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Dienstag, 10. Mai 2011

Verteidigung der Frau

Wenn das deutsche Sprichwort sage, daß "kein Kammerdiener seinen Herrn als Held sehe", schreibt H. L. Mencken in "Zur Verteidigung der Frau" (1917), so stimme das einfach nicht. Erstens insinnuiere es, daß ein Mann überhaupt für jemanden ein Held zu sein vermöge, und zweitens, sei der Kammerdiener viel zu beschränkt, um seinen Herren zu durchschauen. Oder habe man je einen Diener gesehen, der seinen Herren NICHT beneide? Der nicht selber sein Herr sein wolle?

H. L. Mancken (1880-1956)
Wie anders verhalte es sich doch bei den Ehefrauen. Die würden sich niemals mit solchen Albernheiten abgeben. Gewiß, sie beneideten die Männer um ihre Ehren und Stellungen, um ihre Vorrechte und Empfindungen, auch um die Bewegungsfreiheit und die undurchdringliche Selbstgefälligkeit, sein rustikales Behagen an kleinen Lastern, und seine Fähigkeit, das häßliche Gesicht der Wirklichkeit mit dem Mantel der Romantik zu verhüllen, ja schließlich sogar um seine Unschuld und Naivität.

Aber keine Frau, die den Mann um seine schäbige und lächerliche Seele beneide. Keine, die die Männer nicht zutiefst durchschaue und deshalb verachte, deren Haltung dem Manne gegenüber nicht von mehr oder weniger feiner Ironie gekennzeichnet sei. Ja, schreibt Mancken, diese Haltung zeichnet sich sogar in der Literatur ab. Nicht eine Heldenfigur in von Frauen verfaßter Literatur, die kein Tölpel ist.

Sodaß es völlig auf der Hand liegt: Kein Mann, der seine soziale Stellung verdient. Wo ihm doch jede Frau unendlich überlegen ist.

Deshalb brauche eine Frau einen männlichen Einschlag, weil sie sonst reine Zynikerin wird, und gar nicht in der Lage ist, das was sie erreichen will erst einmal nur zu träumen. Während der Mann einen weiblichen Einschlag braucht, um nicht in die Verblödung, unrettbare Naivität oder Verlorenheit in seine Phantasie abzugleiten, so wie Bankdirektoren, Theologen oder Herrenreiter.

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