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Sonntag, 1. Mai 2011

Es passiert nebenbei

Es ist bemerkenswert, daß die zentrale Selbsterhaltungstätigkeit der Menschheit an sich - in die der Einzelne ohne gefragt zu sein eingegliedert ist, versagt er hier, bricht die gesamte Menschheit - eine indirekte Folge eines höchst persönlichen Wollens ist:

Die Zeugung eines Menschen passiert auch dann, wenn die Liebenden, die nichts als diese tiefe personale Verschmelzung wollen, gar nicht wissen, was da passiert. Der Mensch wird also nicht "gemacht", wie Spaemann es formuliert. Kein Mensch ist ein "Produkt", er ist Folge. Das macht seine Würde aus, er verdankt sich dem Geheimnis und tritt als unseresgleichen in die Welt. Ja, gerade wenn die Begegnenden "daran denken", ist die Gefahr des Mißlingens gerade dieses Moments, der diese Wirklichung aus sich explodieren läßt, hoch. Genau darin liegt das Kriterium aber, was denn Liebe überhaupt ist, die doch nicht rechnet!

Diese Natürlichkeit zu bewahren ist deshalb unabdingbarer Teil eines natürlich-gesunden Lebens. Alles Redereien über "verantwortete Elternschaft" hat spätestens hier haltzumachen, und ist deshalb so rasch einfach lächerlich. Nur die Liebe und Hingabe zweier Menschen ist der Kernpunkt. Daraus erfließt das Beste und Höchste, zu dem der Mensch fähig ist.

Ganz ähnlich ist es, schreibt Spaemann, mit der Erziehung. Auch sie ist nicht "machbar", und je mehr das geglaubt wird, desto mehr wird man feststellen, daß die Wertmaßstäbe, um die es vorgeblich geht, genau nicht mehr weitergegeben werden (sondern das Weitergegebene selbst sinkt einfach ins Ungewußte ab, um sich doch dem natürlichen eher anzunähern, als jedem bewußt Gewollten)

"Menschliches Machen ist immer eingebettet  in eine umfassendere Form der Praxis, des Tuns, das dem Machen erst seine Orientierung gibt, sein Ziel, sein maß und auch die Grenzen in der Wahl der Mittel. Charakteristisch an unserer Epoche ist, daß sich das Machen, die Technik weitgehend von solcher Orientierung emanzipiert hat und selbst die Ziele vorgibt. Das Machbare zu machen wird zum Ziel. Die Mittel suchen sich dann ihre Zwecke, und der Fortschritt ist nicht durch ein erreichbare Ziel definiert, sondern er ist ein Weitergehen, ohne daß die Frage gestellt werden kann, ob es eine Weg zum Besseren ist oder nicht. Ein Aphorismus Goethes lautet: Niemand geht weiter als der, der vergessen hat, wohin sein Weg führt."

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