Scharf und nüchtern sieht Max Weber die Verpolitisierung des Beamten, auch wenn Weber selbst nie Stellung dazu nimmt.
Aber er weist darauf hin, daß das Wesen des Beamten sein muß, neutral und unparteiisch zu VERWALTEN. Die spezifische Ehre eines Beamten war und ist es nunmehr, auch Verwaltungsvorgänge, die ihm persönlich zuwider wären, durchzuführen, und zwar im Sinne seiner ihm übergeordneten Dienststelle, im Sinne eines technischen Verwaltungsvorgangs.
Umgekehrt ist es die Ehre des politischen Führers, für alles, was unter ihm passiert, die ungeteilte Verantwortung zu übernehmen, und den Kopf hinzuhalten für alle Vorgänge, auch wenn er sie nicht persönlich "getan" hat.
Verpolitisiert der Beamte, wird gar der Beamte Politiker, so ist es unausweichlich, daß auch die Politik verantwortungslos und bürokratisch wird.
Verbeamtet der Politiker, gilt dasselbe. Die Durchmischung dieser Sphären hat also den sittlichen Tiefstand der Politik zur Folge. Ja, gerade sittlich hochstehende Beamte sind dann - sittlich TIEF stehende Politiker. Denn ein Staat - und den zu führen, ist die Aufgabe der Politik - IST nicht seine Verwaltung, sondern braucht die Gestaltung durch freien Geist, der Gestalt laufend in die Zukunft vorwirft. Die es dann, von nur dazu fachlich fähigen Schichten, den Beamten, jeweils effizient zu verwalten gilt.
Übrigens: Annähernd zwei Drittel der österreichischen Parlamentsabgeordneten rekrutieren sich ... aus dem Beamtenstand.
*130610*