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Donnerstag, 5. Mai 2011

Braucht Schönheit Rechtfertigung?

Ich habe das Filmchen von Mercedes gewählt, weil an ihm etwas deutlich wird: daß nämlich "green" - "öko" auf neudeutsch - der rationalistischen, berechnenden Seite zuzurechnen ist. Und damit klar wird, daß es Etikettenschwindel ist, die Öko-Bewegung pauschal auch mit "Herz" zu etikettieren! Nichts weniger als das ist ihr Grund, wo es darum geht, das Leben mit "Rationalität" zu durchdringen, die im Grunde nur verrücktgewordene Anmaßung ist. Die Grünbewegungen profitieren von dieser einen Sehnsucht, die die Menschen haben, das ist gewiß. Aber sie sind gerade in ihrem Öko-Technizismus ihr gerades Gegenteil: sie sind der zeitgemäße Fortgang der rationalistischen Weltzerstörung, die den Dingen ihr Ganzsein nimmt, zugunsten einer Reduktion auf Gebrauch, Zuhandenheit und direkter Funktion. Und damit zerstört er die Freude - die aus dem Schönen stammt. Und nur dorthin kann der Weg führen. Noch nie hat ein Weg des Rationalismus die Menschheit zum Besseren geführt, im Gegenteil: er führt immer in den Tod. Denn die Welt als Gesamtheit ist ihr Sinn. Die Gesamtheit aufzulösen ist an sich bereits ein Defekt.

Es gibt deshalb nichts Widerlicheres als eine Nobelmarke, die "öko" auf ihre Fahnen schreibt, um sich zu rechtfertigen! Schönheit ist genau das Gegenteil: sie ist rechtfertigungslose Behauptung seines Soseins. In der Schönheit, schreibt Spaemann einmal, ist das Dasein dem Zweck übergeordnet, feiert sich das Dasein selbst. Die Höhe eines Dings, eines Sache, definiert sich gerade darin, je mehr es "für sich" steht. Das verlangt nicht einmal Perfektion, ja zum Gegenteil: der kleine "Mangel" macht das Schöne als Erlebnis erst noch bewußter, und weitet den Genuß damit bis in die letzten Winkel des menschlichen Geistes aus, sie vervollkommnet das Ding, das wie alles irgendwann der Entropie anheimfällt, zerfällt. Schönheit ohne diese kleine Traurigkeit ist deshalb nicht menschliche Schönheit.

Schönheit, schreibt Nicolás Goméz Dáavila, geht jeder kritischen Analyse voraus. Es deprimiert, wenn die letzten Dinge, die uns noch verblieben sind, plötzlich auch ihr Selbstsein auflösen sollen, um sich dem Leviathan aus blödsinnigem Rationalismus der Gegenwart einzugliedern.


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