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Mittwoch, 27. Dezember 2017

Jauchzet, frohlocket! (2)

Teil 2) Für die ersten Weihnachtstage vielleicht zu harter Tobak





Zur heurigen Weihnachtsmusik haben wir wieder Bachs Weihnachtsoratorium gewählt. Unter Karl Richter, und mit den herrlichen Stimmen von Gundula Janowitz, Christa Ludwig, Fritz Wunderlich, Franz Crass, und dem Münchner Bach Chor.

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Wobei der VdZ nicht übersieht, daß Bach ein Protestant war, noch dazu einer der "frühen" Generation, also jemand der den typisch protestantischen Rechtfertigungsdruck besonders erlebte.  Sodaß sich die Frage ins Gedankengetriebe einlastet, wieweit nicht Bachs Vorliebe für die Fuge - die Fuge als Einblick ins Vollkommene, wir haben darüber schon oft genug gehandelt - einer protestantischen (psycho-genetischen) Simulation des Vollkommenen (als "Quelle der Fuge") entspringt.

Skandal, was?! Heiligenschändung, hört der VdZ da manchen rufen. Aber ja Herrschaften - Kunst geht nach Brot. Immer schon. Wie sonst? Wovon hätte Bach gelebt, wenn er nicht seine Mission innerthalben einer Kultur, in die er eingebettet war, erfüllt hätte? Glaubt der Leser gar an das romantische Märchen der "reinen Kunst", die, von allem abgehoben, als Sichtweise - Folge der Renaissance - im 19. Jahrhundert seine endgültigen pseudo-geistigen (weil idealistischen) Blüten zu treiben anfing? Glaubt er an den Rationalismus? Vielleicht ist alles viel realer, handfester, als er glaubt. Bach hatte ein Schippel Kinder durchzufüttern!

Nein, Herr- und Damschaften. Der Skandal beginnt dort, wo der heutige blinde Mensch anfängt, Kunst von Realität und Kulturgesamtheit zu trennen.

Wer nach der Wahrheit bei Bach (wie bei jedem, wirklich jedem Künstler) suchen möchte suche sein "Thema". Seine Werke sind nur die Stationen dorthin, im Laufe seines Lebensalters, seiner Reifung. Und das macht prinzipiell ununterscheidbar, ob Bach gerade eine Passion oder ein Weihnachtsoratorium komponiert hat. Der Unterschied liegt nur im Tempo. 

Das Problem mit Kulturkritik ist, daß sie praktisch immer (auch das ließe sich folgerichtig aufzeigen) von Nicht-Künstlern, ja von ausgetrockneten Herzen vollbracht wird. Das heißt von Leuten, die gar nicht wissen, wie ein Kunstwerk entsteht. Die werden dann gerne idealistisch, und das heißt: sie sehen nur das Explizite. Aber das ist nie das, was ein Kunstwerk eigentlich ausmacht.

Oh ja, es hat sich eingebürgert, Kunst und Kultur (und Religion) quasi von der Geschichte, vom Realen losgelöst zu sehen.  Kirche, Religion, Kunst und Staat und so weiter - wir reißen es auseinander. Interessanterweise spürt diese Unmöglichkeit offenbar lediglich der Islam, als einzige Strömung. Nur fehlen ihm die geisteigen Mittel, diese Wirklichkeit zu durchdringen, drum wird er ideologisch. 

Von den Katholiken, von denen müßte und sollte es kommen. Aber die sind längst zu verblödet. Bleibt nur noch die Kirche.












*261217*