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Sonntag, 3. Dezember 2017

Warum Masssendemokratie immer ein Schein ist

Das Wesen des Konservativismus in der Demokratie (hier immer als "Massendemokratie" verstanden) ist immer Revolution, schreibt Robert Michels in seiner Untersuchung der Soziologie der Parteien. Während sich die revolutionären Bewegungen in reaktionäre Parteien, auf Bestand einerseits, Oligarchie anderseits ausgerichtet, wandeln. Und zwar in dem Moment, wo sie an der Macht sind.

Der Widerspruch im Konservativismus ist aber ehrlicher, offener, denn der Konservative weiß darum. Er weiß, daß er die Masse schlichtweg braucht, und viele Konservative schaffen es auch nicht, sich und den Wählern etwas vorzumachen. Denn sie müssen den Wähler dazu bringen, eine Autorität zu wählen, die wirklichen Einfluß auf die Leitung gar nicht zulassen können. Einen "demokratischen Konservativismus" kann es ja überhaupt nicht geben, bestenfalls ist er ein erzwungener, zähneknirschend akzeptierter Kompromiss, aber niemals ein definitives Ziel.

Der Liberale (= Sozialist) hingegen muß unentwegt lügen. Denn sobald er an der Macht ist, schließt er jene Mechanismen aus, die ihn an diese Macht brachten, ohne sie nennen zu dürfen. Dem Liberalen selbst ist der Bestand des Systems deshalb notwendig, weil er Gegenwehr gegen sein Machtstreben genau mit seinem Verweis auf Liberalismus ausschaltet.

Beiden bzw. allen Parteien in der Demokratie ist eben gemein, daß sie die Demokratie nur als Instrument benützen, an die Macht zu gelangen. Um sich anschließend in eine Oligarchie zu verwandeln.

Wobei sie sich insofern überschätzen, als die wahren Einfluß- und Machtmechanismen in einer Demokratie ihre Quellen und Ebenen außerhalb der Politik haben. Das weiß der liberale Kapitalist auch, der sich Mechanismen bedient, die den politischen Parteien vorgereiht sind. Als Ersatz des Adels, als neuer Adel, schafft er aristokratische Strukturen, und wird dabei vom vorhandenen, "alten" Adel aufgenommen, denn er hat jene Machtmittel (respektive Geld), die dem alten (entmachteten) Adel bereits fehlen. 

Vor allem fehlt - anders als in der Monarchie und ihrem Gottesgnadentum, das der Kirche, der Religion ihre Legitimität verdankt, weshalb deren Stellung unantastbar und damit letztendlich entscheidend und mächtig ist: eine Monarchie kann niemals "legitimerweise", also innerhalb eines bestehenden Rechtssystems beseitigt werden - eine übergeordnete, allgemein akzeptierte, nie hinterfragte und nie zu hinterfragende Korrekturinstitution. (Wird sie hinterfragt, ist sie bereits ausgehebelt, existiert also nicht mehr.) 

Die einerseits personal repräsentiert sein muß, im System von Kammern nur notdürftig Ersatz findet, aber immer im Absoluten gründen muß. Denn jede Macht kann sich nur unter dem Anspruch auf das Absolute legitimieren. Wo dies nicht mehr Gott und Kirche ist, ist es eine Quasi-Religion in der Form einer zwingenden Moral.







*081117*