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Dienstag, 14. Juni 2011

Ein grundsätzlicher Irrtum

Der Direktor der Wirtschaftsuniversität Wien, Dr. Christoph Badelt, gab im Radiointerview vom Samstag die Meinung kund, daß eine Gesamtschule dann sinnvoll sei, wenn - wie geplant - in den jeweiligen Gegenständen eine Differenzierung der Schüler nach Leistung stattfinde. Dann sei sie sogar unschlagbar.

Genau darin irrt der Mann. Denn die Bildung wird in dem Moment zum Problem (und zum bloßen Intellektualismus degradiert), in dem man sie von der Identität löst. Es geht nicht um Inhalt (und Informationen), sondern um sittliche Haltungen. DARAN krankt unser Schulsystem. Inhalte sind relativ problemlos aufzufüllen. Nicht aber persönliche Haltungen.

Schulsysteme, die solcherart identitätslos arbeiten, funktionieren, wo sie das tun, nur scheinbar - indem sie von den Fertigkeiten ausgehen, die immer nur ein Funktionieren innerhalb des bestehenden Wissenstandes sein können. Selbst dort, wo sie sich innovativ geben! Schöpferisches Tun entsteht nur aus Persönlichkeit, aus Stand und Identität, aus Selbstbesitz. Wer sich jede Schulstunde neu in seinem Umfeld definieren muß, verwendet nicht nur enorm viel Energie in seine Identität (oder er gibt auf, was ohnehin auf anderer Ebene der Fall ist, denn wirkliche Distanz ist in einer Gesamtschule nicht mehr möglich, und wird "egalitär"), sondern mißversteht Bildung schon grundsätzlich. Erst gefestigte Identität, als Erwachsener, könnte mit solcher Anforderung umgehen ohne ständig in Gefahr zu geraten, sich zu verlieren, sich aufzulösen.

Also muß der Schulbesuch für die Schüler eine Differenzierung nach Stand bestärken und dazu beitragen, daß der Einzelne sich in einem Sein austesten und festigen kann - das er natürlich aus seiner Herkunft (aus verschiedensten Gründen) beziehen muß. Die heutigen Ansätze in der Praxis aber gehen allesamt von einer identitäts-entblößten Persönlichkeit aus, die sich aus erlernbaren Fertigkeiten zusammensetzen läßt. Und das ist nicht so.

Nur deshalb haben nach wie vor die strengsten katholischen Schulen den größten Zulauf und Ruf - und Erfolg. Der Wissende, der Gebildete ist zuerst Persönlichkeit. Dann vermag er sich zu allen Inhalten auch zu stellen. Erst dann (und dadurch) als Wissender, soweit es überhaupt mehr Wissen gibt als das Wissen, wie relativ Wissen überhaupt, wie entscheidend aber Sittlichkeit ist.

Die Einführung einer Gesamtschule wird also vielleicht manche "methodisch" basierte Lernziele erreichbarer scheinen lassen. Aber sie wird einen fundamentalen Schaden am Bildungssystem generell bedeuten und eine Gesellschaft regelrecht auslöschen - der nur noch "der Staat" als Hinordnungspunkt bleibt: als Basis für Totalitarismus.


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