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Freitag, 1. Dezember 2017

Es liegt an unserer Sünde

In einer Instruktion vom 25. November 1522 erteilte Papst Hadrian VI. dem als Nuntius zum Nürnberger Reichstag (1522/23) gesandten päpstlichen Diplomaten Francesco Chieregati die Anweisung ein Schuldbekenntnis über die Mißstände an der Römischen Kurie abzulegen, die die Erfolge Luthers überhaupt erst ermöglicht hatten:

Daneben sollst Du aber auch sagen, daß wir von ganzem Herzen bekennen, daß der Grund dafür, daß Gott diese Verfolgung seiner Kirche zuläßt, in der Sünde der Menschen liegt, besonders der Priester und der Oberen [prelati] der Kirche ... 

Wir wissen, daß es an diesem Heiligen Stuhl schon seit einigen Jahren viele greuliche Mißbräuche in geistlichen Dingen und Vergehen gegen die göttlichen Gebote gegeben hat, ja, daß eigentlich alles pervertiert worden ist. So ist es kein Wunder, wenn sich die Krankheit vom Haupt auf die Glieder, das heißt von den Päpsten auf die unteren Kirchenführer ausgebreitet hat. Wir alle, das heißt wir Kirchenführer und Priester [prelati et ecclesiastici], sind abgewichen; ein jeder sah auf seinen Weg [Jes 53,6], und da ist schon lange keiner mehr, der Gutes tut, auch nicht einer [Ps 14,3]. 

Deshalb müssen wir alle Gott die Ehre geben und uns vor ihm demütigen; ein jeder von uns muß seinen Fall erkennen und sich selbst richten, bevor er von Gott mit der Rute seines Zorns gerichtet wird [1Kor 11,31]. 

Soweit wir selbst betroffen sind, darfst Du versprechen, daß wir jede Anstrengung unternehmen werden, daß als erstes diese Kurie, von der wohl das ganze Übel ausgegangen ist, reformiert wird [reformetur], so daß sie in der gleichen Weise, wie sie zum Verderben aller Untergebenen Anlaß gegeben hat, nun auch ihre Genesung und Reform [reformacio] bewirkt. Dazu fühlen wir uns um so mehr verpflichtet, als wir sehen, daß die ganze Welt eine solche Reform sehnlichst begehrt.“


Übernommen von gloria.tv

Hadrian VI. oder Adrian von Utrecht war übrigens der letzte deutsche Papst (1522/23) vor Papst Benedict XVI., weil sich damals die Niederlande noch als Teil Deutschlands begriffen und sich erst im folgenden Jahrhundert politisch, kulturell und sprachlich abtrennte. Hadrian galt als Hoffnungsträger und persönlich höchst integerer Reformpapst, der aber nur kurz regierte weil zu bald starb. Er war europaweit hoch angesehen und Lehrer von Kaiser Karl V. 
Von diesem später kurzfristig als Statthalter in Aragon, Navarra, Leon und Kastilien eingesetzt, provozierte er aber durch sein (wie manche meinen) politisch ungeschicktes, "pedantisches" Verhalten einen Aufstand ... der Kastillianer.





*271017*