der Stratosphäre gebaut wurden. Es gibt kein irdisches Gut, das "an sich" einen Wert darstellte. Es gibt nur einen Wert, der sich aus geistiger Höhe ergibt, die wiederum in der Sittlichkeit verankert ist, und diese ist das erste Kriterium wie die Quelle von Leistungsfähigkeit. Simples Beispiel: Eine hochmoderne CNC-Fräsemaschine in der Gewalt eines Kleinkindes ist völlig wertlos, ja sogar eine Gefahr. In der Hand eines Unternehmers, der in ein dichtes, hochkomplexes Netz von Leistungserbringung in jeder Richtung eingebaut ist, ist sie ein sehr hoher Wert, der die Leistungsfähigkeit insgesamt sogar noch steigert.

Also schließt sich auch hier der Kreis zu Sittlichkeit, Art und Höhe der Kultur der Bewohner eines Gesellschaft. Denn sinkt diese*, sinkt auch in jedem Fall der Reichtum, selbst wenn der Schein, die Fassade einige Zeit noch aufrecht bleibt und eventuell durch Erhöhung der Schulden** - als Versprechen einer Leistung, die später von jemandem zu erbringen sein wird - dieser Schein gestreckt werden kann. Was wiederum nur geht, wenn diese Leistungsfähigkeit glaubwürdig auch zukünftig erhalten, der Wille und die Sittlichkeit dazu bestehen, das Äquivalent von Leistung und Reichtum damit in etwa gleich bleibt. Denn sie sind, wie gesagt, ein Äquivalent, keine für sich jeweils bestehende, absolute Größe, die mittlerweile bereits ganze Generationen zu meinen scheinen, die in einem Lebensklima aufgewachsen und geprägt wurden, in dem Wohlstand Ausfluß einer abstrakten Maschine, Geld zu dem, was aus dem Banikomaten kommt, geworden, der eigene Lebensstandard praktisch unabhängig von der subjektiven Lebensführung geworden ist.

Unterschiede gibt es lediglich in der Verteilung. Und zwar nicht von "arm und reich", sondern in der Art der Werte. Während etwa in Deutschland und Österreich der Anteil an integerem Eigentum - wie Immobilien - eher gering, also der Reichtum hochgradig aktualistisch ist, ist er in Südeuropa weit höher. Das macht diese Länder auch individuell stabiler, selbst wenn es uns manchmal nicht so vorkommt. Aber Staatszustände wie in Italien würden in Deutschland keine drei Monate bestehen können, dort würde alles zusammenbrechen. Italiens Politik wurschtelt hingegen seit Jahrzehnten, ja Jahrhunderten, aber die einzelnen Italiener leben (mehr oder weniger) gut wie ehedem.

Weil der bei uns höhere Grad an Aktualismus mit einem ebenso höherem Grad an zentralistischer Neigung wie Zwangsveranstaltung verbunden ist, die diesen Aktualismus am Laufen halten. Im Nutzwert unterscheidet sich ein gemietetes Haus von einem im Eigentum nicht. Aber in der notwendigen aktuellen Aufmerksamkeit sehr wohl: Einen Monat keine Miete bezahlt, und das Problem entwickelt eine Dynamik, die den Nutzwert aufs Spiel stellt. Bei einem Haus im Eigentum bleibt das aktuell (nicht freilich langfristig) folgenlos. Der Deutsche kann also nie auch nur einen Moment aus dem Hamsterrad aussteigen, der Spanier in gewissem Sinne sehr wohl.

Damit wird die Absurdität deutlich, die darin liegt, Massen von Menschen an diesem "Reichtum" durch Sozialleistungen als leistungslose Partizipation an der Leistung anderer teilnehmen lassen zu wollen. Die Leistungsfähigkeit einer Gesellschaft kann nur geringe Belastungen vertragen, weil sie sonst den momentanen Reichtum gar nicht zu halten vermag, weil sonst die Werte ihren Wert verlieren. Eine verdünnte Suppe, um es so zu sagen, wird weniger kräftigenden Gehalt haben. Das heißt, daß ein Land, das seine propotional auf die Einwohner gesehene Leistungsfähigkeit senkt, in jedem Fall seinen Reichtum verspielt. Verspielt, nicht verkonsumiert, weil er in Zukunft nicht mehr aktualisiert werden wird können. Es sei denn, die Leistungsfähigkeit Zuwandernder würde sich der der Gegenwart angleichen, und zwar - rascher als praktisch möglich. Denn auf jeden Fall fehlen diesen Zuwandernden traditionell kumulierte, investive Werte.

Was zur kuriosen Situation führt, daß ausgerechnet jene, die Zuwandernde in praktisch unbeschränktem Ausmaß - weil wir ja "so reich sind" - am Sozialstaat hiesiger Prägung teilhaben lassen wollen, genau diesen Sozialstaat mit absoluter Sicherheit zerstören. Der interventionistische Sozialstaat zerstört sich also genau durch seine ideologisch ausgeprägtesten Vertreter selber, die von einem Reichtumsbegriff ausgehen, den es gar nicht gibt. Und das, werte Leser, ist doch schon wieder ein positiver Ausblick?





*Und dafür gibt es sehr wohl ein objektives, ja absolutes Maß. Denn anders als heute gerne mal am lauschigen Kaminplätzchen in der Cafeteria bei einem Glas schweren Roten erzählt wird, gibt es so etwas wie eine absolute Natur des Menschen, ein Wesen. Das deshalb auch verfehlt, aktualisiert oder in der Wirklichung beeinträchtigt werden kann.

**Von weit größerer Relevanz ist aber freilich die "innere Entwertung" der Leistungen selbst. Wir haben uns unseren Reichtum also sehr munter frohgerechnet! Ja, es stimmt, man hat heute drei Anzüge, und kauft sich leicht einen vierten. Aber die Qualität eines Anzuges vor 100 Jahren zu erzielen würde heute weit mehr als vier Anzüge kosten. Die Lebensqualität haben wir mit einer technischen Surrogat-Quantität ersetzt. Das funktioinert übrigens nur, wenn im selben Maß eine Ideologisierung, eine Verlagerung des Bewußtseins der Menschen in Zweitwirklichkeiten stattfindet. Wie ernst die Lage aber DENNOCH bereits wurde (vermeintlich dennoch, in Wahrheit aber absehbar und unausweichlich wenn man, wie bei uns geschehen, den "Reichtum" nie volatil, in fließendem Anpassen an Leistungsniveaus halten wollte) zeigt der momentane Zustand, in dem Inflation aufkommt, die die Guthabenzinsen übersteigt. Das ist eine staatlich verordnete Schmälerung des aktuellen, aktualistischen Reichtums eines Volkes zulasten einiger Interessengruppen.




*240217*