Das Richtige ist nicht anders zu erfahren als in dem Erkennen, daß es direkt an mich gerichtet ist. Nur in diesem Anruf - unter Namen! - wird es zu jener Bedeutung gehoben, die es den Hörenden hören und ergreifen und als Teil seiner selbst annehmen läßt. Die ganze Erziehung, die ganze Schule, muß also ein Heranreifen in diese Bedeutung der Namentlichkeit sein, muß in allen Stufen den Namen des Kindes betreffen. Als bloß an eine Menge gerichtet, versinkt es dem Kind in der Bedeutungslosigkeit. Der Schallring des genannten, gerufenen Namens aber nimmt es hinein in das Gehörte.
In dieser Bedeutung seines Namens erkennt es, daß es diesem seinem Namen - im Wahren wie Schaffen seiner Ehre - gehorsam sein muß. Heißen, Hören und Gehorsam hat dieselbe Sprachwurzel. Denn die Form des "Ich" in der Welt ist das "Ich bin", eine andere hat es nicht - als Tätigkeit, ja als eigentliche Sittlichkeit.
Das bedeutet natürlich noch lange nicht, daß nur "Einzelunterricht" möglich und sinnvoll sei. Fast zum Gegenteil, weil Ehre sich wesentlich auf die anderen bezieht. Es bedeutet aber, daß das Vorgetragene in seiner Relevanz für den Einzelnen nur dann übernommen wird, wenn der Einzelne auch persönlich, namentlich aufgerufen wird, es zu übernehmen. Das verlangt eine Kunst des Vortrags, einerseits, und hängt untrennbar mit der Persönlichkeit des Lehrers zusammen. Es verlangt nämlich auch Gehorsam, als Preis der Selbstwerdung.
In jedem Fall ist auch Empfänglichkeit eine Eigenschaft, die herangebildet werden muß, will sie nicht im formlosen Chaos ersticken, blind bleiben. Denn jedes Licht kann nur empfangen werden, um es zu bewahren, um selbst dann auch zu beleuchten.
Wenn die Ehre als Pathos allmählich der Einsicht weicht. Das Gehörte besitzt persönlichen Aufrufcharakter, Gerichtetheit, auf eine ganz andere Weise, als (später) Gelesenes, zu dem es als Leser Stellung bezieht, zu dem es - als Ding, das vor ihm liegt - Distanz hat, das es nie persönlich so aufruft, wie die Stimme des Unterrichtenden. Zu dieser Mündigkeit muß sich jeder Mensch erst entwickeln, und er kann dies erst nach Durchlaufen der unteren Kindheitsstufen, aus denen er die Basis seiner Mündigkeit erhält. Weil er allmählich lernt, auch seinen Gehorsam frei zu handhaben, in dem er lernen kann - oder nicht. (Was das Wesen z. B. der Lehre in einem Handwerksberuf ausmacht).
In jedem Fall ist auch Empfänglichkeit eine Eigenschaft, die herangebildet werden muß, will sie nicht im formlosen Chaos ersticken, blind bleiben. Denn jedes Licht kann nur empfangen werden, um es zu bewahren, um selbst dann auch zu beleuchten.
Wenn die Ehre als Pathos allmählich der Einsicht weicht. Das Gehörte besitzt persönlichen Aufrufcharakter, Gerichtetheit, auf eine ganz andere Weise, als (später) Gelesenes, zu dem es als Leser Stellung bezieht, zu dem es - als Ding, das vor ihm liegt - Distanz hat, das es nie persönlich so aufruft, wie die Stimme des Unterrichtenden. Zu dieser Mündigkeit muß sich jeder Mensch erst entwickeln, und er kann dies erst nach Durchlaufen der unteren Kindheitsstufen, aus denen er die Basis seiner Mündigkeit erhält. Weil er allmählich lernt, auch seinen Gehorsam frei zu handhaben, in dem er lernen kann - oder nicht. (Was das Wesen z. B. der Lehre in einem Handwerksberuf ausmacht).
Weil das Kind Zuversicht wie Glauben hat (und so allmählich zu unterscheiden lernt, weil es ja erst erfahren haben muß, was es später beurteilen können soll), dem Vortragenden darin vertraut, daß das Gesagte für es relevant ist, daß es lohnt, es aufzunehmen, Sätze an sich zu binden. Es muß sich angesprochen fühlen, wissen, daß das liebend Gesagte für es ganz speziell bestimmt ist, und daß es diesem Gesagten gegenüber eine Pflicht zu erfüllen hat, daß es Bedeutung hatte, für es selbst.
Uniformierung in der Schule hat nur dort und dann einen Sinn, wenn es den Namensdruck, den Ernst erleichtert, der das Kind außerhalb der Schule umgibt. Zugleich muß aber diese Uniform (in vielen Ländern buchstäblich gemacht) ein Erhöhendes verheißen, in dem das Kind sich verpflichtet weiß, sich selbst in einem Ethos, in einem bestimmten Geist zu erheben. Wo es sich über den Alltag, aus dem es kommt, hebt, bzw. in diesen erhöht zurückgeht. In einem Ethos, den es mit der Zeit verinnerlicht, angenommen hat, sodaß es allmählich seine Namenspflicht (in der Pubertät) auch leichter zu tragen vermag, bis es diesen Namen in der Welt behaupten muß, bis es auch die Freiheit besitzt, sich seinem eigenen Namen gegenüber frei zu verhalten, seine Inhalte neu zu gestalten.*
Umgekehrt wirkt die Banalisierung, die Gleichgültigkeit dem Kleid (als Name, in dieser Aufgabe, in diesem Anruf, Geheiß, im Gegenpol zum Verniedlichen durch Kosenamen etc.) gegenüber, ein Absinken des Rufes sich zum Vorgetragenen zu erheben. Es braucht deshalb eine Stufigkeit der Klassen, einen Klassenethos ebenso, wie einen Schulethos. Ebnet man diese Unterschiedlichkeiten, die erst Identität und Selbstethos geben, ein, sinkt die Leistung ohne jeden Zweifel. Schule ohne Differenzierung kann deshalb nie Bildung vermitteln, die Kraft zum Selbstsein als Wirklichen des Möglichen bedeutet. Bestenfalls Rationalismus.
*Für Hölderlin ist dieser Punkt - der Jugendlichkeit - übrigens nicht nur der Erneuerungspunkt der Welt, sondern er kennzeichnet sich wesentlich durch das Überschäumen im Gesang. Was immer wieder zu dem seltsamen, erschreckenden, weil so vielsagenden Punkt führt, daß heute von jungen Menschen nicht mehr gesungen wird ... Im Westen. Zumindest immer wieder anders erfährt es der Verfasser dieser Zeilen noch in Ungarn, wo er nach Jahrzehnten (im Westen) erstmals wieder jugendliches, frohes Singen hört.
Uniformierung in der Schule hat nur dort und dann einen Sinn, wenn es den Namensdruck, den Ernst erleichtert, der das Kind außerhalb der Schule umgibt. Zugleich muß aber diese Uniform (in vielen Ländern buchstäblich gemacht) ein Erhöhendes verheißen, in dem das Kind sich verpflichtet weiß, sich selbst in einem Ethos, in einem bestimmten Geist zu erheben. Wo es sich über den Alltag, aus dem es kommt, hebt, bzw. in diesen erhöht zurückgeht. In einem Ethos, den es mit der Zeit verinnerlicht, angenommen hat, sodaß es allmählich seine Namenspflicht (in der Pubertät) auch leichter zu tragen vermag, bis es diesen Namen in der Welt behaupten muß, bis es auch die Freiheit besitzt, sich seinem eigenen Namen gegenüber frei zu verhalten, seine Inhalte neu zu gestalten.*
Umgekehrt wirkt die Banalisierung, die Gleichgültigkeit dem Kleid (als Name, in dieser Aufgabe, in diesem Anruf, Geheiß, im Gegenpol zum Verniedlichen durch Kosenamen etc.) gegenüber, ein Absinken des Rufes sich zum Vorgetragenen zu erheben. Es braucht deshalb eine Stufigkeit der Klassen, einen Klassenethos ebenso, wie einen Schulethos. Ebnet man diese Unterschiedlichkeiten, die erst Identität und Selbstethos geben, ein, sinkt die Leistung ohne jeden Zweifel. Schule ohne Differenzierung kann deshalb nie Bildung vermitteln, die Kraft zum Selbstsein als Wirklichen des Möglichen bedeutet. Bestenfalls Rationalismus.
*Für Hölderlin ist dieser Punkt - der Jugendlichkeit - übrigens nicht nur der Erneuerungspunkt der Welt, sondern er kennzeichnet sich wesentlich durch das Überschäumen im Gesang. Was immer wieder zu dem seltsamen, erschreckenden, weil so vielsagenden Punkt führt, daß heute von jungen Menschen nicht mehr gesungen wird ... Im Westen. Zumindest immer wieder anders erfährt es der Verfasser dieser Zeilen noch in Ungarn, wo er nach Jahrzehnten (im Westen) erstmals wieder jugendliches, frohes Singen hört.
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