Woltereck weist in seiner "Philosophie der lebendigen Welt" auf eine bemerkenswerte Besonderheit der lebendigen Wesen hin: Sie sind ihrer Umwelt auch insofern eingepaßt, als sich ihre Bauartgröße der Umwelt, in der sie leben, anfügt.
Ein Blauwal, zum Beispiel wird nur in den wirklich großen Ozeanen leben können, und groß sein. Selbst bei noch so "idealen", nach allen erfaßbaren Bedingungen für "zweckmäßig" erkannten Lebensbedingungen, wird er nur in riesigen Räumen existieren können. Selbst in noch so großen und nährstoffreichen Teilmeeren, oder Binnengewässern, sind solche Arten nicht zu finden beziehungsweise zu halten.
Solche Zueinandergefügtheiten innerhalb der Natur lassen sich bei allen lebendigen Arten aufweisen - ob im Großen, ob im Kleinen. Dabei ist bei jedem Organismus auch zu unterscheiden, was sein jeweils individueller, notwendiger, "gerechter" Umraum tatsächlich ist! Denn ein solcher ist keineswegs die ihn umgebende Umwelt sui generis, sondern jedes Lebewesen steht in Dialog mit der Welt, und definiert sich seine relevante Umwelt, seine relevanten Faktoren selbst, und sei es, daß es sich (Spinnen, Würmer die Höhlen bauen, etc.) diese Umgebung selbst schafft. Für jedes Lebewesen aber gilt, daß es einen "erlebten" Umraum hat: Es gibt eine gesetzmäßige Dimensionsbeziehung zwischen jeweiligem Selbst, als Zentrum dieser begrenzten Partialwelt, und Nicht-Selbst.
Der Biologe führt als erläuterndes Beispiel ein Experiment mit Pflanzen an: Er setzte in seinem Teich über viele Generationen eine Wasserpflanze an, die sich tatsächlich schließlich dem großen Teich anpaßte. Sie wurde nicht nur größer als gewöhnlich, sondern nach vielen Generationen wurden es auch ihre Ableger. Diese Geprägtheit war von anderer Art als jene, wie sie bei Pflanzen auftritt, die man in eine über ihre normalen Bedingungen hinausgehend nährstoffhaltige Erde setzt, die auch entsprechend vermehrtes Größenwachstum aufweisen, aber in dem Moment, wo sie wieder in ihre ursprüngliche Umgebung zurückversetzt werden, sofort wieder klein werden.
Diese Pflanzen bewahrten ihre Größe, und als sie in kleinere Bedingungen zurückversetzt wurden, in einen kleineren Teich, bewahrten sie ihre Größe über dreißig Generationen, ehe sie sich erneut anfügten, den neuen Größenverhältnissen anpaßten, kleiner wurden.
Nur verbesserte Lebensbedingungen hingegen "vererben" sich nicht. Wenn sie sich ändern, wird diese Art (ob Pflanze, ob Tier) sofort wieder "klein", auch wenn sie vorher ein Maximum ihrer Art erreichte.
Dies hat für die Tierzüchtung Bedeutung, läßt aber durchaus Gedanken über den Riesenwuchs früherer, heute nur noch in Knochenfunden bekannten Lebewesen zu. Prinzipiell, so Woltereck, läßt sich aber ein Zusammenhang zwischen geräumiger Umwelt, und dem Größenwachstum eines lebendigen Organismus feststellen, der von bloßen Lebensbedingungen prinzipiell unterschieden ist.
*110610*