Der
irische Konflikt mit den Briten hat ja noch ganz andere, tiefe Gründe,
die uns seit je vorenthalten wurden. Denn was sich in Irland in der
legendären Hungersnot von 1845 bis 1850 abspielte, war so beispiellos, daß man
dafür nur den Begriff "Völkermord" verwenden kann. Ausgangspunkt war
die Tatsache, daß die irische Bevölkerung, die traditionell von der
Landwirtschaft lebte, durch England praktisch enteignet worden war. Ihr
Wohl und Wehe lag in den Händen der englischen Besatzer, der
protestantischen - eigentlich noch mehr: antikatholischen - Landlords.
Die Iren selbst waren buchstäblich und jahrhundertelang entrechtet,
Objekt britischer Willfährigkeit und Mitleidlosigkeit, die
seinesgleichen sucht. Die 8 Millionen Iren im Jahre 1845 waren unter der
englischen Fremdherrschaft Sklaven im eigenen Land.
Nunmehr
kam es in den Jahren vor 1840 auch in England durch eine Reihe
von Mißernten (man spricht heute von der "kleinen Eiszeit", also
wetterbedingten Umständen) zu einer Lebensmittelverknappung. Die
britischen Landlords auf der grünen Insel nützten ihre Rechte, und
schifften nunmehr rücksichtslos die in Irland produzierten agrarischen
Produkte aus. Die Folge für Irland war jene unfaßbare Hungersnot, der
neuesten Forschungen zufolge vielleicht sogar 5,25 Millionen Iren zum
Opfer fielen. Daß es nicht mehr wurden war einerseits der
Auswanderungswelle zu verdanken, die heute mehr Iren in den USA sein
läßt, als im Mutterland, anderseits immerhin einsetzende
Hilfslieferungen, auch aus Amerika.
Mit insgesamt
100.000 Soldaten - mehr, als zur Unterwerfung Indiens notwendig waren -
wurden die Iren niedergehalten, die Lebensmittelexporte durch englisches
Militär (und ihnen gleich gestellte Milizen der Grundbesitzer, die
meist von englischen Offizieren angeführt wurden) geschützt. Die
Schreckensberichte über verhungernde Iren sind wahrlich erschütternd.
Brutal wurde jede Volkserhebung, ja sogar das Betteln unterdrückt, das
den Wahnsinn offenbar gemacht hätte.
Die Erforschung
hunderter, bisher nicht erforschter Massengräber hat nun ergeben, daß
nicht ein- oder zweieinhalb, je nach bisheriger gut dokumentierter
Ermittlung, sondern fünf und ein Viertel Millionen Iren ums Leben gekommen sind. Die Hälfte also, nicht ein Viertel der Bevölkerung.
Das
ergab die Ausforschung von (meist verheimlichten, vergessenen,
verborgenen) Massengräbern. Chris Fogarty, mit dem der VdZ in Kontakt
steht, hat dazu ein
bahnbrechendes Werk verfaßt, das aber nicht einmal öffentlich erhältlich
ist, weil kein Verlag sich die Finger verbrennen möchte. (Wer Interesse
hat, der VdZ kann den Kontakt vermitteln. Dieser historische Skandal
sollte doch bekannt werden.)
Dieser Meinung, daß es
sich in der sogenannten (quasi schicksalshaften, wetterbedingten)
"Kartoffelbleiche" in Irland 1845 bis 1850 um einen unfaßbaren Genozid der Engländer
handelt, sind auch Persönlichkeiten wie der amerikanische Professor für
Völkerrecht, Dr. Francis Boyle. Der die Briten (bzw. Anglo-Amerikaner)
anklagt, dieselbe Waffe sogar noch im Bosnien-Krieg angewandt zu haben.
(Die Amerikaner sind mit dem Irak-Boykott noch im 21. Jahrhundert ihrer englischen Linie treu gefolgt; auch hier spricht man von mindestens
einer Million Toten.) Der Leser möge seine Argumente auf dem verlinkten
Video anhören. Eine bei uns wenig bekannte Tatsache ist ja, daß die
britische und die amerikanische Außenpolitik mehr im gemeinsamen Bett
liegen, als wir wahrhaben wollen.
Spätestens seit Cecil
Rhodes und seinen Geheimorganisationen - keine Verschwörungstheorie,
sondern eine öffentlich bekannte Verschwörung - ist die britische
Außenpolitik inspiriert vom Gedanken einer "besseren Rasse", einer
"überlegenen Kultur", die deshalb auch Sonderrechte und -pflichten zu
einer ganz besonders definierten "Humanität" hat. Wie der darin
involvierte Caroll Quigley in seinen Büchern schon vor fünfzig Jahren
veröffentlicht hat, führt seit hundert Jahren der Gedanke, beide Länder,
London und New York/Washington zu verschmelzen, zumindest in ihren
Interessen zu vereinen, ein höchst einflußreiches Leben.
Die
offizielle, politische englische Geschichtserzählung behauptet freilich
bis heute, daß es sich 1845 bis 1850 in Irland um eine Kartoffelkrankheit
(und als deren Folge Mißernten und damit Hungersnot), also um einen
Unglücksfall gehandelt habe, ja daß Irland weit mehr Lebensmittel als
Hilfeleistung erhalten als abgeliefert habe. (Es stimmt insofern, als
sogar aus Amerika Hilfslieferungen eintrafen, als die Katastrophe dort
publik wurde.)
E. Michael Jones stellt die Hintergründe
so dar, daß England 1841 per Parlamentsbeschluß das absolute
Privateigentum der Landlords gerade angesichts der Hungersnot in Irland
bestätigt habe. Sodaß diese in der Lage waren, die tatsächlich auf der
Insel geernteten Kartoffeln und Nahrungsmittel (die ihnen prinzipiell
gehörten, denn in Irland gehörte offiziell alles, was wuchs, dem
Landeigner) zu exportieren. Vor allem, weil es die Grundlage für den
größten Gewinnbringer - Gin - war. Dazu waren diese Landeigner freilich
sogar fast gezwungen, weil sie alle bei (jüdischen) Londoner Bankhäusern
hoch verschuldet waren und die Erträge als Pfand eingesetzt hatten.
Aber lassen wir das.
Morgen Teil 2) Hunger als Politik der Menschenverachtung
*101117*