Weil hatte sich direkt dem Leben einer Fabrikarbeiterin ausgesetzt, und erlebte binnen kürzester Zeit innerliche Bergstürze. Vom Kommunismus war sie endgültig geheilt, dem sie unterstellte, nur die eine Diktatur durch eine andere, noch schlimmere sogar, zu ersetzen, die der Bürokraten und Funktionäre. Auch stimmten die marxistischen Theorien einfach nicht: der in unmenschliche Sklaverei (in den Fabriken) gezwungene Mensch strebt nicht auf eine Revolution zu, sondern er bricht innerlich, wird zum entwürdigten Teil der Maschinerie, verliert alles Geistige, Höhere des Menschseins, wobei Weil immer wieder von der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft berichtet, die sie dort findet.
Das war es, was Weil so entsetzte, sodaß sie meinte, keiner der Ideologen der Weltumstürze hätte jemals in seinem Leben an einem Fließband gestanden, mehr erlebt als Schreibtische und Plaudersalons. "Die historische (hegel'sche; Anm.) Dialektik, die soziale Befreiung notwendig hervorbringt, gibt es nicht." Das Herr-Knecht-Verhältnis ist nicht aufhebbar, man kann es bestenfalls abmildern, abschwächen, in langen Prozessen.
"Alle Arbeit an der Maschine erfordert frühzeitige Dressur des Arbeiters, damit er seine eigene Bewegung der gleichförmig stetigen Bewegung eines Automaten anpassen kann. [...] In der Fabrik existiert ein toter Mechanismus unabhängig von den Arbeitern, und sie werden ihm als lebendige Anhängsel einverleibt."
Der heutige Mensch ist zum Sklaven geworden, der ohne den Sinn seiner Tätigkeit zu erfahren, ohne ihn bestimmen zu können, einem Apparat (als den man auch den bürokratischen Staat, den Leviathan, ansehen muß; Anm.) existentiell ausgeliefert ist, der selbstherrlich Entscheidungen trifft. Unter dieser Erfahrung verändert sich der Begriff vom Leben für die Menschen, schreibt Weil. Alles Kühne des menschlichen Geistes entschwindet, der Mensch nimmt die Mentalität eines dumpfen Tieres an.
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