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Samstag, 14. Mai 2011

Alles wird nichts

Wenn Platon die Gründer einer Demokratie als die Absteiger aus den früheren Ordnungen, der aristokratischen Ordnung (die zerbricht), identifiziert, deckt er so nebenher das Schema der Revolutionen auf.

Der Weg der Demokratie, schreibt er in seiner "Politeia", hat zur Konsequenz, daß nun nicht mehr Bildung (als sittliche Qualität) zum Auswahlkriterium der Besten wird, sondern der Weg zum Aufstieg führt nur noch über die Fähigkeit, sich darzustellen und sich als gesinnungstüchigen Volksfreund zu profilieren. Allmählich fallen alle Privilegien, was aber auch heißt, daß sich die Lebensformen einander angleichen. Damit fällt weg, was die Unterschiede der Menschen definiert, und es bleibt nur noch der direkte Vergleich zur Identitätsbildung.

Undefiniert, folgt der Versuch, alles an Möglichkeiten, was sich nun bietet und einem an einem anderen Leben attraktiv und erstrebenswert erscheint, in eines Leben hereinzuholen. Die Menschen können nicht mehr zwischen notwendigen und nicht notwendigen Begierden unterscheiden. Weder Ordnung noch Konsequenz ist noch in ihrem Leben. Sie können und wollen alles, aber es geht ihnen um nichts mehr.

Der Staat sieht sich mit der Zeit, in solcher Verfaßtheit, nur noch mit der Notwendigkeit konfrontiert, möglichst viele weitere Optionen in sein Gefüge zu integrieren. Seine Aufgabe wird die Egalisierung von Lebensformen und -chancen sowie die Schaffung neuer Erfüllungsräumen. Die Frage nach Gerechtigkeit und deren Inhalten wandelt sich in eine Frage der Strukturen um, es entsteht der reine Gesetzesstaat, Gesetzlichkeit wird zum Kriterium, weil es an Menschen, die Gerechtigkeit als Inhalt des Regierens sehen, fehlt.




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