Frobenius unterschiedet, mit zahllosen Beispielen aus der Geschichte Afrikas belegt, zwei Typen von Weltanschauungen, eigentlich: Welthaltungen. Und er nennt sie "Höhlenhaltung" und "Weitenhaltung". Diese seelischen Grundstimmungen und -haltungen drücken sich vollkommen in den Mythen und überkommenen Märchen aus - an deren Beginn sich niemand erinnern kann, sie schienen immer "da" gewesen zu sein, und entstehen (wenn sie entstehen, am Beginn von Kulturen, auch das gibt es ...) auch "spontan", ihr Beginn ist nicht zu erhaschen.
Nie konnten Menschen mit Höhlenhaltung jemals anders herrschen und leben als durch Unterdrückung und Angst. Sie schmücken ihre Höhlen aus, machen sie - wie im Orient - zu Palästen und mit Zierrat überfrachteten Paradiesen, um über alle Enge hinwegzutäuschen, aber ihr Schicksal ist Kismet, Zufall, Glück, Fügung und Schickung. Sie neigen zu Fanatismus und Gewaltexzessen.
Anders der Mensch der Weite. Er hat wirkliche Helden, die in die Weite der Welt hinausgehen oder gesendet werden, und so erzählen es auch die Gründungsmythen - in alle Welt zogen sie hinaus (zum Beispiel die Ghanesen), und regierten in Freiheit und Gerechtigkeit die Welt. Ihre Haltung ist gelassen, sie vermögen auch unterworfene Völker in Ruhe und Sicherheit leben zu lassen, ja diese blühen gar unter ihnen häufig auf, weil nicht selten das "Siegervolk" ihnen zum Gegensatz eine überlegene staatliche Organisation ausweisen. Sie leben in fruchtbarer seelischer Spannung - und brauchen keine Sensation.
*250610*