Wenn also die Standard-Chefredakteurin - das muß man sich einmal vorstellen! - darüber klagt, daß die Regierung (!) die Bevölkerung zu wenig klar informiert hätte, dann kann man nicht nur fragen, was denn die Zeitung glaubt, was denn ihre Rolle in einer Demokratie sei, warum nicht SIE die Bevölkerung richtig und rechtzeitig informiert hätte. Sondern diese groteske Anklage ist Symptom für die miserable Informiertheit der Österreicher generell während aller der Vorgänge in den letzten Jahren, die über mikro- und makroökonomische Krisen entstanden sind und das Leben in diesem Land so beherrschen.
Aber warum ist das so? Warum können Fakten, die teils sogar schon jahrelang in europäischen Medien diskutiert wurden, hierzulande wahre Überraschungsempörung auslösen? Fakten, wie der wahre Zustand Griechenlands.
Es ist zweifellos nicht einfach Inkompetenz, sondern diese Inkompetenz, die man vor allem Politik und Medien zeihen muß, hat Wurzeln in den subjektiven Haltungen, die dieses Land so prägen: wo nicht sein kann, was nicht sein darf. Während wir sogar neuen Schwung in der fast schon lustig zu nennenden Fingerzeigthese "die Reichen und die Spekulanten sind schuld" erleben. Auch das ist nur ein Indiz mehr. Plötzlich die Sozial- und Gesellschaftspolitik der letzten Jahrzehnte (und das läßt sich von allen Staaten Europas sagen) in ihrer immer schon vorhersehbaren Konsequenz scheitern sehen - das würde allen zu viel abverlangen. Vor dieser Wahrheit - dem zu Unrecht angeeigneten, ja den regelrecht geraubten "Wohlstand" der breiten Massen - verschließen alle nur zu gerne die Augen. Und geben ihre Stimme gerne jenen, die diese Selbsttäuschung zu bewahren versprechen. (Nur so kann man die treuherzigen Kampfsprüche von Bundeskanzler Faymann deuten, man müsse die Reichen zur Kasse bitten.)
In Griechenland wird es nicht anders sein.
Mangelnde Informiertheit aber, mangelnde Sachkenntnis über all diese Zusammenhänge, noch mehr aber: gezielte Desinformation, bewirkt, daß die Erklärungsschemata nicht die Beobachtungen abdecken und erklären. Sie lösen die Dämonien nicht auf! Also suchen sich diese Dämonien andere Rationalisierungen. Schon gar, wenn sie aufzulösen das Aufgeben so mancher bequem gewordenen Haltung verlangte. Dann entstehen Gerüchte, dann entstehen blitzartig Webseiten mit groteskesten Behauptungen, die allesamt irgendwelche Tatsachen heranziehen, gewiß, sie aber in ganz neue Gesamtthesen einbetten. Die sich praktisch immer schon dadurch entkräften, als sie elementarsten sachlichen oder menschlichen Prinzipien widersprechen, meist auf realitätsfernen Vorstellungen basieren, wie welche Dinge in der Welt passieren. Häufig übrigens, weil sie hohe Politik in fast mythische Dimensionen heben - was im übrigen spezielles Symptom einer egalitären Gesellschaft ist, der es an wirklicher Führungserfahrung mangelt.
Wo die herstammen sollte? Aus dem simplen Vater-Sein, aus dem Führen eines wirklich eigenverantwortlich betriebenen Unternehmens, etc. Gerade das fehlende Vater-Sein wirkt sich dabei fatal aus, denn diese praktisch jedem Menschen offene Erfahrung wird auf Funktion umgebrochen, nicht mehr im Sein, der Identität verankert. Man ist nicht deshalb automatisch "Vater", weil man Kinder in die Welt setzt! Das ist bestenfalls Begünstigung dieser Persönlichkeitsfacette.
Und so sprießen im Wochentakt die wildesten Theorien. Die jüngste? Die USA hätten bereits riesige Lagerhallen mit ihrer neuen Währung, dem "Amero" befüllt. Zum 4. Juli sei es soweit ...
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