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Freitag, 15. März 2013

Wahrscheinliche Tatsachen

Aus 2009) Man lacht befreit auf, wenn man Poincaré's hellen Überlegungen zur Wahrscheinlichkeit begegnet, wo er zeigt, daß in der Physik, die doch im Volksmund als so "sicher" gilt, lediglich eine mehr oder weniger hohe Wahrscheinlichkeit - der Einfachheit halber - angenommen wird, deren Grad an Wahrscheinlichkeit - "als das Verhältnis der Anzahl der diesem Ereignisse günstigen Fälle zur Gesamtzahl der möglichen Fälle" - wiederum auf den verschiedensten Annahmen zur Wahrscheinlichkeiten aufbaut ...

Während gleichzeitig jede Wissenschaft unmöglich wäre, wenn sie nicht auf genau diesem "dunklen Instinkt" aufruhte, den man auch "gesunder Menschenverstand" nennt.

Henry Poincaré geht gar so weit, daß er sagt, daß alle Wissenschaft unbewußte Anwendung von Wahrscheinlichkeitsrechnung ist. Verwirft man diese Wissenschaft, so verwirft man die ganze Wissenschaft.

"Wir sind Unwissende und dennoch müssen wir handeln. Um handeln zu können, haben wir nicht Zeit zu einer Untersuchung, die genügen würde, um unsere (Unwissenheit zu beseitigen; eine solche Untersuchung würde eben eine unendliche Zeit kosten. Wir müssen also eine Entscheidung treffen, ohne die nötigen Kenntnisse zu haben; man muß es auf gut glück tun und nach Regeln handeln, über deren Berechtigung man sich nicht klar ist. Ich weiß nicht daß diese oder jene Sache richtig ist, aber ich weiß, daß es für mich das beste ist zu handeln, als ob sie richtig wäre."

Nur innerhalb dieses Grundvertrauens einerseits, das anderseits ein gewisse Furchtlosigkeit vor dem Eintreten des Unwahrscheinlichen einschließt, kann also gelebt und gehandelt (und gewußt) werden. Und: Innerhalb des philosophischen Gesetzes des "zureichenden Grundes". Nie ist es also das Wissen, das unserem Dasein zugrundeliegt! Es ist ... der Glaube an etwas, das alles Faktischer übersteigt, eine andere Qualität ist. Und der die Annahme von "Stetigkeit" (eher als Chaos!) in den Ereignissen der Natur so nahelegt, ohne welche Annahme experimentelle Wissenschaft überhaupt unmöglich wäre.

Je umfassend wahrer die Annahme, die Hypothese ist, desto mehr umfängt sie die Wahrscheinlichkeit, desto weniger kann ihr Anwender überrascht werden.




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