Die Meisterschaft in der steirischen Fußball - Gebietsliga Mur (das ist die 7. Ligastufe) war gegen Schluß hin ein Kopf-an-Kopf-Rennen dreier scharfer Konkurrenten geworden, das sich erst in der letzten Runde entscheiden sollte. Der zu diesem Zeitpunkt die Tabelle anführende FC Gaal hatte als erster gespielt. Und erwartungsgemäß vorgelegt, weil mit einem glatten 4:0 seinen Pflichtsieg eingefahren.
Alles andere als ein Sieg war für den zweiten Gegner Knittelfeld also von vornherein wertlos. Aber mit einem Sieg wäre der FC Gaal überholt. Das war möglich, daran zweifelte niemand.
Wäre da nicht der Dritte im Bunde der Meisterschaftsanwärter, der Fußballclub von Sankt Lorenzen. Um den in der Schlußtabelle doch noch zu schlagen, das war Knittelfeld klar, war ein Sieg zu wenig, da mußte man sich noch um die Tordifferenz Sorgen machen. Denn würden auch die Lorenzener ihr Heimspiel gewinnen, würde - weil Punktegleichstand - die Tordifferenz entscheiden, und da war Lorenzen leicht im Vorteil.
Wäre da nicht der Dritte im Bunde der Meisterschaftsanwärter, der Fußballclub von Sankt Lorenzen. Um den in der Schlußtabelle doch noch zu schlagen, das war Knittelfeld klar, war ein Sieg zu wenig, da mußte man sich noch um die Tordifferenz Sorgen machen. Denn würden auch die Lorenzener ihr Heimspiel gewinnen, würde - weil Punktegleichstand - die Tordifferenz entscheiden, und da war Lorenzen leicht im Vorteil.
Dennoch war da ein geheimes Hoffen, das in Knittelfeld die Runde machte. Daß es die heimischen Burschen, gedopt mit dem grünen Kernöl aus den Kürbisrieden des Ursteirischen, doch noch schaffen würden. Es mußte nur ein entsprechend hoher Sieg her. Einer mit deutlicher Tordifferenz. Dann war auch Lorenzen überwunden. Mit einem richtigen Sieg eben. Unvergessen der Sturl Binderreither, mit seinen sieben Toren, damals in den 1950ern, beim legendären 13:0 gegen den (mittlerweile den Geschichtsbüchern, mitsamt dem Sturl, Friede seiner Seele, übergebenen) SG Karnacker-Bärnsee.
Und der FC Promotool Formenbau Knittelfeld machte auch scheinbar wirklich alles klar. Was heißt klar: Überklar! Mit einem sauberen 21:0 (5:0) Sieg gegen TUS (Turn- und Sportverein) Schoder war der Meistertitel endlich wieder in die heimliche Metropole (was war denn schon Judenburg?! man schaue nur die neue ÖBB-Reparaturanlage an! DAS ist Dynamik! Originalton Bürgermeister Kurz, SPÖ) des oberen Murtals gewandert.
Mit diesem historischen Sieg (Originalton Vizeobmann Weber) hatte man eine durchwachsene Saison schlußendlich doch noch zum Guten gewendet, den einen Konkurrenten Gaal auf Distanz gehalten, und dank der nun weit besseren Tordifferenz den nun noch verbliebenen Titelanwärter, den FC St. Lorenzen, im letzten Moment aus dem Rennen bugsiert, dessen waren sich alle nach dem Spiel sicher. Zu diesem Zeitpunkt hatte der FC Lorenzen zwar noch nicht seine Entscheidungspartie gespielt, aber selbst wenn der ebenfalls siegte, was ja zu erwarten war, denn er hatte ebenfalls ein Heimspiel: Die Tordifferenz machte alles für Knittelfeld klar. Diese Hürde war für den FC Lorenzen zu hoch. Davon waren alle Knittelfelder (und wir, werter Leser, Sie undich, wollen ihnen in dieserr Einschätzung durchaus folgen) nach dem überzeugenden Auftreten der eigenen Burschen überzeugt.
Der Meistertitel würde also endlich auch die "neue Ära" krönen, die vor Jahren eingeläutet worden war, und der aber die Krone noch fehlte. Eine Notwendigkeit, wie es bei der seinerzeitigen Vorstellung des Generalsponsors, der sich auch im Namen präsentiert, und der über eine enge Kooperation mit der Bundesbahn groß und reich geworden war, geheißen hatte. Seit damals hatte es ein Ende mit dem Amateurtum, nun waren andere, professionelle Zeiten angebrochen, denn es sollte "aus der Tiefe und Breite des Landes" (Originalton Vizeobmann OSR Lechner), mit selbst herangezogenem Nachwuchs, das Feld von hinten aufgerollt, Knittelfeld binnen zehn Jahren zu einem Begriff im steirischen Fußball werden. Hier ist das Herz der wertvollen Steirerjugend, das sein Blut in alle Landesteile pumpen wird! (Originalton OSR Lechner in einer abendlichen Motivationsrunde im "Gasthof zum Schlumpigen Eck")
Aber es war halt bisher nie so gelaufen, wie sich das alle vorgestellt hatten. Schon das vierte Jahr befand man sich vor der Situation, daß die Hand bereits nach der Meisterschale ausgestreckt, diese aber im letzten Moment doch noch von jemandem weggeschnappt worden war. Es schien einfach kein Wegkommen aus der Gebietsliga, kein Aufstieg in die 1. Klasse, und von dort war es ja noch immer ein weiter Weg, bis ganz nach oben.
Der Sponsor war längst ungeduldig. Auch wenn selbst ein Frank Stronach (der auch aus der Gegend stammt, man vergesse das nicht, und damit das Potential andeutete, das in hiesiger Manneszucht lag, und erst beim globalen Akteur, beim Milliardär und Rennstallbesitzer sein Ende hatte) eine Millionentruppe wie die Wiener Austria nicht zum Europacupsieg tragen hatte können. Aber zum Meistertitel hat es allemal gereicht! (Originalton Vizeobmann Weber) Geld spielt schon Fußball. Zumindest irgendwie (O-Ton wir)
Man mußte aber natürlich verstehen: Der Sponsor war eine Firma, ein Unternehmen, und das Geld das ein solchener in einen Sportverein investiert, das muß sich über Werbewert amortisieren, also: rechenmäßig (Originalton Kassier Zeisellehner), wie es in der letzten Vorstandssitzung geheißen hatte. Genau das tat es einfach nicht so richtig. Ohne Meistertitel.
Erst Meister waren halt in den Schlagzeilen, Meistermannschaften zeigte man in Bildern. Und auf den dann sichtbaren Trikots waren sie dann eben, die Werbebotschaften. Außerdem prangten auf den Sportseiten ja nicht einfach nur Szenen, in denen etwa der Pepp über sein fünftes Saisontor jubelt, sondern der Geschäftsmann sieht die Dinge anders, sozusagen geschäftsmännischer.
Denn wo der Leser meint, den Pepp zu sehen, weß der Geschäftsmann, daß er etwas anderes ebenfalls sieht, sozusagen unterbewußt mitschluckt. Wie der Karpfen, der ja auch meint, es ginge ums Maiskorn, das jemand ins Wasser geworfen hätte. Denkste. Das Wesentliche für den Geschäftsmann war der Hintergrund der Szene. Denn dort war die Spielfeldbande zu sehen, auf der die Botschaft stand. So einfach funktioniert das. Aber welche Zeitung druckt ein Bild von einem Verein, der sich kaum noch aus den Niederungen des Biertischkick der "Schwarzen Liga" erhoben hatte? Vom Fernsehen schon gar nicht zu reden.
Alle hatten sie genickt, wie das der der Kassier in der Vorstandssitzung einmal zusammengefaßt hatte, um allen den Ernst der Lage deutlich zu machen. Nicken allenthalten, und sehr besorgte Gesichter zeigten sich. Denn damit war sie im Fenster, die Rute, damit war klar, worum es ging: um den Ausstieg des Sponsors, und damit sicher auch dem Rückzug der Gemeinde.
Die sich angeblich zwar wegen der Perspektiven (und der Jugendarbeit - "Oder sollen sich die Jungen auf der Straße rumtreiben? Sollen sie rauschgiftsüchtig werden?" - Originalton Vizevereinsobmeister Oberstudienrat Lechner) gar nicht lumpen hatte lassen. Aber irgendwie fühlten alle, daß das nicht so recht der entscheidende Grund war. Nicht für den Bürgermeister.
Damit drohte ein Rückfall in Steinzeit-Zeiten. In Zeugwarte, deren Ehefrauen die Dressen wuschen, die selbst den Kot von den Stollen klopften und den Boiler unterheizten, damit alle Spieler duschen konnten. Die aus eigenem Geld eine Flasche Lederöl spendierten, ehe sie sich in unüberwindlichem Enthusiasmus für die Sache an die Kasse setzten. Ein Fall in die Zeiten, wo Vizeobleute und Platzwarte jeden Zuschauer per Handschlag begrüßt hatten. Das wollte doch niemand?
Umso lauter rumpste der Stein von allen Vereinsherzen, denn nun war es ja auch erreicht. Mit diesem 21:0. Diese Zufriedenheit erfüllte sie alle, die sie da in der Post saßen, und ihr Meisterschafts-Gösser tranken. Burschen, sollt's leben!
2. Teil - am 16. Juni 2010: Das Unglaubliche passiert, und der Unglaublichkeiten mehr
Damit drohte ein Rückfall in Steinzeit-Zeiten. In Zeugwarte, deren Ehefrauen die Dressen wuschen, die selbst den Kot von den Stollen klopften und den Boiler unterheizten, damit alle Spieler duschen konnten. Die aus eigenem Geld eine Flasche Lederöl spendierten, ehe sie sich in unüberwindlichem Enthusiasmus für die Sache an die Kasse setzten. Ein Fall in die Zeiten, wo Vizeobleute und Platzwarte jeden Zuschauer per Handschlag begrüßt hatten. Das wollte doch niemand?
Umso lauter rumpste der Stein von allen Vereinsherzen, denn nun war es ja auch erreicht. Mit diesem 21:0. Diese Zufriedenheit erfüllte sie alle, die sie da in der Post saßen, und ihr Meisterschafts-Gösser tranken. Burschen, sollt's leben!
2. Teil - am 16. Juni 2010: Das Unglaubliche passiert, und der Unglaublichkeiten mehr
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