Und es hat zu tun mit der Einführung des Holzpapiers, das das alte Hadernpapier ablöste. Das Hadernpapier hielt nämlich wie es aussieht fast unbegrenzt: noch heute sind Bücher aus dem 16. Jhd. in einer Kondition, die überwältigt. Das Papier ist oft wie neu, und scheint für die Ewigkeit konzipiert zu sein. Während die Bücher heute schon nach fünfzig oder hundert Jahren zu verfallen beginnen, ja manchmal, wie in den Taschenbüchern, zerfällt (oder zerreißt, als zerfiele es) nach vierzig Jahren das Papier, wenn man es umblättert.
Damit aber ändert sich etwas Grundlegendes am Verhältnis des Schriftstellers zur Gesellschaft, in der er lebt. Denn es ist keineswegs ungewöhnlich, daß er seiner Zeit weit vorausgeeilt ist, und erst in hundert oder zweihundert Jahren verstanden wird. Ja, es ist nicht selten, gerade heute, daß man Schriftsteller nicht einfach wiederentdeckt, sondern überhaupt erst entdeckt, die ihre Werke vor fünfhundert Jahren verfaßt haben.
Diese Option gab dem Künstler viel Hoffnung. Nun aber wird er damit rechnen müssen, daß er unter Umständen ... niemals verstanden wird, daß sein Werk ... umsonst war. Gleichzeitig heißt es für eine Kultur, daß es möglich ist, daß sie ihre eigenen Früchte nicht mehr erntet - und: es könnten die entscheidenden Früchte sein. Denn alle maßgeblichen Kehrtwendungen einer Kultur haben in einer einzigen Person ihre erste und befruchtende Gestalt angenommen.
Eco schreibt freilich nicht was es bedeuten könnte, wenn eine Kultur überhaupt auf langfristige Speicherung verzichtet, und sogar im Gegenteil: ihre Hervorbringnisse auf Medien speichert, die nicht einmal mehr Bruchteile dieser Haltbarkeiten aufweisen - man geht davon aus, daß derzeitige magnetische Medien (Computer) nicht über 50 Jahre Haltbarkeit, im günstigsten Fall, hinauskommen. Wenn diese spezielle Technik dann nicht mehr zugängig ist, ist alles, was heute hervorgebracht wird, für immer verloren.
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