Da kritisiert doch glatt ein Reinhard Frauscher das heurige (traditionelle) Theatertreffen in Berlin - es sei langweilig, ein alter Hut, selbstbezogen, und nur noch politisch deklamierend und moralisch anmaßend. Aussagen, für die der Autor dieser Zeilen schon gekreuzigt worden war, weil sie die längst beklemmende, bedrückend neurotische Situation des deutschsprachigen Theaters beschreiben.
![]()  | 
| Alle Bildrechte: Kurier | 
Das einzige rein österreichische Stück war 
heuer "Die Beteiligten" vom Burgtheater. Darin prangert die überwiegend 
in Berlin lebende Österreicherin Kathrin Röggla die "Medienhetze" ihrer 
Heimat im Fall Kampusch an. Manche wunderten sich angesichts 
langweiliger, verkopfter Texte und greller Gags über die 
Vorschusslorbeeren aus Wien. Das Berliner Publikum aber sah sie 
bestätigt und spendete brav Beifall und nur wenige Buhs.
Den gab es auch für Jelineks "schwadronierende" ( Die Welt) Vierstunden-Trilogie "Das Werk/Im Bus/Ein Sturz" aus Köln sowie für die anderen acht "bemerkenswertesten Stücke des Jahres" ("TT"-Statut). [...] "So politisch war das Treffen schon lange nicht: Es wird nicht mehr erzählt, sondern nur mehr konstatiert",[...]
Den gab es auch für Jelineks "schwadronierende" ( Die Welt) Vierstunden-Trilogie "Das Werk/Im Bus/Ein Sturz" aus Köln sowie für die anderen acht "bemerkenswertesten Stücke des Jahres" ("TT"-Statut). [...] "So politisch war das Treffen schon lange nicht: Es wird nicht mehr erzählt, sondern nur mehr konstatiert",[...]
Beim Berliner "TT" dominiert immer mehr selbstreferentielles Theater mit 
moralischer Anmaßung, am Samstag mit dem letzten Stück des fast schon 
kritiklos verklärten Christoph Schlingensief als Abschluss. [...] "Das hatten wir in den 
Achtzigern, das ist altes Theater", wehrt sich Laufenberg im 
KURIER-Gespräch, ohne zu merken, dass der abgedroschene SS-Mann bei 
Röggla das mindestens ebenso ist. 
Mit dieser Einstellung glaubt die 
Kaste des politisierten Theaters klassisches "Schauspieler-Theater" so 
vernachlässigen zu können wie sie geistreichen Humor, das viel Schwerere
 als alles Krawallige, als Boulevard strikt ausgrenzt. Wer ästhetische 
Kriterien oder gar einen Unterhaltungs-Anspruch des zahlenden Publikums 
Ernst nimmt, hatte es in dieser Ära schwer.
Wie heißt es so schön? Da bleibt kein Auge trocken.
 ***
