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Mittwoch, 2. Juni 2010

Scheitern aus Inadäquanz

Es ist die Trägheit, die einer großen Masse - einer Kanonenkugel - eine weit größere Reichweite gibt, als, bei derselben Anfangsgeschwindigkeit und Beschleunigung, einer kleinen Pistolenkugel. Und es ist dasselbe Phänomen, das die Unterschiede in der Reichweite für ein gleichgroßes Wurfgeschoß ausmacht, das einmal aus Blei, ein andermal aus Stein geschleudert wird. Eine einer großen Masse mitgeteilte Bewegung ist aber nur einer entsprechenden Wurfkraft möglich, die für ein leichteres Geschoß aber überdimensioniert, ja kontraproduktiv ist.

Eine schöne Metapher der Wirklichkeit: Wir sollten uns eben auch gut überlegen, ob unsere Kraft der Art der Wurfgeschoße angepaßt ist, die wir wählen. Viele Menschen scheitern nämlich deshalb, weil sie für Ihre Aufgabe zuviel Kraft besitzen (und deshalb "unter Wert" bleiben), während der andere, der "Erfolgreiche", schlicht die ihm adäquateren Wurfgeschoße zum Maßstab gemacht hat.


Häufig hat man heute den Eindruck, daß die unselige Verbindung von Gleichheits- und Gerechtigkeitsforderung, unter dem Deckmantel einer vorgeblichen Liebe (als gäbe es die ohne Gerechtigkeit, s. o.) nichts ist als die Festlegung auf niedrigere Normen für Wurfgeschoße. Sodaß der Stärkere ... unterliegt, und in seinem Selbstgefühl schwer beschädigt gar nicht mehr zu jenem Punkt kommt, zu dem er bestimmt wäre: eine weit größere Leistung zu vollbringen. (Ein Selbstgefühl, das von hohen Begabungen bekannt ist, die in normaler Umgebung versagen müssen.)

Eine Zeit aber, die sich daran gewöhnt hat, die Wurfgeschoße nach unten zu korrigieren, hat das geringere Maß des Möglichen gewählt - und demontiert solcherart ihre wirklichen Möglichkeiten, die immer Auftrag sind. Sie muß deshalb auch an den entscheidenden Herausforderungen scheitern.




*020610*