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Donnerstag, 26. Mai 2011

Form und Darstellung

Aus dem Skizzenbuch von Van Gogh
"Die Linie ist [die wir oben gesehen haben] ein Ding, welches ebenso einen praktisch-zweckmäßigen Sinn hat wie ein Stuhl, ein Brunnen, ein Messer, ein Buch undsoweiter. Und dieses Ding wird in dem letzten Beispiel als ein reines malerisches Mittel gebraucht ohne die anderen Seiten, die es sonst besitzen kann - also in seinem reinen inneren Klang.

Wenn also im Bild eine Linie von dem Ziel, ein Ding zu bezeichnen, befreit wird und selbst als ein Ding fungiert, wird ihr innerer Klang durch keine Nebenrollen abgeschwächt und sie bekommt ihre volle innere Kraft.

So kommen wir zur Folge, daß die reine Abstraktion sich auch der Dinge bedient, die ihr materielles Dasein führen, gerade so, wie die reine Realistik. Die Größte Verneinung  des Gegenständlichen und ihre größte Behauptung bekommen wider das Zeichen des Gleichnisses. Und dieses Zeichen wird wieder durch das gleiche Ziel in beiden Fällen berechtigt: durch das Verkörpern desselben inneren Klanges."


Wassily Kandinsky, in "Über die Formfrage"

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