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Dienstag, 28. März 2017

Weitere Teilgedanken zur Gestaltganzheit

Zwar gibt es in der Welt der physisch-physikalischen Erscheinungen auch reine UND-Verbindungen, also Gefüge, deren einzelne Faktoren sich summieren lassen, doch sind diese Verbindungen als "Ganze" davon gekennzeichnet, daß alle Einzelteile für sich unabhängig bestehen und bestehen können. Sie mögen zwar untereinander reagieren, sind aber voneinander (wie auch vom Ganzen) in ihrem Bestand nicht abhängig.

Diese Gruppierung (als "Ganzes") ist damit das sekundäre, die Einzelteile sind primär und physisch die ersten. Das "Ganze" als Summe ist damit nur ein geometrisches Gebilde. Bei einem Motor kann das Ventil des einen VW auch für das eines anderen verwendet werden. Dennoch ist ein Motor als Ganzes kraft geometrischer Konstruktion mit Eigenschaften ausgestattet, die die Summe der Einzelteile übersteigen, aber er ist physikalisch nie mehr als die Summe der Wirkmomente der Teile, also keine "Gestalt" im eigentlichen Sinn. Das läßt sich beispielsweise von einem Auge schon nicht mehr sagen.

Gegenstand der (eigentlichen) naturwissenschaftlichen Untersuchung kann immer nur ein Gesamtsystem sein, in dem das Ganze die Teile und umgekehrt bestimmt. (Einen Motor als Naturphänomen zu untersuchen ist sinnlos. Auch eine Lawine in den Bergen ist eine Summe, kein Ganzes, auch wenn sie geometrisch als Ganzes erscheint.) Wo ein Teil sich verändert, wirkt es sich auf die Eigenschaften des Ganzen aus, und umgekehrt. Bsp: Erkrankt ein Organ, ist der gesamte Leib des Menschen betroffen. Krümmt sich durch irgendeinen Einfluß ein Teil einer Membrane in einem System, krümmt sich (mit der Zeit) die gesamte Membrane. Fällt ein Gesamtsystem in Entropie, tun es alle Teile.*

Im selben Sinn sind die Momente der Teile einer Struktur oder Gestalt nicht früher als die Eigenschaften des Ganzen, das ist durch die Physik beweisbar, zeigt Wolfgang Köhler in seiner Gestaltuntersuchung. Jede Zelle in der Genese eines Lebewesens ist deshalb bereits auf diese Ganzheit hin geformt und ausgerichtet, vom Ganzen nicht mehr wirklich trennbar. Das Teil (Moment) einer Gestamtstruktur (Gestalt) kann deshalb auch nie als für sich bestehend aufgefaßt werden.

Das hat besonders für die Biologie und die Psychologie schlagende Bedeutung, die sich eine Denkweise angewöhnt hat, die sich aber auf das Wesen der Körper/Gestalten nicht berufen kann. Speziell in vielen "Therapien" tritt auf, daß Einzelprobleme bearbeitet werden, als könnten sie "für sich stehen", Dahinter steht eine summarische Auffassung der Ganzheit "Mensch", die wie Köhler meint damit zusammenhängt, daß die direkte Beweisbarkeit von Ganzheit weiind er Physik fehlt, sodaß sie leicht vergessen wird. Dadurch operieren diese Wissenschaften sehr gerne mit reinen Denkgestalten, wie sie geometrischen Gegenständen entnommen sind. Damit fällt aus unserem Nachdenken allzu leicht genau das heraus, was ein dynamisches-physikalisches System aber kennzeichnet.   

Wozu unsere Umgebung des Alltäglichen beiträgt, sie meist ja tatsächlich aus summativen Gegenständen besteht. Sich speziell in ausgedehnten (oder stetigen) Systemen und Materialien ein dynamisches Gesamtprinzip vorzustellen fällt dem Menschen nicht unbedingt leicht.

Dieser Fehler, hier nicht zu differenzieren, läßt sich vor allem seit Descartes aufweisen, der physische Gestalten als rein geometrische Dingheiten auffaßte. Seither hat sich die Philosophie gewissermaßen aus der Physik zurückgezogen, weil sie als irrelevant abgegrenzt wurde und sich "parallel" entwickelte. So aber weiß die Physik oft nicht (mehr), mit welchem Material sie es überhaupt zu tun hat. 

Daß wir hier scheinbar willkürlich biologsiche und anorganische Vorgänge so kunterbunt zusasmmenmischen hat seine Ursache darin, daß sich aber sogar im Bereich des Anorganischen physikalisch nachweisbare Ganzheiten zeigen, also sogar die anorganische Materie NICHT SCHLECHTHIN SUMMATIV aufgebaut ist.** Was sich in biologischen Körpern also schon grundgesetzlich findet, ist als Homologie (strukturell gleiches Geschehen in materialiter völlig unterschiedlichen Gegebenheiten) in allen Bereichen und Ebenen der Welt vorzufinden.







*Illustrierendes homologes Beispiel: Wenn der Körper eines Toten zerfällt, zerfallen alle Organe und Zellen gleichermaßen. Es bleibt nicht sagen wir die Leber intakt, während alles rundum sich auflöst. Daraus ergeben sich ja bei Organtransplantationen die großen Probleme: Das Ganz-Sein des Gastkörpers muß mehr oder weniger unterdrückt werden, während dem Spenderorgan ein Fortbestand der bisherigen Ganzheit über "gleiche" Bedingungen vorgetäüuscht werden muß. Beides funktioniert natürlich nur gewisse Zeit.

**Vielleicht ist dem Leser nicht ganz klar, was diese Aussagen für Bedeutung haben. Denn damit werden die allermeisten heute kursierenden Cognitions- und Sinnes-Theorien als physikalilsch unmöglich widerlegt. Weil z. B. die Physik weiß, daß ein elektrischer Impuls über einzelne Leiterbahnen (die zusammenhängen) kein summativ irgendwo ausgewertetes Gesamtgeschehen ergibt! Jede Erregung in einem Nerv ist vielmehr in direkter Interaktion mit dem Gesamtsystem, bis ins Gehirn hinein, aufzufassen. Jede Veränderung des elektrischen Verhaltens in einem Teil dieses haptischen Systems der Nerven wirkt sich (dynamisch) sofort (bzw. in sehr hohem Tempo) auf das Ganze aus, und kann umgekehrt von diesem Ganzen aus in einem dynamischen Verhältnis bestimmt werden, und das liegt NICHT auf der Ebene des rein physisch-materialen. Die Gesamtgestalt einer Empfindung, um es zu vereinfachen, ist also der Einzelerregung ÜBERGELAGERT. 




*220317*