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Donnerstag, 9. März 2017

Versuch, eine kaputte Welt durch Kaputtheit zu retten

Ein besonderes Früchtchen im Illusionsgarten Hollywoods ist der Film "Das Glücksprinzip" (2000). Auch Kevin Spacey vermag das Drama nicht zu retten, ja er macht es mit seinem spezifischen Gesicht, seinen spezifischen Bewegungen noch schlimmer. Die Handlung selbst ist banal. Aber Handlung ist eben nicht das eigentliche Kriterium der Kunst, des Films, sie ist nur Träger von Archetypen als der eigentlichen Weltwirklichkeit, als das unsichtbar Bewegende hinter allem, das in der Handlung lediglich ans Tageslicht kommt. Aber sie kann auch als Träger von  - und dann stimmt sie auch schon nicht mehr, dann ist sie unrealistisch, dann ist sie utopisch, Wunschbild oder zu habendes Ideal, auf jeden Fall unwahr.

Ein von einem Unfall verhäßlichter Mann hat es als Lehrer auch mit einem (ausgesprochen sympathisch gezeichneten) Burschen zu tun. Dieser nimmt die Unterrichtsaufforderung, sich fürs Schuljahr einen Gedanken zu suchen, der "die Welt verändert", sehr zu Herzen. Und nimmt sich vor, etwas zu tun, um anderen zu helfen, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen. Aber er scheitert ein ums andere mal. Zwar greift seine Hilfe kurzfristig, wie bei einem Drogensüchtigen, aber mittelfristig bricht alles wieder weg. Sein Meisterprojekt aber soll sein, seiner Mutter wieder zu einem glücklichenLeben zu verhelfen. Womit er meint - so wird es zumindeset dargestellt - drei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Seiner Mutter zu helfen, und seinem Lehrer zu helfen, und DAMIT auch ... sich zu einer vollkommenen Familie zu verhelfen.

Schon dieser Ansatz zeigt die seit geraumen Jahren in Hollywood dominierende Absicht, die sich durch so viele neuere Filme zieht. Es ist die Idee einer "Wahlfamilie". Und der wiederum liegt die alte aber falsche Vorstellung zu Grunde - sie ist magischen Ursprungs - daß sich die Qualität der Welt und des Lebens aus technisch bestimmbaren Parametern ergibt und damit auch herstellen läßt. Was in diesem Film sogar einen Punkt angreift, der der eigentlich Knackpunkt der gesamten abendländischen Kultur (mit ihrem Ausläufer Amerika, das nur insoweit Kultur hatte und hat, als es sich auf die Kultur Einwandernder stellen kann) ist: Dem des Vaters. Denn auch dieser wird im Film auswechselbar, wenn er den gewünschten Kriterien nicht entspricht.

Wäre das wenigstens durch Erleben gedeckt, wäre es sogar noch vertretbar. Aber - das ist es nicht. Und deshalb zeigt sich in diesem Film, was über Hollywood generell zu sagen gilt. Es lügt! Es lügt wie gedruckt. Und baut auf eine pure Ersatzwelt, auf eine zweite Welt, und fördert jene menschliche Haltung, sich in Scheinwelten, in Zweitwirklichkeiten zu flüchten. Eine für sich bestehende Realität gibt es da nicht mehr, es gibt dieses Sein nicht, dem der Sinn innewohnt, und beides zu erfüllen erst ist das, was man mit Geglücktheit bezeichnen könnte. Die Geglücktheit Hollywoods ist die eines Junkies, eines Drogensüchtigen und Drogenkonsumenten.

Der Bub kommt sogar so weit, daß er seinen leiblichen Vater (den die Mutter nach wie vor liebt,welche Liebe aber als sinnlose Abhängigkeit dargestellt wird) ablehnt und gegen den "besseren" Vater, seinen Lehrer, auswechseln möchte. Der auch seine Mutter glücklicher macht, so die Geschichte. Die deshalb mit allen dummen Klischees nicht spart, die die heutige Suppe der political correctness so aufzutischen vermag. Hier mit dem besonderen Schwerpunkt Feminismus. Denn natürlich bedeutet die natürliche Ordnung, der Ehemann, der leibliche Vater, die Hölle auf Erden. Natürlich schlägt er die Frau, natürlich trinkt er, natürlich ist er ein unrettbarer Falott. (Warum der Bub ausgerechnet an seinem Vater diese "Verbesserungsaktion" NICHT startet, läßt der Film natürlich völlig unbeantwortet.)

Und aus demselben Grund wird auch das Gesicht von Kevin Spacey verunstaltet, mit der Tragödie eines Unfalls belastet. Es liegt auf derselben Linie: Weg vom Sein, das Reale ist unbedeutend. Das Glück in der Welt liegt woanders. Erinnert sich der Leser noch an die 70er, wo dieser Spruch "Auf das Äußere kommt es nicht an" wie ein neues Mantra unsere Wohnhallen durchzog? (Sage man das einmal einer Frau, dann erkennt man seine Relevanz: Du bist zwar häßlich, aber ich liebe Dich wegen Deiner inneren Werte. Daß sich heute so viele Menschen tätowieren hat auch darin seine Wurzeln. Sie sind nicht mehr erkennbar. Und damit, damit nicht mehr zu lieben, nicht mehr Welt. Da springen einen die Tangenten der Themenverlängerungen nur so an.)

Gewiß, solche Kinderträume gibt es, auch der VdZ kennt sie, als kindliche Fluchtwünsche aus einer bedrückend erlebten Situation und Gegenwart. Und letztlich, ja, gewiß, auch das ist prinzipiell richtig, motiviert eine gewisse Flucht jede Kunst, weil diese immer eine vollkommene, wahre Welt darstellt, direkt oder indirekt.

Aber sie bleiben eben, was sie sind: Kinderträume, die noch weitgehend außerhalb der Welt stehen. Kein Kind kann handeln wie ein Erwachsener, weil ihm seine volle Grundlage, die Vernunft, noch fehlt. Kein Kunstwerk ist auch "Figur", sieht man vom sakralen Kern der Liturgie der Sakramente ab, ein Sonderfall, der aber nur Gott selbst zukommt. Wir sind aber nicht Gott, wie könne uns ihm nur anähneln (lassen), das ist unser Lebensweg. Erst im Zuwachs der Vernunft, im Erwachsenwerden, zeigt sich dann das, was Geglücktheit bedeutet. Wird die Welt umfassend, ganz, wird Glück nicht zur Flucht aus ihr, sondern das Gelingen des Lebens mit allen mehr oder weniger großen Bittersalzen beigemischt erreichbar. Nicht als vordergründiges Gefühl, sondern als Vernunft und Ziel. Nicht als Utopie, der man ein Leben lang nachhechelt, sondern als Sinn, der rein irdische Zustände als Bewohnen eines Scherbenhaufens erkennen läßt, deren Sinn alles rein irdisch Erreichbare nicht nur bei weitem übertrifft, sondern der sogar - und das ist das Entscheidende! - auch in dieser Welt nur etwas gelingen läßt, wenn man sich aus dem Schmerz, aus dem Trümmerfeld immer neu auf diesen Sinn hin transzendiert. Kreuz, Kreuz ist das wahre Glückselexier, das ist das Paradox, das es zu begreifen gilt, und das ist das Kriterium der Erwachsenheit.

Aber welcher Hebel ist für Sentimentalität besser geeignet als der Außenseiter, und welcher besser als das ungeschützte Kind? Wer wagte in sicih selber, in seinem Herzen, diesem Kind zu widersprechen? Im Film keiner. Im Herzen des Betrachters meist vermutlich auch keiner. Das wäre ein guter Lehrer, ein guter (neuer) Vater, der dieses liebe Kind behutsam hinführt zur Erkenntnis, daß was es sich da vorträumt nicht das Leben ist, nicht die Wahrheit ist, und auch nicht das Glück. Und nicht einer, der sogar noch damit die Frau von sich zu überzeugen versucht, daß er der bessere Mann sei, weil er nicht schlage, sondern allen so lieb tue. Daß also Funktion die Substanz ersetzt, daß Funktion den Ort und damit die Ordnung übertrifft. Daß also die Welt nicht in der Vorsehung Gottes ruht, sondern in der subjektivistischen Ratio, der es nur darum geht, so viel an Wohlgefühl wie möglich herauszuquetschen und neue Ordnungen zu begründen.

Die Verfehlung der Welt durch sentimentale Ordnungsversuche - Scheitern, weg vom Ort hin zur Funktion - zu richten, das zum Rezept des Geglückten zu erklären, das ist aber das eigentliche Böse. Das eine Trennung von Gut und Sein bedeutet. Als Illusionsweckung, die Welt auch ohne Ordnung retten zu können - und durch eine Ordnung der "Ablaufoptimierung" zu ersetzen. Ein Film, der Gutes vorgibt, das er nur durch Sentiment, also wie in Dauermasturbation selbst generierte "Gefühle" verankert - und dabei das Schlechte als das Ablauf- und Utopiestörende brutal wegräumt. (Denn wie der leibliche Vater von eben diesen lieben Buben und dem noch lieberen Lehrer behandelt wird kann man nur als brutal bezeichnen.) Entsprechend setzt Hollywood auch Klischees vor allem dort ein, wo es darum geht, Fehler in der Logik, in der Vernunft zuzudecken. Dort, wo man etwas nicht erkennen soll. Der Leser möge einmal auf diesen Handwerkskniff achten! Wie hier: Die Frau muß zuvor geschlagen werden. Dieser Emotionshebel wirkt heute kraft irrationaler Dogmatisierung fast immer contra rationem.

So ist die Welt nicht reparabel, das ist die tiefe, verachtenswerte Lüge Hollywoods. Weltveränderung als Contraprinzip gegen die Vorsehung Gottes. Die Welt nicht im Gott verankert, sondern vom Menschen nach Schmerzvermeidungsprinzipien und Wohlfühlkriterien zu richten. Das Unheil, das Hollywood hier schon angerichtet hat und weiterhin anrichtet schreibt zum Himmel. Dieses Ersetzen der Lebensgeglücktheit durch Gefühle eines Ersatzglückes ist schäbig und schändlich.

Die Macher dieses Films halten sich wahrscheinlich für gut, für Repräsentanten einer Utopie der Mitmenschlichkeit, der es durchaus mal an Wahrheit fehlen kann. Eine Haltung, aber ein Irrtum, in dem die Welt heute regelrecht absäuft. Die Filmmacher auch dieses Machwerks sind deshalb in Wahrheit Schweine. Der Saftladen Hollywood gehörte zugedreht, das wäre mal ein Regierungsprogramm für Trump. Sonst bleibt alles Makulatur, wo die eine Hand gibt, was die andere doppelt nimmt. Sieht man aber die realen Effekte solcher Haltung, dann wird rasch klar, daß sie die Menschen im Waggon mit Dauerspielen beschäftigt, sodaß niemand merkt, daß die Rührung des Zuges in ganz anderen Händen liegt. Sie streiten um Kirschen- oder Apfelkompott, und kümmern sich nicht mehr um jene Realität, die sie in Wahrheit bestimmt.

Fazit: Der Film ist ein lächerliches feministisches Projekt, verlogen und verleumderisch von Anfang bis zum Ende. Aus Hollywood kommt offenbar wirklich nur kulturzerstörerischer, gottferner Müll, und es gibt sich auch alle Mühe, das immer wieder neu zu beweisen. Darüber kann man nur erzürnt sein. Denn es ist die klare Verleugnung des Erlösers, die es in einem wahren Propagandafeldzug der Welt verordnet hat indem es eine geglückte, schöne neue Welt ohne Wahrheit, aber mit vielen Sedativa vorgaukelt: Als Verleugnung der Wahrheit zugunsten eines billigen Lebenswohlgefühls, das einerseits süchtig macht, weil es nicht hält, anderseits aggressiv, weil es sich nicht und nicht einzustellen vermag. Auch in diesem Film zeigt sich, wie das funktioniert. Indem mehr verschwiegen als gesagt wird.










*280217*