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Samstag, 18. Juni 2011

Was ist dort wirklich los?

Es war vielleicht noch weniger überraschend, daß Gadhafi vom Geschäftspartner über Nacht zum Diktator wurde. Gut, der Mann hat ja auch seine terroristische Vergangenheit. Dennoch hat die USA dasselbe gemacht, wie im Irak, wie in Afghanistan - eine "humanitäre Aktion" begonnen (meist, ohne überhaupt "Krieg" zu erklären), und dann der NATO an den Hut gesteckt. Und plötzlich fand sich die NATO Europas in eine veritable und nicht enden wollende kriegerische Aktion verwickelt, und bombardierte pausenlos libysche Ziele.

Vorgeblich mit dem Ziel, die Truppen des Diktators niederzuhalten, um so den Rebellen die Chance zu geben, den Willen des Volkes durchzusetzen. Aber die Zweifel mehren sich, und zwar in alle Richtungen - was ist das für ein Wille des Volkes, wenn ein so großer Teil (wie groß, ist nicht nachvollziehbar, derzeit noch nicht) hinter Gadhafi steht? Was ist das für eine humanitäre Aktion, wenn die NATO auch zivile Ziele zerstört? Wozu zerstört die NATO Hafenanlagen und Raffinerien? Wozu Lebensmittelfabriken und Versammlungshäuser?

Daß das geschieht, beweist folgendes Interview, das Russia Today* führte: in dem Maria Finoshina aus den USA als Leiterin einer amerikanischen "fact finding mission", die sich in Libyen aufhält, der Frage nachgeht, ob die Regierung der USA nicht wieder einmal, wie schon so oft, einfach lügt, um innenpolitischen Rückhalt für außenpolitische Ziele ganz anderer Art zu erhalten: denn es gab z. B. keine Massenvernichtungsanlagen im Iraq, den angeblichen Kriegsgrund. Zurück blieb aber ein völlig zerstörtes Land. "Ein zweites Somalia," meint Maria Finoshina: "Ein Land, dem die Kontrolle über sich selbst aus der Hand genommen wird."

Aber die Amerikanerin geht noch weiter: Sie meint, daß längst die NATO kollektive Bestrafungen an der Bevölkerung durchführt, die noch zu Gadhafi hält! Sie selber hat Krankenhäuser mit den Bombenopfern besucht, die sich in keinerlei "aggressiven" Zielen aufhielten und nur den Fehler begingen, nicht gegen ihre Regierung zu sein. Oder an den Tankstellen anzustehen, um ihre zivilen Fahrzeuge zu betanken. Auch hat die NATO die Einfuhr von Medikamenten verhindert, um diese Bombenopfer zu versorgen. Und weil die Bevölkerung offenbar wenig Wert darauf legt, "befreit" zu werden, führt die NATO Propagandaaktionen durch, die sie überzeugen soll, Gadhafi den Rücken zuzuwenden ... "The one question, people are asking me, over and over and over again, is: WHY?" Aber die Universität von Tripolis in Grund und Boden zu schießen kann doch von keiner militärischen Bedeutung sein? Die Frage muß doch auch sein, welche internationalen Gesetze die NATO dazu ermächtigen, Muamar Gadhafi zu liquidieren - was aber als strategisches Ziel vorgegeben wird. Momentan sei auch niemandem klar, was denn passiere, wenn Gadhafi tatsächlich getötet werde, ober das Land verlasse (und so lange wird ja die NATO wohl bombardieren.) Sie sei deshalb auch dabei zu eruieren, was die libysche Bevölkerung überhaupt wolle - denn offensichtlich wisse das niemand!

Und die Frage "Why?" möchte sie auch an ihren Präsidenten stellen. Denn: aus humanitären Gründen kann diese Mission ja nicht erfolgt sein, das ist offensichtlich. Denn die wirkliche humanitäre Katastrophe, in die das ganze Land gestürzt ist, hat erst die NATO verursacht! Sie kann nur einen Grund für die amerikanische Politik finden - in dem, was man O. I. L. nennt: "O for oil, I for Israel, and L for logistics! Logistics on behalf of Israel."

Dafür haben die Rebellen bereits eine "internationale Bank" gegründet, die das derzeit private Bankensystem Libyens ersetzen, und Libyen an das internationale Bankensystem anschließen soll. Angeblich sein von den Rebellen mit Israel bereits ausgehandelt, daß es eine Militärbasis in Libyen einrichten dürfe.

So die Dame.


Was ist da los, in Libyen? Und wieder die schon mehrmals hier gestellte Frage: Was ist (war) da überhaupt los, in Nordafrika? Was ist dort passiert, und was wird dort nun kommen? Denn es wurde wohl alles umgedreht - aber nirgendwo waren Ziele, die nun umgesetzt würden! Dafür schlingert ein Land nach dem anderen führungs- und orientierungslos - und bietet ideale Landeplätze für schräge Vögel!


***

*Russia Today kommt wohl auch nicht von ungefährt: Bereits im Fall Libyen hat Rußland - mit China - sich der Stimme bei der Abstimmung in der UNO enthalten, als es um die Bombardierung des Landes ging. Dieser Tage hat Rußland mit China auch die Welt aufgefordert, die arabischen Länder - und Syrien - ihre Konflikte alleine lösen zu lassen, sich nicht einzumischen.