Alles hört irgendwann einmal auf, alles im Raum hat einen Anfang, alles ein Ende, alles hat seine Entwicklung, alles seine Akme, die Zeit der Blüte.
"Die Zeit jedoch wird häufig nicht als notwendige Bedingungen für alles, was in der Welt ist, erkannt, und daher erscheint die Möglichkeit eines unbegrenzten Existierens, das zwar abbricht, aber jedes mal nur durch einen unglücklichen Zufall, als natürlich: In der Tat, wenn die Zeitkoordinate nicht notwendig zu den Charakteristika einer gegebenen Gestalt gehört, so hat diese auch keine Dauer im eigentlichen Sinn des Worts, und deshalb gibt es in ihr keine von innen heraus bestimmte Entwicklung mit ihren zeitlichen Untergliederungen, ihrem Auf und Ab, Ihrem Anfang und Ende.
Als krasseste Lehre der Zeitlosigkeit der Welt, d. h. als Leugnung der Entwicklung als solcher, ist der Darwinismus zu nennen: Hier stellt man sich das Leben der Art als von der Zeit völlig unabhängig vor und die Art als ganz geschichtslos, denn jede Veränderung geschieht kraft eines äußeren Impulses, der nicht mit dem Leben der Art verbunden und deshalb zufällig ist, d. h. der stattfinden kann oder auch nicht.
Wie falsch derlei Theorien sind, liegt auf der Hand. Die biologische Art hat ihre eigene Geschichte, d. h. ihre eigene Zeitlinie, so wie auch jeder einzelne Vertreter er Art sie hat. Äußere Umstände können die innerlich vorgezeichnete Zeitlinie einer gegebenen Art verzerren, können sie krümmen, wie ein Baumstamm durch einen Felsvorsprung gekrümmt wird oder der Stiel einer Pflanze durch einen sie niederdrückenden Stein. Doch das Entwicklungsgesetz, d. h. die Form der Zeitlinien, hat seine Invariante, und die Art wird dies nicht preisgeben und kann nicht auf sie verzichten, es sei denn um den Preis ihres eigenen Untergangs."
Wo aber Anfang und Ende herrschen, also Dinge ihrem Ende entgegengehen, da muß es auch einen Höhepunkt geben. Alles was lebt, ja alles was ist hat also seine Akmé, seine Zeit der Blüte. Denn auch das Unbelebte hat seine Entwicklung, auch Kristalle entwickeln sich, und zersetzen sich wieder, so wie alles wieder zerfällt.
Diese Blüte steht symbolisch (nicht real, weil auch die Akmé nur ein zeitlicher Querschnitt durch ein Ding ist) für das Ding als Ganzes. Diese Geschichte der Dinge in der Zeit ist gleichsam ihre Musik.
Wo aber Anfang und Ende herrschen, also Dinge ihrem Ende entgegengehen, da muß es auch einen Höhepunkt geben. Alles was lebt, ja alles was ist hat also seine Akmé, seine Zeit der Blüte. Denn auch das Unbelebte hat seine Entwicklung, auch Kristalle entwickeln sich, und zersetzen sich wieder, so wie alles wieder zerfällt.
Diese Blüte steht symbolisch (nicht real, weil auch die Akmé nur ein zeitlicher Querschnitt durch ein Ding ist) für das Ding als Ganzes. Diese Geschichte der Dinge in der Zeit ist gleichsam ihre Musik.
Pawel Florenski, in "Zeit und Raum"
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