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Mittwoch, 25. Mai 2011

Erkenntnisresistenz als Kulturerscheinung

Natürlich sind viele Fragestellungen im Zusammenhang mti dem Internet sehr allgemeiner kultureller Art - man nehme nur das Problem der Verfügbarkeit. Es war die Rede davon, an dieser Stelle, und kurz zusammengefaßt wurde die Ansicht vertreten, daß die Form, in welcher sich "Information", Botschaft anbietet, über seine Rezeption maßgeblich, nicht nebensächlich, mitentscheidet.

Erkenntnis braucht nämlich die Autorität des zu erkennenden Objekts. Andernfalls läßt sich ein fremdes Objekt gar nicht erkennen, wenn ich ihm nicht gehorsam bin, mich ihm (innerlich) nicht füge. Nur so kann ich die entstandene Qualität in mir erfassen, nur so ein Urteil fällen, und nur so auch weiter werden, an Erkenntnis also wachsen, auch, um immer mehr "zu kennen" und mit immer mehr gestalterisch umgehen zu können.

Fällt aber diese Autorität, bleibt das fremde Objekt unerkannt. Wird also Inhalt einfach verfügbar - gleich, ob es sich um tiefe philosophische Gedanken handelt, oder um Reiseangebote eines Internetdienstes - so zeigt er damit "Billigkeit" an: er behauptet, sich nicht über dem Niveau des Erkennenden zu befinden, und damit: unter seinem.

Das finale Urteil lautet dann nicht: ich verstehe das nicht, es übersteigt mich, sondern: es IST unverständlich. Während die unserer Kultur zugrundeliegende Haltung ganz anderer Art war und sein müßte, nämlich: Etwas ist mir unverständlich, also muß ich mich mühen, so zu wachsen, daß ich es verstehen KANN, damit das nun Fremde - das Unverstandene - allmählich zum Vertrauten und mir eigen (mich ihm nachformend also) mache.

Ein schweres gesamtkulturelles Problem also, das über das Internet auf uns zukommt, weil es durchs Internet zur Allgemeinerscheinung wird: es liegt als ein wesentlicher Faktor dem beobachtbaren Umstand zugrunde, die man bereits jetzt als zunehmende "Erkentnnisresistenz" bezeichnen könnte. So umfassend seine Gesamtproblematik auch gesehen werden muß - das Internet ist (als Massenmedium) eine sehr gefährliche Zuspitzung, weil es das Erkenntnisverhalten aller kommenden Generationen prägt.



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