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Mittwoch, 11. Mai 2011

Ehe der Papst twittert, kommt das Ende - V


Notizen zum Internationalen Bloggertreffen am 2. Mai 2011 im Vatikan


Teil V) WER SOLL DENN DIESE GANZEN MEINUNGEN LESEN?


Wer soll das alles aber lesen? Denn das gehört doch mitüberlegt, wenn man von der Relevanz des Bloggens spricht, so wie es keinen Sinn macht, ein Produkt in die Auslage zu stellen, für das ganz sicher niemand Bedarf hat. Oder weil die Auslage in den dunkelen Innenhof hinausschaut. 

Noch dazu, wo es ein sehr reales Du braucht, man sich also fast kennen muß, im realen Leben, um sich für das, was der andere von sich gibt, zu interessieren, weil die Qualität der Information vom Kennen des Informanten abhängt. Nein, höre ich da sofort die zahlreichen Stimmen der Blogger, die doch alle von der hohen Sendung so überzeugt sind. Nein, alles nicht wahr! Niemals würden sie die These auch nur reflektieren, daß diese ganze Bloggerei, die sich von so hoher Mission sieht, nur dem Ego dient, nur eine einzige Ausrede ist, virtuell, wie dieses ganze Internet, das - vergesse man alleine das nicht! – ein „Bild von“ ist, in vielerlei Hinsicht, das also wie eine Photographie nur existiert, weil es ein Reales gibt, auf das sie sich bezieht, das also nicht wie ein Kunstwerk für sich steht, als „etwas“, und das werden wir noch näher begründen, später, daß also diese ganze Bloggerszene eine einzige Flucht vor der Wirklichkeit ist! Wo sich Menschen einreden, zu handeln, und in Wirklichkeit – fliehen sie genau vor diesem Handeln. So, wie sich die meisten Menschen eine Unmenge von „Aufgaben“ suchen, um nur die eine Aufgabe, die sie zu tun hätten, zu vermeiden. Denn die Ethik liegt im Subjekt, nicht in seiner Tätigkeit. Und gefangen von der Funktion, von der das Internet so voll ist, lebt und atmet die Illusion in vollen Zügen, daß etwas geschehe – aber es geschieht dabei gar nichts. Wie die Liturgie an so vielen Orten …

Da paßt auch das dazu: Ob man nicht, so - wieder eine Frau - eine Amerikanerin, wenn ich mich recht erinnere, so etwas wie eine Imprimatur, auf diözesaner, oder weltkirchlicher Eben, geben könne? Eine Art Gütesiegel, aus dem hervorgehe: hier sei Katholizismus drin, wenn das draufstehe!? Lombardi winkt sofort ab. Das sei unmöglich. Man habe es hier mit dynamischen Inhalten zu tun, wie solle man so etwas handhaben.

Und das wolle sie auch nicht, springt da fast eine nächste Amerikanerin auf – wieder eine Frau. Sie wolle ihr Blog dazu nützen, ihre Meinung zu vertreten, aus und basta. Daß sie im Dunstkreis jener sitzt, im Saal, und in der Wirklichkeit sowieso, die die ganze Zeit davon sprechen, daß sie die Kirche verteidigen wollen, die Inhalte der Kirche vermitteln wollen, die „neuevangelisieren“ wollen – das fällt ihr gar nicht auf. Wie ist das vereinbar: den Glauben verbreiten, und seine Meinung kundzutun …, sich – sie sagt es vehement – nicht instrumentalisieren lassen, und dienen?!

Wenn aber, gesetzt den Fall, ein Blog der Verkündigung dient, mit seiner Information, dann stellt sich als nächstes die Frage: wozu soll das ein Laie machen? Wozu jemand, der nie dazu berufen wurde, sondern der sich selbst dazu berufen fühlte? Denn was Jeanne-Beylot von sich gibt, wenn er sagt: wir sind getauft, und deshalb gesendet, das ist, mit Verlaub, blanker Unsinn! Denn die Verkündigungsaufgabe des Laien schaut anders aus als die eines Priesters oder Predigers. So, wie Jesus (präsent, sichtbar in der Liturgie, im Sakrament) das Wort IST, wir als Menschen aber nicht einfach SIND, es sei denn wir würden uns pauschalier die höchste Stufe der Mystik zuschreiben, wie Johannes vom Kreuz oder die schon erwähnte Theresie von Avila es beschreiben. Wobei, wobei ... den Verdacht, daß sich so mancher so einschätzt, kann man nicht vom Tisch weisen. Aber das ist natürlich, natürlich "böse".

Wie also nach außen kommen? Wie zu einer gehörten Stimme werden, die über den Kreis der ohnehin „Eingeweihten“ wirklich hinausgeht, sieht man von „Zufallstreffern“ ab? Über Köder, wie Vonhögen es macht? Hier eine Nachricht über Krötenzug in der Provence – dort der Hammer der Evangelisation hinter dem Rücken? Darin liegt eben schon das Grundmißverständnis, was denn Verkündigung überhaupt sei, wie sich denn Wahrheit überhaupt transportiert, und wie sie transportiert werden kann. Jeder Verkaufstrainer weiß, daß ein Produkt einen Nutzen braucht, der Kunde „kauft“ nur einen Nutzen. Jeder Verkaufstrainer weiß, daß man sich im Verkauf nicht aufdrängen darf, dann ist der Kunde auf jeden Fall verloren. Anderseits, selbstverständlich, ist Gemeinschaft, Communio, immer über ein Drittes erst möglich.

Ist aber damit nicht diese ganze katholische Bloggerschar für "A & F", um es sehr sehr salopp zu formulieren? Macht sie sich einfach etwas vor? Ist ein Blogger für den Vatican wirklich nur ein Objekt der Pastoral? Wenn der Verfasser dieser Zeilen alleine rekapituliert, wieviele Anschreiben er im Vorfeld, und auch später, von Teilnehmern!, erhielt, mit Hinweisen auf deren Blog, einige male noch mit dem Hinweis "feel free to share, to forward, to link, to comment or to criticize it", bei Blogs die sich offenbar genau in dieser "Evangelisierungsschiene" zu begreifen scheinen, dann hat das in dieser eigentümlichen Art eines Hilfeschreis, oder Größenwahns, oder beides, einen kräftigen Zug von Irresein. Die jeweiligen Damen, und solche waren es in dem Fall ausnahmslos, mögen es mir nicht übelnehmen.

Apropos Frauen – ich habe keine Strichlisten geführt, denn es fiel erst mit der Zeit auf, aber ich erwähne es, weil es zum Thema gehört, möge der geneigte Leser sich selber erklären, warum: es sind vorwiegend Frauen, die sich aus dem Auditorium zu Wort melden, und wenn es um provokante Fragen geht, dann sind es auf jeden Fall Frauen. Von Männern, oder Männlein, kommen nur Fragen wie „Wann gibt es das nächste Treffen?“ Für die ist vielleicht sogar schon alles erledigt, hat es sich mit der eigenen Meinung, angesichts der Ehre einer solch hohen Einladung. Und das ist beschämend. Aber es ist Aussage der Zeit. Und über Blogs. Bei denen ich mich an die "freie Theaterszene" erinnert fühle, die nur solange "frei" ist, solange sie nicht - endlich, denn nur darauf arbeitet sie hin - anerkannt wird. Dann ist sie endlich etabliert.  Und nur das wollen sie ja alle: Anerkennung. Ihren Platz an der Sonne.

Aber eine "freie Szene" darf das nicht! Ein Schriftsteller, ja nicht einmal ein Journalist darf das nicht! Sonst ist er nur noch Rädchen in einer Maschine, sonst verrät er seinen Beruf. Ist es bei der (selbst ernannten) katholischen Bloggerszene anders? Ist die Bloggerszene also nicht wie die Theaterszene lediglich eine Simulation von Freiheit, und in Wahrheit ein Gerangele, endlich offiziell Wichtigkeit im großen Apparat zu haben, weil der Apparat zu sein?










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