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Samstag, 5. Juni 2010

Weibliche Vernunft

"Die Vernunft ist weiblicher Natur. Sie kann nur geben, was sie zuvor empfangen hat. Durch sich selbst alleine hat sie nichts, als die gehaltlosen Formen ihres Operierens. Vollkommen reine Vernunfterkenntnis giebt es sogar keine andere, als die vier Sätze, welchen ich metalogisch Wahrheit beigelegt habe, also die Sätze von der Identität, vom Widerspruch, vom ausgeschlossenen Dritten und vom zureichenden Erkenntnisgrunde. 

Denn selbst das Übrige der Logik ist schon nicht mehr vollkommen reine Vernunfterkenntnis, weil es die Verhältnisse und Kombinationen der Sphären der Begriffe voraussetzt: aber Begriffe überhaupt sind erst da, nach vorhergegangenen anschaulichen Vorstellungen, die Beziehung auf welche ihr ganzes Wesen ausmacht, die sie folglich schon voraussetzen."

"Wissen ist also das abstrakte Bewußtseyn, das Fixierthaben in Begriffen der Vernunft, des auf andere Weise überhaupt Erkannten." Mit seinem eigentlichen Gegensatz, dem Gefühl, weil es nicht abstrakte Vernunfterkenntnis, nicht Begriff ist, unabhängig davon, daß die Sphäre des Begriffs "Gefühl" die heterogensten Dinge begreift. Wobei, später, Schopenhauer zeigt, daß Handeln selbst - vom Gefühl, nicht vom Begriff, getragen sein muß.



Arthur Schopenhauer, "Die Welt als Wille und Vorstellung"



*050610*