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Montag, 2. Mai 2011

Mitten drin, und nicht vorbei

C stellte die Frage, warum an dieser Stelle so intensiv über Revolution nachgedacht würde. Ob der Verfasser dieser Zeilen denn damit rechne? Oder ob er an etwas wie einem Marschplan arbeite?

Guter C, keines von beidem, und dies auch zur Beruhigung der zuweilen diese Seiten aufsuchenden Server des Innenministeriums gesagt. Vielmehr sind es zwei Erkenntnisse, die aus der Befassung mit Revolutionen in der Geschichte* der Menschheit am leuchtendsten aufgestiegen sind:

Erstens, daß eine Revolution selbst ein gar nicht so einfach zu bestimmender Zeitpunkt ist, an dem eine latent immer wieder aufflackernde Revolution, die in allen Gesellschaften als Grundbewegung, als latente Gegenbewegung gegen die Herrschenden, sich in eine kritische Masse verändert. Und das tut sie sprunghaft, das ist gewiß. Aber vieles an dem, was man später einer Revolution zuschiebt, kann man permanent - auch heute - beobachten.

Zweitens, und interessanter, ist aber auffällig, daß sich heutige Politik über weite Strecken, ja teilweise überhaupt, auf eine Art und Weise auffaßt, die man im Vergleich als typische Verhaltensweisen revolutionärer Gruppen identifizieren muß! Und DAS, das sagt wirklich viel aus, denn es läßt unsere Gegenwart nicht einfach als postrevolutionäre Gesellschaft (nach 1918ff) erkennen, sondern sogar als Gesellschaft, die mitten in einem noch gar nicht abgeschlossenen - und das ist der Clou: gar nicht abschließbaren! - revolutionären Zustand steckt.


Stell Dir vor, es ist Revolution, und alle haben das vergessen!



*Es gab ja offensichtlich mehr Revolutionen, als der Durschschnittsbürger meint, und als vor allem im Gedächtnis stehen, fast immer mit gutem Grund, denn gerade in Revolutionen sind die Geschichtsfälscher, die Begriffsumbildner, die Umbenenner, höchst aktiv. U. a. sollte man sich angewöhnen, den vor 150 Jahren begonnenen Amerikanischen Bürgerkrieg (oder, richtiger: Sezessionskrieg, 1861-65) als mißlungene Revolution zu begreifen, denn plötzlich tut man auch genau das: zu begreifen, was landläufig vertretene Aussagen zu den Ursachen nie und nimmer tun. Denn die Mär von der Sklaverei, die der ach so moralische Norden zu beseitigen sich angehalten sah, ist dazugeflickte Rechtfertigung, oder wurde und wird (!) als Motiv benutzt, um die Unterdrückung der Revolution zu rechtfertigen.


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