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Dienstag, 5. März 2013

Keine Angst mehr vor den Folgen

Nicht die Pille, schreibt der US-Ökonom Andrew Francis von der Emory University in Atlanta, habe das Sexualverhalten im 20. Jhd. revolutioniert, sondern es war das Penicillin. War nämlich bis zu seiner Verbreitung die Syphillis gefürchtete Folge von Promiskuität, so sank schlagartig die Furcht vor den Folgen freizügigen Umgangs mit der Geschlechtlichkeit. Die sexuelle Revolution des 20. Jhds. hat also weit früher eingesetzt, als man bisher meinte, der Dammbruch erfolgte bereits in den 1950er Jahren.

Francis untermauert dies durch Bevölkerungs- und Gesundheitsstatistiken, nicht einfach durch Umfragen oder subjektive Berichte. Syphillis war immer meldepflichtige Krankheit, und damit hat man auch hier sehr exakte Zahlen.

Aus den Anwendungserfahrungen der Kriege heraus fand Penicillin - entdeckt 1928 - in den späten 1940er, frühen 1950er Jahren Eingang in die Praxis der Ärzte. Noch 1939 starben in den USA mehr als 20.000 Menschen an der "Lustseuche". Von 1947 bis 1959 sank die Todesrate um 75 %, die der Neuinfektionen um 95 %. 

Als die Syphillis schwand, schreibt Francis, stieg prompt die Signifikanz der Indikatoren an, die auf einen freizügigeren Umgang mit der Sexualität schließen lassen. Und diese sind: Zahl der minderjährigen Mütter, außereheliche Geburten, und Befall mit Tripper, der ebenfalls meldepflichtig, aber relativ ungefährlich ist.

Francis zieht auch Parallelen zu Aids. Seit dem Zeitraum, wo die Hoffnung gestiegen ist, daß Aids medikamentös behandel- und vielleicht gar heilbar ist, ist auch das Verhalten der bekannten Risikogruppen deutlich risikofreudiger geworden, wie Studien aus jüngster Zeit belegen.




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