Immer ist es das Wollen, das mit dem Wesentlichen des Menschen identifiziert wird, nicht das Vermögen oder der Intellekt. Das ist schon daran zu erkennen, daß sich unsere Verantwortung in der Schuld wie im Gelingen danach bemißt, wieweit wir es gewollt haben.
Deshalb versucht der Mensch sogleich, im Versagensfall die Aufmerksamkeit der Beurteilenden vom Willen auf den Intellekt zu lenken: auf den Irrtum, auf das "nicht besser wissen".
Oder er versucht überhaupt, sich die Freiheit abzusprechen, ja lieber ist es ihm sogar noch, sich für verrückt oder krank zu erklären - als für schuldig, für verantwortlich. Also wird gerade bei schweren Vergehen auch gerne die Macht der Umstände bemüht, die den Willen unfrei, das Verhalten gezwungen machte. Und sei es, daß die "logischen Gründe" soweit ausgebaut werden, daß sie zur notwendigen Schlußfolgerung werden - das Element des verantwortlichen, freien Handelns völlig ausschließen.
Aber der Intellekt ist die Laterne, nicht der Motor, und er dient dem Willen als Instrument, aber er schafft ihn nicht. Er hilft ihm nur, und sei es durch Redlichkeit, wobei hier bereits der Wille zur Redlichkeit vorausgeschickt werden muß. Denn der Intellekt ist nur Diener des Willens: der Intellekt ist die Funktion des Gehirns, die Funktion des Willens aber ist der ganze Mensch, seinem Sein und Wesen nach.
Deshalb gibt es keinen Irrtum - außer er ist gewollt. Deshalb gibt es keinen Irrtum - der nicht einer Sünde folgt oder dient. Und deshalb sind Grundbefindlichkeiten, die als Massenpsychosen ein ganzes Volk, eine ganze Kultur befallen haben, auch dazu geeignet, diese geschlossen ins Verderben rennen, blind werden und bleiben zu lassen.
Oder im umgekehrten Fall: können sie alle zum Licht tragen.
*200610*