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Freitag, 29. März 2013

Widerspruch und Gegensatz

Viele Irrtümer und Mißverständnisse, schreibt Pálagyi, beruhen auf der Tatsache, daß "Widerspruch" und "Gegensatz" nicht sauber unterschieden werden.

Die Bejahung und Verneinung eines Satzinhaltes können nicht gleichzeitig wahr sein. Das wäre ein Widerspruch, und auf dieser Grundlage wäre jedes Denken unmöglich.

Jeder Druck erzeugt gleichzeitig einen Gegendruck. Hier fällt ein Sachverhalt mit seinen Gegensatz zusammen, und das ist eine Tatsache der Welt und Wirklichkeit.* Die bei jeder Berührung eines Gegenstandes zu beobachten ist, und erst sie macht eine Bewegung vollständig.





*Aus gegebenem Anlaß sei etwas Wichtiges hinzugefügt: Es taucht nämlich gar nicht selten die Behauptung auf, daß Gott und Satan in eines zu denken seien. Aus genau dem obgenannten Grund. Wer so denkt, übersieht, daß er dabei Gott als Geschöpf, als weltliches und damit gedankliches Ding denkt, und zudem die Freiheit der lebendigen Geschöpfe völlig außer acht läßt. Die Mutualität vieler Dinge bezieht sich aber nur auf die Geschöpflichkeiten. Nicht auf das Sein an sich also. Die geschöpflichen Dinge sind nur vor dem Hintergrund eines Nichts denkbar, das sie von Gott abtrennt, der Möglichkeit des Nichtseins also, die das Sein an sich ja nicht haben kann. Wobei das Nichts gar kein Ding der Vorstellung ist, sondern eben die Abwesenheit von Dingen, damit gar nicht vorstellbar IST. Das hat seine Bedeutung im Sprechen darüber, in der Metaphysik. Aber das Wesen Gottes ist eine andere Kategorie, die des Absoluten

Während Satan in die Kategorie des Geschöpflichen fällt, seine Nichtungsabsicht sich also auf die Schöpfung und damit auf die Bedingtheit bezieht. Weshalb für Gott auch die Begrifflichkeit, die ja auf eine Metapher und damit auf Geschöpfliches zurückgeht, weshalb im Judentum überhaupt teilweise ein Name für Gott vermieden wurde, weil er nie Gott gemäß wäre, versagen muß. Gott ist dem Menschen niemals faßbar, im strengen Sinn kann man von ihm nur ableitungsweise, bildhaft, und vor allem ausschließungsweise sprechen, als das, was er nicht sein kann. Gott ist uns unzugänglich. Nicht aber Satan, der (als gefallener Engel) immer noch an Gott in der Weise des Geschöpflichen teilhaben muß, sonst gäbe es ihn gar nicht. Satan, das Böse, bezieht sich also in seinem Haß zwar auf das Sein, dem er sich immer verdankt, in seiner Möglichkeit aber auf das Geschöpfliche. Die Hypostase Jesu bezieht sich deshalb nicht auf dessen Geschöpflichkeit, er ist kein Geschöpf, sondern als Gott SELBST Wahrheit, in der Gestalt Mensch. Deshalb den Menschen nicht in der Sündhaftigkeit, der Möglichkeit des Nichts gleich. Jesus ist deshalb nur als persönliche Begegnung (soweit überhaupt) begreifbar, nicht als "Lehrer" oder "Religionsstifter" etc., von denen er sich s.o. grundlegend unterscheidet. Von ihm geht die Geschöpflichkeit aus, er ist selber aber nicht Geschöpf, wie jeder andere Religionsstifter oder Lehrer. Synkretisten gehen also von einer völlig inadäquaten, weltimmanenten Kategorie aus, sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Die Schlüsselfrage nach Jesus ist: "Wofür halten mich die Menschen?". Es ist die Frage, ob man glaubt, daß er Gott selbst ist.

In einer Diskussion ist einmal der Einwand aufgetaucht, daß doch Jesus selbst der Versuchung unterlegen wäre. Er müsse also offenbar doch versuchbar gewesen sein. Nun, der Gang Jesu in die Wüste vor dem Beginn seines öffentlichen Wirkens zeigt nur eines: Daß Gott als Mensch auch die Historizität des Menschseins auf sich nahm, weil es Menschsein als Geschöpf ohne Geschichte nicht gibt. Er mußte auch selbst - als Mensch - begreifen lernen, daß er Gott ist, dieses Gottsein in sein Menschsein auf allen Ebenen, also auch als reifer, herangewachsener Erwachsener mit realer irdischer Geschichte, hineintragen. Nur auf diese Ebene bezieht sich die Versuchung Satans, der die wirkliche Kategorie Gottes ja selbst gar nicht erkennt - das zeigt sich ja in der Versuchung im Paradies: "Sein wie Gott" ist sein Losungswort. Der Mensch soll über dieselbe Schwelle stolpern, über die er gestolpert ist, die er nicht erkannt hat. Hätte Satan Gott erkannt, so hätte er, an dem - Lucifer, Lichtbringer - die gesamte Schöpfung (aber auch er selbst: als Geschöpf, als Engel) hing, gegen ihn entschieden. In der Versuchung in der Wüste hätte er, wenn man so will, das öffentliche Wirken, das Erlösungswerk selbst gefährden können bzw. war das seine Absicht: als Eingriff in die Selbstbewußtwerdung Jesu als Mensch. Niemals aber hätte er Gott stürzen können, der als Sein das Gute ist

Aber er hat Gott eben verkannt. Jesu klare Zurückweisungen zeigen damit die Vollannahme seiner Sendung als Mensch, aber in unserem Sinn als Gefallene versuchbar war er nicht. Gott KANN gar nicht das Böse wollen, es wäre ein Widerspruch in sich. Genau das hat seine Reaktion ja gezeigt. Ein Moment, das später sogar noch in der Ölbergnacht und am Kreuz kurz aufblitzt, und für die Erlösungstat selbst wesentlich ist, weil sie erst das Menschsein ganz, bis ín den letzten Winkel hinein, in diese Wirklichkeit Gottes - in der möglichen Teilhabe als Geschöpf, die aber menschliche Antwort braucht - hineinnimmt. Weil Jesus so die (bildlich gesprochen) letzte Reserve des Menschseins (als Sein zu sich, ein Akt, kein passives Faktum) noch aktiviert.

Mit einem wesentlichen Detail: Auch Jesus hat den messianischen Auftrag erhalten - sich ihn nicht einfach aus dem Finger gesogen, weil er sich selbst für gut hielt. Das tat er nämlich gar nicht: Der Anfang der Erkenntnis Gottes liegt in einem zerknirschten Herzen, der entscheidend Grund, warum Satan Gott NICHT erkennt. Abgesehen von den Einflüssen, die man sich in seinen ersten 30 Jahren nur vorstellen kann, steht am Anfang seines Auftretens als Messias - und von da an auch erklärt er den Tempel der Juden, den bisherigen Gottesdienst, für ungenügend, er wird ihn übersteigen - die demütige Taufe durch Johannes, und von ihm bereits, aber dann von der Stimme, der herabkommenden Taube, erhält er die definitive Sendung: Als Sohn Gottes. 

Nur der Frevler ernennt sich selbst. Jesus erhielt seine Ernennung von außen, und als Sohn Gottes kann nur Gott Vater für ihn zeugen, kein Mensch, beginnend bei der Verkündigung an seine Mutter.





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