In einer Instruktion vom 25. November 1522 erteilte Papst Hadrian VI.
dem als Nuntius zum Nürnberger Reichstag (1522/23) gesandten päpstlichen
Diplomaten Francesco Chieregati die Anweisung ein Schuldbekenntnis über
die Mißstände an der Römischen Kurie abzulegen, die die Erfolge
Luthers überhaupt erst ermöglicht hatten:
„Daneben sollst Du aber auch sagen, daß wir von ganzem Herzen bekennen, daß der Grund dafür, daß Gott diese Verfolgung seiner Kirche zuläßt, in der Sünde der Menschen liegt, besonders der Priester und der Oberen [prelati] der Kirche ...
„Daneben sollst Du aber auch sagen, daß wir von ganzem Herzen bekennen, daß der Grund dafür, daß Gott diese Verfolgung seiner Kirche zuläßt, in der Sünde der Menschen liegt, besonders der Priester und der Oberen [prelati] der Kirche ...
Wir wissen, daß es an diesem Heiligen Stuhl schon seit
einigen Jahren viele greuliche Mißbräuche in geistlichen Dingen und
Vergehen gegen die göttlichen Gebote gegeben hat, ja, daß eigentlich
alles pervertiert worden ist. So ist es kein Wunder, wenn sich die
Krankheit vom Haupt auf die Glieder, das heißt von den Päpsten auf die
unteren Kirchenführer ausgebreitet hat. Wir alle, das heißt wir Kirchenführer
und Priester [prelati et ecclesiastici], sind abgewichen; ein jeder sah
auf seinen Weg [Jes 53,6], und da ist schon lange keiner mehr, der
Gutes tut, auch nicht einer [Ps 14,3].
Deshalb müssen wir alle Gott die
Ehre geben und uns vor ihm demütigen; ein jeder von uns muß seinen Fall
erkennen und sich selbst richten, bevor er von Gott mit der Rute seines
Zorns gerichtet wird [1Kor 11,31].
Soweit wir selbst betroffen sind,
darfst Du versprechen, daß wir jede Anstrengung unternehmen werden, daß
als erstes diese Kurie, von der wohl das ganze Übel ausgegangen ist,
reformiert wird [reformetur], so daß sie in der gleichen Weise, wie sie
zum Verderben aller Untergebenen Anlaß gegeben hat, nun auch ihre
Genesung und Reform [reformacio] bewirkt. Dazu fühlen wir uns um so mehr
verpflichtet, als wir sehen, daß die ganze Welt eine solche Reform
sehnlichst begehrt.“
Übernommen von gloria.tv
Hadrian VI. oder Adrian von Utrecht war übrigens der letzte deutsche Papst (1522/23) vor Papst Benedict XVI., weil sich damals die Niederlande noch als Teil Deutschlands begriffen und sich erst im folgenden Jahrhundert politisch, kulturell und sprachlich abtrennte. Hadrian galt als Hoffnungsträger und persönlich höchst integerer Reformpapst, der aber nur kurz regierte weil zu bald starb. Er war europaweit hoch angesehen und Lehrer von Kaiser Karl V.
Von diesem später kurzfristig als Statthalter in Aragon, Navarra, Leon und Kastilien eingesetzt, provozierte er aber durch sein (wie manche meinen) politisch ungeschicktes, "pedantisches" Verhalten einen Aufstand ... der Kastillianer.
*271017*