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Sonntag, 5. Juni 2011

Wahrheit im Maß unseres Seins

Alle Lehren der Menschen sind für ihre Schöpfer wahr, sind Symbole. Jedes lebendige Weltverständnis ist also - und das ist wichtig für uns, für unsere Freunde, für die Familie, NICHT aber fürs Studierzimmer - immer nur symbolisch, mehr kann es nicht sein. Aber alle Denkgebäude haben Anteil an der Wahrheit, denn die Menschheit besteht ja aus Menschen, nicht aus Vieh, schreibt Pawel Florenski in "Kulturgeschichtlicher Ort und Voraussetzungen des christlichen Weltverständnisses." Auch wenn das natürlich gerade nicht heißt, daß alle Denkgebäude im selben Maß Anteil an der Wahrheit haben!

"Was das Zentrum unseres Lebens betrifft, so kann es keine äußere [im Sinne von "vom erkennenden Subjekt unabhängig"; Anm.] Metaphysik geben, die uns zur Wahrheit führt. Es kann nur eine Metaphysik geben, die von der Wahrheit selbst ausgeht, von unserem Erleben der Wahrheit; aus der Summierung von Faktenmaterial ist keine Wahrheit zu gewinnen; gewönnen wir sie zufällig doch, könnten wie sie nicht erkennen. 

In welchem Grade wir dieses Ziels gewiß sind, macht uns in unserer geistigen Struktur verschieden. Die Struktur des Denkens wird vom Ziel bestimmt, um dessentwillen wir leben, sie hängt ab von der Struktur des geistigen Lebens, von dem Zentrum, dem dieses Leben zugewandt ist. Die Formen der Denkstruktur werden bestimmt von einem Komplex von Gesetzen, von der jeweiligen Menschheitsphase und unserem augenblicklichen Zustand. 

"Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen", frei von der Selbstversklavung - die Objektivität der Denkgesetze. Der Geist wächst über sich hinaus, indem er die Wahrheit erkennt und von außen auf sich blickt; was vorher unverständlich schien, wird auf der nächsten Stufe klar. 

Es kann keine selbstgenügsame Metaphysik und Wissenschaft geben: Sie gehen von einem Gegenstand des Glaubens aus, und der existiert auch im wissenschaftlichen Denken."

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