Man muß die These von Barthes bestreiten, daß eine Photographie dokumentiert, was gewesen ist, eine Rückversicherung in die Wirklichkeit. Die meisten Photos, behaupte ich, werden geschossen, um eine Scheinwirklichkeit zu behaupten, sind also Gestaltung einer Erinnerung zum theatralen Erlebnis, anstatt die nüchterne Erinnerung an Gewesenes. Die technischen Entwicklungen bei Kameras gehen genau dort hin. Es ist ja bemerkenswert, daß man dem Schnappschuß, der mit dem geringsten technischen Aufwand gemachten Photo, am meisten dokumentarischen Wert, am meisten "Echtheit", beimißt. Einer technisch so ausgefeilten Photographie kann man nicht trauen. Meine Mutter bewahrte die alten S/W-Photos in einer Schuhschachtel, und in ihnen begegnete mir jedes mal, wo ich sie hervorholte, eine wirkliche, vergangene Welt, die ich ins Heute wehen spürte.
Was wird man empfinden, wenn man in zwanzig Jahren Festplatten mit Photoshop- und Nikon-Dateien durchstöbert? Die Gefühle, die man hatte, um die Wirklichkeit SO zur Illusion zu gestalten? Denn das Eigentliche - und ich weiß schon: auf diese (an sich schöne) Aussage wollte Nikon hinweisen, man sollte doch vergessen, wie ein Bild entstehe, das sehe man nicht, dank Nikon - zu sehen und aufs Bild zu bannen ist eine Frage der persönlichen Reifung. Es ist nicht technischer Art. Es ist die Fähigkeit, im Speziellen das Bleibende zu sehen.
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Nikon - Es bleibt nur das Eigentliche |
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