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Montag, 7. Juni 2010

Das Warum der Welt

"Denn jenes, was die Wissenschaften voraussetzen und ihren Erklärungen zum Grunde legen und zur Grenze setzen, ist gerade das eigentliche Problem der Philosophie, die folglich insofern da anfängt, wo die Wissenschaften aufhören. Beweise können nicht ihr Fundament seyn: denn diese leiten aus bekannten Sätzen unbekannte ab: aber ihr ist Alles gleich unbekannt und fremd. [...]

Der Satz vom Widerspruch setzt bloß die Übereinstimmung der Begriffe fest; giebt aber nicht selbst Begriffe. Der Satz vom Grund (demgemäß alles was eine Folge hat Wirkung ist und eine Ursache hat, eine apriorische Erkenntnis, wie auch an dieser Stelle hinlänglich dargelegt, die Erkenntnis eigentlich begründet, nicht empirisch hervorgeht, Anm.) erklärt Verbindungen der Erscheinungen, nicht diese selbst: daher kann Philosophie nicht darauf ausgehen, eine causa efficiens (bewirkende Ursache, Anm.) oder eine causa finalis (Endursache, Anm.) der ganzen Welt zu suchen. 

Die gegenwärtige wenigstens sucht keineswegs, WOHER oder WOZU die Welt dasei; sondern bloß, WAS die Welt ist. Das Warum aber ist dem Was untergeordnet: denn es gehört schon zur Welt, da es allein durch die Form ihrer Erscheinung, den Satz vom Grund, entsteht und nur insofern Bedeutung und Gültigkeit hat."


Arthur Schopenhauer in "Die Welt als Wille und Vorstellung"

Bild: pixelio.de



*070610*