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Donnerstag, 19. Mai 2011

Erfrischender Cocktail

Was soll man zu dem sagen, was Professor Franz Hörmann (Wirtschaftsuniversität Wien, sein Fach: Bilanzierung; es war hier schon einmal die Rede von ihm) in der "Bezirksrundschau Urfahr" (!) von sich gibt? Er hat in vielem Recht.

Prof. Franz Hörmann
Nicht Recht hat er freilich bei allem, was auf seinen seltsam unklaren Begriff von "Geld" aufbaut. (So wie ich ja seinen brachial-kommunistischen "Visionen" keinesfalls etwas abgewinnen kann.) Aber das können Sie selbst nachlesen, jetzt sind sie ja gewarnt. In seinen Prognosen stimme ich ihm sogar überhaupt nicht zu - eine Inflation zu prognostizieren ist keine Prognose, denn wir befinden uns seit vierzig Jahren mittendrin.

Seit der Staat über Geldvermehrung Poiltik macht, Gesellschaftspolitik übrigens (und die läuft ja in Österreich über die Gewerkschaften, die lange Zeit eigentliche Macht in diesem Land, schon seit 65 Jahren), seit er Geld verteilt im Sozialstaat, solange schon inflationiert unser Geld, und wird es weiterhin und noch mehr tun, weil das die einzige Art ist, wie solche Geldmengenvermehrung sich absorbiert: Wert tariert sich zu Wert, Geld (in unserer Form, als Papier- und Buchgeld) steht nur "dazwischen" und drückt das aus.  Da braucht's kein dramatisches "über Nacht".

Vielleicht hat Hörmann genau dort das Problem - denn das ist auch der fatale Trugschluß der marx'schen Wirtschaftsthesen, auf dem dann sein ganzes Nachdenken aufbaut: auf dem Irrtum, Geld hätte einen absoluten Wert. Geld, Wert und Ware sind aber fließende weil letztlich subjektive Bezüge. Aber vielleicht meint er es auch so, wenn er sagt, daß es kein Geld gibt, sondern nur Wertbezüge, und Wert sei "eine dimensionslose Größe".

Sehr richtig ist auch, wenn er sagt, daß Banken im Grunde immer bescheißen: denn das Geld, das sie verleihen, ist niemals ihres (paradoxerweise aber ist gerade das, das sie schaffen, indem sie weit mehr verleihen, als sie Spareinlagen haben, umso mehr "ihres"!) - eine Bank ist also (das sagt im Grunde Ludwig Mises oder Murray Rothbard, also die "Österr. Schule d. Volkswirtschaft") immer eine Form von ... Betrug. Mit einer großen Ausnahme: wenn nämlich die Eigentümer der Bank mit ihrem Privatvermögen haften, und das war ursprünglich und gerade auch bei den größten Banken der Fall.

Seine Analysen sind aber in jedem Fall erfrischend. Hier seien deshalb einige seiner besten Sätze aus diesem Artikel gebracht. Zu Themen, die so pointiert hier noch nicht ausgestellt waren, die aber nach den wirtschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre längst aufs Tapet gehört hätten: weil sich herausgestellt hat, daß die Denkgrundlagen unserer Eliten völlig versagt haben! Die Vernunft ist längst woanders beheimatet, das war eine der großen Folgen des Zusammenbruchs 1918, dem eigentlichen Schreckensdatum für das Abendland. Es stimmt: was in diesem Land (und weltweit) wirklich passiert, hat die Grenze zur (staatlichen) Räuberei schon häufig überschritten.

Hingewiesen sei vor allem auf die Aussage, die sich auch hier längst fand: daß all diese "Rettungsaktionen" für Banken letztlich nur Aktionen der Staaten waren, ihre eigene Zahlungsfähigkeit zu erhalten. Die Staaten brauchen die Banken, sonst kann die Politik sich nicht weiter finanzieren. Die Quittung dafür erhält der Steuerzahler, die Bürger, wer sonst. Im Parlamentarismus gibt es ja "den Staat" noch weniger, als in einer Monarchie, wo es ja noch annähernd etwas wie Privathaftung gab.

BezirksRundschau: Verschuldet sich der Staat am Kapitalmarkt?
Hörmann: Nein, nicht am Kapitalmarkt, er ist bei den Privatbanken verschuldet. Den Kapitalmarkt als Institution gibt es nicht. Das ist ja nur ein Wortspiel. Es gibt ja nur die Teilnehmer am Kapitalmarkt. Diese spielen untereinander Spiele. Das ist so, wie in einem Pokerzimmer. Sie schulden dem Pokerzimmer nichts. Sie schulden den individuellen Spieler etwas. So schuldet der Staat den einzelnen Banken etwas. Das ist natürlich vollkommen absurd, grotesk und skurril, denn die Banken, bei denen der Staat selber verschuldet ist, sind genau die Banken, die er jetzt mit Steuern gerettet hat.

BezirksRundschau: Sie sprechen Hoheiten an. Inwieweit ist unser Wirtschaftssystem ein Erhaltungssystem geschaffen für „Eliten“?
Hörmann: Zu hundert Prozent, es war nie etwas anderes. Die Familienmitglieder und Freunde der Politiker haben ihre eigenen Banken und können denen – wann immer sie wollen – Kredite, Vorzugsaktien, Wertpapiere, von denen sie wissen, dass der Kurs steigt, und laufend risikolose Gewinne zukommen lassen. Massenweise und nur so. Das geht wie man sieht in Kärnten sogar auf Landesebene. Wahrscheinlich sogar auf der Gemeindeebene, wenn es eine Gemeindebank ist. Banken sind private Geldpressen.

BezirksRundschau: Der Ökonom Stephan Schulmeister hat an der Linzer Uni kürzlich gesagt, die Wirtschaftswissenschaft ist eine autistische Wissenschaft. Was sagen sie dazu?
Hörmann: Die Veränderungen, die wir jetzt momentan haben, werden dazu führen, dass es Wirtschaftswissenschaften gar nicht mehr geben wird. Wirtschaftswissenschaften haben schon jetzt, so wie sie heute in den Lehrbüchern steht, keine Existenzberechtigung mehr. Überhaupt keine. Jeder, der heute so etwas noch vorträgt, der muss das wirklich vor seinem eigenen Gewissen verantworten können. Wir brauchen Psychologie, wir brauchen Soziologie, wir brauchen Technologie und wir brauchen ein anderes Menschenbild. Wirtschaftswissenschaften und Rechtswissenschaften sind keine Wissenschaften. Weil etwas, das ich nicht überprüfen kann, das ich aber aus Gründen, die ich nicht erklären kann, anderen als Norm vorgeben will, kann man nicht mit Wissenschaft rechtfertigen. Das sind nichts anderes als Fassaden zur Aufrechterhaltung von Herrschaftsmustern. Diese brechen jetzt zusammen, durch die freie Informationsvernetzung.

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