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Montag, 9. Mai 2011

Gewollter Tod

"Der Geburtenrückgang ist ein gewollter - was aber beweist das? Doch nicht, daß man ihn oder vielmehr das, was hinter dieser Gewolltheit steckt, aus der Welt schaffen könne? Man bringt es vielleicht dahin, die Zahl der Geburten zu heben - aber hebt man damit auch die Tendenz zum biologischen Niedergange, die sich in der Gewolltheit des Geburtenrückgangs ausdrückt, tatsächlich auf? Schiebt man diesen Niedergang nicht vielmehr bloß hinaus? Denn die Quantität der Geburten mag man beeinflussen können, niemals aber ihre Qualität. Einzig darauf aber käme es an. Die Träume der Eugenik sind eben Träume. 

Man macht sich über den wirklichkeitsfremden Weltfriedenstraum der Pazifisten lustig - und er entspricht ja tatsächlich einem optimistischen Mißverständnis in der Auffassung des menschlichen Wesens -, warum aber lacht man nicht auch über den törichten Traum aller jener, die da meinen, es müsse doch den Menschen einmal gelingen, die Sexualität zu rationalisieren und moralisieren? Ist aber das eine töricht, so ist es das andere auch."

Ferdinand Ebner, Tagebucheintragung vom 24. April 1916

 
*090511*