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Sonntag, 1. Mai 2011

Entbergen des Gewußten

Das Werk des Künstlers ist vor-gewußt, es ist schon da. Thomas v. Aquin nennt es "habituell gewußt", im Habitus, im leib-seelischen Dasein also vorhanden. Die Aufgabe des Künstlers ist mithin, dieses Ungewußte (über sein Gewußtes) zu heben, zu bergen - die Intuition steigt von dort auf, als Wissen (zuvor: Ahnen) über Gewußtes. Sein Gestaltungsgewissen richtet sich dann gehorsam nach diesen bereits vorhandenen Kriterien. Denn des Menschen Erkenntnis ist wirklich, aber nie erschöpfend beachtet.

Aus dem in der Erfahrung ausgewerteten, in der Reife der Reflektion besessenen Gewußten steigt auch das Vorherwissen. Das sich in künstlerischen Gebilden durchaus als Prophetie äußert.

Jedes Wissen des Menschen steigt ja im Grunde von dort (dem Leibseelischen) auf, und wird im Verstand (im Rahmen sittlicher Fähigkeit - Ebner nennt deshalb jedes Erkennen des Menschen "immer ethisch") zum vollmenschlichen Besitz, also auch im Geist bzw. in den Geist gehoben. Ist des Menschen Bewußtes (bzw. Geist, wenngleich beide Begriffe nicht ident sind!) im Widerspruch dazu, ist es der Mensch als Ganzes. Wahrheit kann nur Einheit dieses Vorgewußten mit dem Wort bedeuten.

(Feuling warnt zu Recht, übrigens, daß es viel zu oft vorkommt, daß Geist und Leib beim Menschen als zwei Dinge gesehen werden. So, als käme der Geist zum Leib dazu, wäre aber auch trennbar. Sie sind aber nur zwei "Modi", zwei Arten des Daseins, der einen einzigen Person, des einen Ich, einander zugeordnet. Von dieser Warte wird auch das Wesen des Gottmenschen verstehbarer, wird verstehbarer, wenn als Ziel aller Mystik das Walten der Dreifaltigkeit im Menschen gelten muß, was man hier nur andeuten kann.

Aber mit diesen Worten wird auch klar, daß der Mensch von Geburt an Wissen mitbekommt, genauso wie habituelle Vorbelastung. Und es wird klar, daß in der Taufe reale Prägung geschieht, mit eingegossenem habituellem Wissen.)

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