Ehe der Papst twittert, kommt das Ende
Notizen zum Internationalen Bloggertreffen am 2. Mai 2011 im Vatikan
Teil 1) WORUM ES GEHT
Da sind einige wenige Sätze, sie fallen recht spät, schon
deutlich nach der Pause, und der Argentinier Pater Luzio Ruiz, der speziell für die
Internetagenden des Vatikan zuständig ist, spricht sie aus, wiederholt sie
sogar mehrmals: Man könne doch den Papst nicht von Tür zu Tür schicken! Und: Man
könne erst über Blogs und diese Kommunikationsformen etwas sagen, etwas tun,
wenn man wisse, womit man es überhaupt zu tun habe. Und: Die Frage des Agierens
im Internet sei eine theologische Frage.
Via della Conciliatione - Blick auf St. Peter |
Diese Sätze, die ich in noch keinem anderen Bericht über dieses Ereignis las, heben den Kern des Bloggertreffens im Löffel aus
aller Zuckerwatte. Ein Treffen, zu dem der Vatikan 150 Blogger aus aller Welt einlud,
und das am 2. Mai im Palazzo Pio X. stattfand.
Und er tat es tatsächlich, um zu
hören, um zu sehen, um ein wenig mehr Klarheit zu erhalten, womit man es
überhaupt zu tun habe, bei den Blogs, ja überhaupt bei den neuen Kommunikationsformen, wie Twitter, Facebook. Und zur begrifflichen Klarheit gehört es gleich dazu, präzise zu bleiben: Es sind KommunikationsFORMEN, keine (oder nur bedingt) MITTEL. An diesem kleinen aber feinen Unterschied wird noch einiges aufgehangen, von dem hier zu lesen sein wird.
Denn möglicherweise, ja wahrscheinlich, ist das
Blog – diese tagebuchartig geführte Meinungsäußerung „up from the grassroots“,
von jedermann also, und das englische Wort Pater Lombardi’s, des Pressesprechers des Vatikan,
Direktors von TV- Radio Vatikan, etc. etc., läßt eine schöne Querverbindung zum
deutschen „Das Gras wachsen hören“ herstellen - eine contradictio in adjectio, gewissermaßen: ein Widerspruch zum behaupteten Zweck.
P. Federico Lombardi, Pressesprecher d. Vatican |
Dabei sitzen im Sala congressi in der Via della Conciliacione
ohnehin keineswegs „nur katholische Blogger“, wie manche aber zu glauben
scheinen, auch das ein Symptom derselben Gruppe, zu der das eigentliche Thema gehört. Und keineswegs herrscht dasselbe Verständnis unter allen, was denn
auch katholisch sei, da solle man sich keine Illusionen machen angesichts eines
Klimas, das Pater Lombardi als so überaus
konstruktiv und positiv bezeichnet. Man spüre – wie er das Wort betont: "feel" –
dieses Klima der Kommunikation, man spüre, daß hier Menschen zusammenträfen, die gewöhnt seien, sich auszudrücken.
Damit meine ich nicht David Ratnarajah, den tamilischen Priesterstudenten, der
neben mir zu sitzen kommt, und mit dem ich sofort in ein tiefes Gespräch komme, als kennten wir uns schon jahrelang. Dabei kann ich seinen Blog ganz gewiß nicht lesen. Und gesehen habe ich ihn soeben zum ersten mal.
"The
problem is that the internet-consumer is forced to decide," ziehe
ich dann Fazit unseres ersten Gesprächs, ehe sich angesichts des gefüllten
Saales ein Ukrainer zwischen uns drängt. "The problem is that because of that he is in the position of a judge. But
meeting truth is not a case of better information or a summary to be drawn
under arguments ..." "Yes," vollendet er, "it is a case of personal meeting, in all
its dimensions."
"It is a case of personal habit and posture. And the problem is
that the posture to take part on faith is contradictionary to this posture of
judgement, I am forced in internet."
"You are so right," sagt er. Oder, sagen wir es mit der völlig unverdächtigen Erika Pluhar: Das
Theater ist tot, weil es die Menschen nicht mehr zu sich hinaufzieht,
sondern zu ihnen hinabsteigt.
Fortsetzung morgen – Teil 2) DA SAGT ER: BLOGGER SIND EIN WENIG VERRÜCKT
*070511*