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Samstag, 30. Dezember 2017

Ohne Metaphysik ist das chancenlos (2)


Teil 2) Ein bißchen schwanger geht nicht




So gut wie alle aber, die als Kritiker des Genderismus auftreten, sind der entscheidenden persönlichen, denkerischen Auseinandersetzung bis heute ausgewichen. Damit fehlen ihrer Kritik die entscheidenden Ansatzpunkte. Sie bleiben willkürlich, emotional verankert, oder können sich nur auf ein diffuses "Gefühl" (so richtig das sein mag) berufen. Aber sie sind ungeeignet, sich auf der Ebene des Diskurses jenen Kampf zu liefern, den die Linken bereits dominieren. Weil sie sich wie die Kritiker meist aus denselben Grundansätzen nähren, die aber Irrtümer sind.

Der VdZ staunt deshalb immer wieder, wenn Genderkritiker fast regelmäßig als Verfechter der (rechtlichen oder sonst weder) Gleichstellung von Mann und Frau auftreten. Oder für "Toleranz für Homosexuelle" auf eine Weise eintreten, die nicht Milde und vorsichtige, aber auch letztlich mahnende Nachsicht heißt, sondern volle Akzeptanz als Lebensform. Damit sind sie bereits kampfunfähig noch ehe ein Kampf begonnen hat, der dann wirklich nur noch als Kampf ad personam enden kann. Das ist nicht ganz falsch, vor allem wenn es aus der realen Lebenserfahrung genährt ist, aber es ist letztlich auf der entscheidenden Ebene - der der Politik, der des öffentlichen Disputs - völlig ungenügend. Auch das vielfach zu beobachtende Beziehen auf faktische Geschlechtlichkeiten (manche argumentieren sogar mit "angeboren" etc.) reicht nicht, denn sogar hier hätte die SPD-Abgeordnete Recht: es gibt im Physischen ganz erstaunliche Dinge. Was soll sich ein Hermaphrodit denken? 

Aber schon er ist erklärbar nur dann, wenn man aus der Genese des Menschen dasselbe erkennt, wie es sich in der Bezogenheit der Geschlechter in Vollgestalt zeigt - hier Materia, dort Idee, dort Wort, das ruft und von der Materia ergriffen werden muß, weil es sonst deformiert, uninformiert ist, im wahrsten Wortsinn. Das läßt sich auch in der realen menschlichen Genese, in der Zellbiologie, ja unter Umständen schon auf der Ebene der DNA und der Geschehen bei der Spaltung der Genreihen aufzeigen. Hier kann es zu einer Fülle von Fehlern kommen, aus unterschiedlichsten Ursachen, unter denen auch Umweltursachen eine Rolle spielen können, und der daraus entwickelte Mensch ist damit auch hier oder dort tatsächlich "mangelhaft". 

Und er leidet unter diesem inneren Widerspruch, der sich zwischen seiner ontologischen Matrix (sozusagen) und dem faktischen Sosein ergibt. Nur wenn man das weiß, kann man ihm auch richtig begegnen. Nur dann kann man auch sehr vieles, was sich heute als "geschlechtliche Anomalie" zeigt, als das erkennen, was es ist: Der Versuch, einen Mangel zu einem "Etwas" zu machen. Erkennen, daß genau diese Täuschung in der Transgenderfrage (wie in der Homosexualität überhaupt) eine solche tragische Funktion besitzt. Diese Menschen jagen dann einem Phantom nach, aus dem sie unter Umständen keinen Ausweg mehr finden.

Wo nicht nur die faktische Ungleichheit von Mann und Frau - auch die greift viel zu kurz, sogar bei Mann-Frau-Geschichten, wer kennt sie nicht, die Mannweiber mit Bart, die schwachen Männer, die lieber kochen als kämpfen? - sondern die ontologische, also in der Seinsmatrix begründete Aufeinandergewiesenheit von Mann und Frau gesehen wird, wo also auch gesehen wird, in welchem Maß die Identität der Frau sich aus der des Mannes, das Materiale sich von der Idee, dem Wort nährt (und darin gründet ja die explizite hierarchische Stellung des Mannes in Ehe und Familie), als Idealbild das am Anfang liegt wie am Ende steht und ergriffen werden muß, wo nicht gesehen wird, daß sich alles was es gibt aus der Spannungspolarität von aktiver Idee und passiver Materie zusammensetzt, wird auch die Genderfrage nicht nur unlösbar, sondern tatsächlich die bestimmende Politik bleiben.

Es liegt am Idealbild, tatsächlich, und auf der Ebene der Ideen. Und nur auf dieser Ebene ist es disputierbar. Es ist disputierbar, wenn die Geistigkeit des Menschen gesehen wird. Wo der Geist des Menschen zum Epiphänomen von Gehirnströmen wird, ist jede Diskussion über Gender bereits im Ansatz sinnlos und nur noch eine pragmatische Diskussion über subjektive Vorlieben. Deshalb konnte der VdZ schon vor 25 Jahren (!) den damals (in der Kirche, die Vorreiter in der Umsetzung war und bis heute ist, was doppelt tragisch ist) aufkommenden Genderismus (als Inclusivsprache in kircheninternen Dokumenten) in seiner Gefahr erkennen und (leider völlig erfolglos) bekämpfen, obwohl er praktisch noch keine Rolle spielte. Selbst Konservative nahmen das Problem nicht ernst, weil es so "klein" wirkte. Aber er hatte in allem Recht behalten, weil er vom Dahinterliegenden, Prinzipiellen ausgegangen war. Und DIESES, immer übersehen, hat diesen ganz real kulturzerstörerischen Wahnsinn tatsächlich wie ein Virus ausgebreitet und schließlich nach oben gedrückt.

Fast möchte man auch den Genderkritikern sagen: Ein bißchen schwanger geht nicht! Entweder man stellt sich dem, was man meist einfach nur "spürt", einfach der Erfahrung entnimmt, auch wirklich in letzter Konsequenz, entweder man stellt sich damit auch der Frage nach Gott, dem Sein selbst, entweder man stellt sich den Fragen der Metaphysik in aller Konsequenz, oder man muß anerkennen, daß man irgendwann dem Strudel der Gegenwart nicht mehr gewachsen ist. Daß alle Kritik (so richtig sie oft sein mag) letztlich nur in mehr oder weniger aggressiver unbewußter Ablehnung gründet. Mit welchem Gestus man sich aber auf denselben Grund stellt wie die Genderisten: Dem der irrationalen Gestimmtheiten, in dem jedes Argument nur zu einer posthoc-Rationalisierung eines viel tiefer liegenden Motivs wird.









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