Als nicht durch Zweckmäßigkeit aus einzelnen Mechanismen, noch weniger aber aus Selektion und Zufall erklärbar sieht Woltereck die Determiniertheit (also: durch gesetzmäßige Abläufe bestimmte) von "Biocäen", von jeweiligen Lebensräumen, die am treffendsten als Beziehungsgefüge beschrieben werden können.
Als Beispiel führt Woltereck das Zueinander von bestimmten Krebsen und Fischen in einem See, wie es vielfach beobachtet und beschrieben wurde: solange die Fische im Frühjahr klein sind, fressen sie die jungen Krebse, aber sie tun es immer in einem absolut konstanten Verhältnis. Nie fressen sie mehr als 19/20 der Population (im konkreten Fall). Diese Krebse nur können dann aufwachsen, und im Sommer besteht Jahr für Jahr die annähernd gleiche Krebspopulation, ebenso wie die der Fische. Bis sie im nächsten Frühjahr wieder ihre Eier ablegen.
Umgekehrt ist zu beobachten, daß die Krebse bemerkenswert konstant soviel Nachwuchs produzieren, als eben dieses 19/20tel, der Sommerpopulation. Sie produzieren also nicht "so viel als möglich", um möglichst viel an Nachwuchs durchzubringen. Sie hören auf, wenn diese Gesamtzahl erreicht ist, von der 95 Prozent als Fischfutter dienen.
Dann sind die Fische so groß, daß der kleine Krebsnachwuchs für sie ohne Interesse ist.
Würden die Fische nur etwas mehr fressen, müßte ihre Nahrung verschwinden. Wenn die Kladozeren (die Krebsart, die hier beschrieben wird, Anm.) sich etwa schneller fortpflanzen, oder wenn weniger von ihnen den Fischen zum Opfer fielen, so müßte ihre Zahl mächtig ansteigen, was eine viel stärkere Zehrung und vielleicht die Vernichtung der ihnen als Nahrung dienenden Kleinalgen zur Folge hätte. Die Einpassung der Tiere zielt nicht darauf ab, daß sie in möglichst großer Zahl überleben, sondern dahin, daß ein gegebenes Gleichgewicht des Kollektivgefüges erhalten bleibt.
Woltereck weist darauf hin, daß es in der Natur offensichtlich (und in unbeschränkter Art belegbar) Seinsgesetze solcher Bezogenheitsräume gibt. Solche Kollektivgefüge sind determiniert vom jeweiligen Einzelverhalten aller beteiligten Pflanzen- wie Tierarten, die alle ein Ziel haben: HARMONIE. Die Verhältniszahlen aller Komponenten zueinander sind praktisch konstant, und Regulationsmechanismen setzen immer dann ein, wenn diese Harmonie gestört zu werden droht.
Nur der Mensch vermag solche Lebenssphären stören, und er tut es auch. Damit kippen solche Bezugsgefüge regelmäßig, wenn auch nicht zwangsläufig.
Dieses Verhalten [...] muß, wie jeder Sachverhalt, einen zureichenden Grund haben. Wiederum finden wir nur denselben, uns wenig befriedigenden Seinsgrund (ratio sic essendi), den auch die geometrischen, chemischen, psychologischen Grundsachverhalte haben: Alles Sosein, ob wir es analysieren können oder nicht, wird durch zeitlose Konstanten gesetzmäßig, so wie es objektiv ist, determiniert. Von uns wird es dann empirisch transponiert. Auch jedes auf der Erde vorhandene Kollektivgefüge und sein Ausgeglichensein ist als solches gesetzmäßig determiniert; also nicht nur die Einzelphänomene, sondern auch alle Beziehungen zwischen den Phänomenen, Dingen, Substanzen usw. sind gesetzmäßig festgelegt. Die metaphysische Frage nach dem Woher und Warum dieser Determinierung ist ebenso vergeblich wie die Frage nach dem Warum der Existenz des Chlors, oder der Grundeigenschaften des Wassers, des Dreieckes, des Identitätssatzes, der feinsinnigen Zeit, usw.
*160610*